HPG veröffentlichen Identität von Zap-Gefallenen

Die Guerillakämpfer:innen Agir Çekdar, Besta Agir, Asmîn Seyit und Cemal Dêrazor sind im Widerstand gegen die türkische Besatzung in der Zap-Region ums Leben gekommen. Die HPG haben ihre Identität bekannt gegeben und würdigen ihren Kampf.

Asmîn Seyit, Agir Çekdar, Cemal Dêrazor und Besta Agir

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die Identität von vier Guerillakämpfer:innen veröffentlicht, die im Widerstand gegen die türkische Besatzung in Südkurdistan gefallen sind. Agir Çekdar, Besta Agir, Asmîn Seyit und Cemal Dêrazor kamen demnach im August an der Westfront der Zap-Region ums Leben. Zu den näheren Umständen ihres Todes teilten die HPG am Montag mit: „Am 8. August infiltrierten unsere im Widerstandsgebiet Girê Cûdî aufgestellten Kräfte um etwa 1:45 Uhr ein Gipfellager der türkischen Besatzungstruppen. Die Aktion wurde als Zwei-Fronten-Angriff umgesetzt; unsere Kräfte setzten die feindlichen Stellungen aus dem Nahabstand mit Handgranaten und Handfeuerwaffen unter Beschuss, außerdem kam es zu Gefechten. Infolge wirksamer Schläge wurden drei der Stellungen vollständig vernichtet. Gegen 2:10 Uhr flogen Kampfflugzeuge insgesamt sechs Angriffe auf das Kampfgebiet. Infolge dieser Attacken schlossen sich unsere Freund:innen der Karawane der Gefallenen an.“

Die vollständige Identität der gefallenen Kämpfer:innen lautet:

                               

Codename: Agir Çekdar

Vor- und Nachname: Serdar Kılınç

Geburtsort: Bedlîs

Namen von Mutter und Vater: Semiha – Maruf

Todestag und -ort: 8. August 2024, Zap

Codename: Besta Agir

Vor- und Nachname: Evin Ateş

Geburtsort: Sêrt

Namen von Mutter und Vater: Nuriye – Ibrahim

Todestag und -ort: 8. August 2024, Zap

Codename: Asmîn Seyit

Vor- und Nachname: Zehra Angay

Geburtsort: Amed

Namen von Mutter und Vater: Ayhan – Mehmet Sıdık

Todestag und -ort: 8. August 2024, Zap

Codename: Cemal Dêrazor

Vor- und Nachname: Bashar Salih

Geburtsort: Deir ez-Zor

Namen von Mutter und Vater: Yezi – Salih

Todestag und -ort: 8. August 2024, Zap


Agir Çekdar

Agir Çekdar wurde in Tetwan bei Bedlîs (tr. Bitlis) in eine mit dem kurdischen Befreiungskampf verwurzelte Familie geboren. Den HPG zufolge schloss er sich 2013 in Bakur der Guerilla an – Auslöser für diese Entscheidung sei das Massaker von Paris gewesen. Bei dem Dreifachmord in Frankreichs Hauptstadt waren am 9. Januar 2013 die kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız, Leyla Şaylemez und Fidan Doğan von einem Attentäter des türkischen Geheimdienstes erschossen worden.


Nach einem kurzen Aufenthalt in Nordkurdistan wechselte Agir Çekdar in die Medya-Verteidigungsgebiete. Er kämpfte einige Jahre in verschiedenen Regionen, bevor er der Sondereinheit Hêzên Taybet beitrat, die ideologischen Tiefgang und explizite Opferbereitschaft voraussetzt und eine intensive Ausbildung erfordert. Darüber hinaus wirkte er beim Ausbau der Guerillainfrastruktur in Südkurdistan mit und beteiligte sich am Tunnelkrieg gegen die türkische Besatzung.

Besta Agir

Besta Agir wurde in der Provinz Sêrt (Siirt) als Angehörige des Stammes der Alikî geboren. Ihr patriotisches und von der kurdischen Kultur geprägtes Elternhaus war die Basis ihrer Politisierung. Deshalb war die PKK ihr bereits als Kind ein Begriff – auch, weil sich viele Familienangehörige, darunter ihr Bruder, im Zuge der Kriegsrealität in Kurdistan dem bewaffneten Befreiungskampf angeschlossen hatten. 


Der Guerilla schloss sich Besta Agir 2014 in Nordkurdistan an; als Reaktion auf die Massaker der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im ezidischen Şengal sowie in Kobanê in Rojava, wie die HPG betonen. Bald darauf ging sie nach Südkurdistan, wo sie zunächst den Verbänden freier Frauen (YJA Star) beitrat und anschließend Teil der Hêzên Taybet wurde.

Asmîn Seyit

Asmîn Seyit wurde als Tochter einer sich dem kurdischen Widerstand verschriebenen Familie in Bismîl bei Amed (Diyarbakır) geboren. Auch sie schloss sich wie Besta Agir nach den Massenmorden des IS in Şengal und Rojava 2014 der Guerilla an. Sie gehörte ebenfalls der autonomen Frauenguerilla der PKK und der Sondereinheit Hêzên Taybet an.


Cemal Dêrazor

Cemal Dêrazor war arabischstämmig und wurde im ostsyrischen Deir ez-Zor geboren. Bevor er vor rund fünf Jahren zur Guerilla in die Berge ging, war er Mitglied der Volksverteidigungseinheiten in Rojava. Dort beteiligte er sich unter anderem am Widerstand gegen den Angriffskrieg der Türkei vom Oktober 2019. Damals kämpfte er an der Front von Girê Spî (ar. Tall Abyad). Die Stadt wurde wie das benachbarte Serêkaniyê (Ras al-Ain) von der türkischen Armee und dschihadistischen Verbündeten besetzt.


„Agir Çekdar, Besta Agir, Asmîn Seyit und Cemal Dêrazor waren vier Protagonist:innen des Widerstands, die richtungsweisend handelten. Jeden Augenblick ihres Daseins verbrachten sie selbstlos und mit großem Mut auf die feindlichen Stellungen zu. Wir versprechen, dass wir ihren Idealen folgen werden. In diesem Sinne sprechen wir den Familien unserer Gefallenen und dem kurdischen und arabischen Volk unser Beileid aus“, erklärten die HPG.