HPG veröffentlichen Identität von vier Gefallenen

Die Guerillakämpfer Êrîş Avent, Gever Partîzan, Taylan Şaho Tolhildan und Baran Hezex sind im vergangenen Herbst im Widerstand gegen die türkische Besatzung in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von vier Gefallenen veröffentlicht. Die Guerillakämpfer Êrîş Avent, Gever Partîzan, Taylan Şaho Tolhildan und Baran Hezex sind im vergangenen Herbst im Widerstand gegen die türkische Besatzung in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen. Die HPG würdigen ihre gefallenen Kämpfer als apoistische Militante und opferbereite Helden und erklären: „Unsere Weggefährten Êrîş, Partîzan, Şaho und Baran haben mutig für unsere Würde, unser Land und eine freie Zukunft gekämpft und sich auf diesem Weg der Karawane der Gefallenen angeschlossen. Wir erinnern uns an sie mit Dankbarkeit und großem Respekt und geben unser Wort, ihnen und allen unseren Gefallenen verbunden zu bleiben.“ Den Angehörigen der Gefallenen und dem Volk Kurdistans sprechen die HPG ihr Beileid aus.

                                   

Codename: Êrîş Avent Gever
Vor- und Nachname: Mahsum Korkmaz Özek
Geburtsort: Gever
Namen von Mutter und Vater: Saliha – Servet
Todestag und -ort: 2. Oktober 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Partîzan Taylan
Vor- und Nachname: Idris Bozkurt
Geburtsort: Agirî
Namen von Mutter und Vater: Altun – Şefik
Todestag und -ort: 2. Oktober 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Şaho Tolhildan
Vor- und Nachname: Nasır Fereci
Geburtsort: Rewanser
Namen von Mutter und Vater: Fanus Alizade – Ali
Todestag und -ort: 27. Oktober 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Baran Hezex
Vor- und Nachname: Rıdvan Demir
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Hediye – Şabettin
Todestag und -ort: 23. November 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Êrîş Avent Gever

Êrîş Avent Gever ist in der nordkurdischen Widerstandshochburg Gever geboren. Seine Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und seine Eltern gaben ihrem Sohn den Namen des legendären Guerillakommandanten Mahsum Korkmaz. Êrîş wuchs in einer entsprechenden Atmosphäre auf und träumte bereits als Kind davon, eines Tages Guerillakämpfer zu werden. Sein Cousin Erîş Avent Gever (Cengiz Özek) kam im Freiheitskampf ums Leben und Êrîş ging 2009 ins Zagros-Gebirge, um sich der Guerilla anzuschließen. Er erlernte die grundlegenden Kenntnisse des Guerillakampfes und sein erstes Praxisgebiet war Metîna. Ab 2012 war er Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet, die eine besondere Opferbereitschaft voraussetzt. In dieser Arbeit stach er mit seinem Einsatz und seiner herzlichen und bescheidenen Persönlichkeit hervor. Unter dem Eindruck des Todes seines Cousins und später seines Kommandanten Şervan Varto wuchs seine Wut auf den Feind und die Opferbereitschaft wurde für ihn zu einer Lebensweise. Er übernahm wichtige Aufgaben, die großes Vertrauen, Disziplin und Aufmerksamkeit erforderten, und hielt sich unter anderem in Garê, Zap, Metîna, Zagros und Qendîl auf. Zuletzt nahm er an der Guerillaoffensive Bazên Zagrosê (Zagros-Falken) gegen die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten teil. Am 2. Oktober fiel er zusammen mit Partîzan Taylan bei einem feindlichen Angriff.

Partîzan Taylan

Partîzan Taylan ist in Dûtax in der Provinz Agirî geboren und verbrachte den Großteil seiner Kindheit im Dorf. Das schlichte Leben in einer natürlichen Umgebung prägte seine Persönlichkeit und es gelang ihm, seine Identität trotz der türkischen Spezialkriegspolitik zu bewahren. Da aus seinem nahen Umfeld mehrere Menschen der Guerilla beitraten, empfand er früh Nähe zum Befreiungskampf. In seiner Jugend musste er in eine türkische Metropole gehen, um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. Dort kam er in Kontakt mit der kurdischen Jugendbewegung. Als der IS 2014 Kobanê und Şengal angriff, wollte er sich dem bewaffneten Kampf anschließen, wurde jedoch verhaftet. Während seiner kurzen Haftdauer wurde ihm die Realität des türkischen Staates noch stärker bewusst und er beteiligte sich nach seiner Entlassung aktiv an der Jugendarbeit. Nach dem Tod seines Verwandten Taylan Ararat im Befreiungskampf wollte Partîzan Ende 2018 zur Guerilla gehen, geriet jedoch erneut in Gefangenschaft. Als er entlassen wurde, ging er 2019 in die Berge und absolvierte eine Grundausbildung. Danach beteiligte er sich mit großer Energie an der Errichtung von Tunnelanlagen und wurde schließlich Kämpfer einer mobilen Einheit. Angesichts der Vernichtungsangriffe der türkischen Armee schlug er sich mehrfach für eine Selbstaufopferungsaktion vor. Am 2. Oktober kam er zusammen mit Partîzan Taylan bei einem feindlichen Angriff ums Leben.

Şaho Tolhildan

Şaho Tolhildan ist in Rewanser in der ostkurdischen Provinz Kirmaşan geboren. Seine Familie war patriotisch und er wuchs in einem natürlichen Umfeld mit hohen ethischen Wertvorstellungen auf. Das kapitalistische System hatte keine Auswirkungen auf seine Sozialisation, aber er erkannte früh die in der Gesellschaft herrschenden Widersprüche. Sein Land war Kurdistan und stand unter der Besatzung verschiedener Staaten, was für ihn keinen Sinn ergab. Als Heranwachsender interessierte er sich für den Befreiungskampf und sah sich verantwortlich für die Freiheit seines Volkes. Vor allem die systematischen Vernichtungsangriffe in den Jahren 2014 und 2015 lösten große Wut bei ihm aus. Er verfolgte mit großem Interesse den Widerstand der apoistischen Militanten von Kerkûk bis Efrîn und ging 2019 in die Berge. Seine Grundausbildung machte er in Qendîl. Die Berge waren ihm nicht fremd und er konnte sich schnell in das Guerillaleben integrieren. Auch bei der Guerilla zeigte er ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl für alle Bereiche des Lebens. Er war fasziniert von dem genossenschaftlichen Umgang miteinander und hatte großes Interesse an den neuzeitlichen Guerillataktiken. In den Medya-Verteidigungsgebieten beteiligte er sich an der Errichtung unterirdischer Verteidigungsstellungen und bildete sich gleichzeitig weiter. 2021 kam er mit einer mobilen Einheit nach Metîna und führte als professioneller Guerillakämpfer zahlreiche unerwartete Aktionen gegen die türkischen Invasionstruppen durch. Die HPG beschreiben Şaho als bescheidenen und aufrichtigen Genossen und apoistischen Militanten mit beispielhaften militärischen Fähigkeiten.

Baran Hezex

Baran Hezex ist in Şirnex-Hezex geboren und gehörte zum Stamm der Torî. Er wuchs in der für die Botan-Region typischen Widerstandstradition auf und empfand bereits als Kind große Wut über die brutale Unterdrückung seines Volkes, die er unmittelbar selbst erlebte. 2015 schloss er sich in Botan der Guerilla an und kam für seine Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. In den Bergen beteiligte er sich mit großem Enthusiasmus am Leben und allen anfallenden Arbeiten. Nach dem IS-Angriff auf Şengal ging er mit seinen Mitkämpfer:innen in die Region und verteidigte die ezidische Gemeinschaft gegen den Völkermord durch die Islamisten. Als der IS aus Şengal vertrieben war, kehrte er als mittlerweile erfahrener Kämpfer zurück in die Berge und bekam eine weitere militärische Spezialausbildung, in der er sich intensiv mit dem Paradigma Abdullah Öcalans beschäftigte. Danach ging er nach Heftanîn und gab seine militärischen Erfahrungen an seine Weggefährt:innen weiter. Im Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe kämpfte er an vorderster Front in einer mobilen Einheit und spielte bei zahlreichen Aktionen eine ausschlaggebende Rolle. Diesen Kampf setzte er später in Metîna fort.