HPG: Sie verweigerten sich der Kapitulation

Serhildan Kurdo und Fîraz Arjîn sind in Wan gefallen. Nach HPG-Angaben wurden die Guerillakämpfer Anfang Juni bei einem Angriff der türkischen Armee schwer verletzt und verweigerten sich der Kapitulation.

Fîraz Arjîn und Serhildan Kurdo

Die Guerillakämpfer Serhildan Kurdo und Fîraz Arjîn sind am 4. Juni in Wan-Elbak (tr. Van-Başkale) gefallen. Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) heute mitteilte, wurden sie bei einem Angriff der türkischen Armee im Gebiet Masîro verletzt und lehnten es ab, sich dem Feind zu ergeben und in Gefangenschaft zu geraten. Damit hätten sie die apoistische Haltung vertreten, selbst unter schwierigsten Bedingungen eine Kapitulation abzulehnen. Die HPG sprachen den Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Beileid aus und erklärten, dass der Kampf der Gefallenen weitergeht. Aus der Erklärung der HPG gehen folgende Angaben über Serhildan Kurdo und Fîraz Arjîn hervor:
 

Codename: Serhildan Kurdo
Vor- und Nachname: Rebwar Emînî
Geburtsort: Merîwan
Namen von Mutter und Vater: Mesture – Rahim
Todestag und -ort: 4. Juni 2024 / Wan

 

Codename: Fîraz Arjîn
Vor- und Nachname: Barzan Numaş
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Kibar – Bayram
Todestag und -ort: 4. Juni 2024 / Wan

 

Serhildan Kurdo


Serhildan Kurdo stammte aus Rojhilat, dem Osten Kurdistans, und ist in Merîwan geboren. Er wuchs im Bewusstsein seiner kurdischen Identität in einem mit der Freiheitsbewegung sympathisierenden Umfeld auf und interessierte sich bereits in jungen Jahren für die PKK. Die Unterdrückung in Kurdistan machte ihn wütend und er studierte Jura, um auf diese Weise für Gerechtigkeit zu kämpfen. Weil er dieses Engagement als unzureichend empfand, beschäftigte er sich intensiver mit der kurdischen Befreiungsbewegung. Unter dem Eindruck des Widerstands gegen den IS in Rojava und Şengal schloss er sich 2015 im Qendîl-Gebirge der Guerilla an. Dort nahm er an einer Grundausbildung für neue Kämpfer:innen teil und ging anschließend in die Praxis. 2017 absolvierte er eine militärische Fachausbildung, danach ging er auf eigenen beharrlichen Wunsch in die Serhed-Region in Bakur, dem Norden Kurdistans. Ihm waren die schwierigen Umstände in der Region bewusst und er setzte seinen Kampf auf militante Weise fort. Die HPG beschreiben Serhildan Kurdo als revolutionären Menschen, der sich unentwegt weiterbildete und für seine innige Verbindung zu seinen Mitkämpfer:innen und seine militärische Kompetenz bekannt war. „Indem er den Apoismus in seiner Persönlichkeit verankerte, hat er uns ein unauslöschliches Vermächtnis hinterlassen“, so die HPG.

Fîraz Arjîn


Fîraz Arjîn ist in Wan geboren und gehörte dem Stamm der Xelîlan an. Er wuchs mit der kurdischen Kultur und Sprache auf und erlebte bereits in jungen Jahren die Unterdrückung durch den türkischen Staat. Weil sich Menschen aus seinem Umfeld der Guerilla anschlossen, sympathisierte er früh mit der PKK und träumte davon, eines Tages selbst in den Bergen für Freiheit zu kämpfen. In seiner Schulzeit wehrte er sich standhaft gegen die staatlich verordnete Assimilierung. Aufgrund seiner Teilnahme an Protesten wurde er festgenommen. Die Revolution von Rojava verfolgte er mit großem Interesse. Der IS-Angriff auf Rojava 2014 und die brutale Niederschlagung des Widerstands für Selbstverwaltung in den folgenden Jahren in Bakur gaben den Ausschlag für seine Entscheidung, sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen und den Völkermord in Kurdistan zu stoppen. Er ging in Bakur in die Berge und trat der Guerilla bei. Die erste Begegnung mit Guerillakämpfer:innen hatte einen prägenden Einfluss, ihn beeindruckte der herzliche und aufrichtige Umgang miteinander. Für seine Grundausbildung kam er in die Medya-Verteidigungsgebiete, danach beteiligte er sich in Qendîl an der praktischen Arbeit. Er übernahm mit großer Motivation verschiedene Aufgaben und trug unter anderem zur Errichtung der Infrastruktur und dem Ausbau von Tunnelanlagen bei. Auf eigenen Wunsch ließ er sich für den professionellen Gebrauch schwerer Waffen ausbilden. Zugleich las er Analysen von Abdullah Öcalan und setzte sich mit seiner eigenen Persönlichkeit auseinander. Danach zog er mit großer Entschlossenheit in den Kampf in Bakur und kam nach Serhed, wo er bis zuletzt kämpfte.