HPG: Mahir und Azad symbolisieren die Einheit der Völker

Mahir Binevş und Azad Serab sind im Juni in der Zap-Region im Süden Kurdistans ums Leben gekommen. Die HPG würdigen die gefallenen Guerillakämpfer als Symbolfiguren des kurdisch-arabischen Zusammenlebens.

Die Guerillakämpfer Mahir Binevş und Azad Serab sind im Widerstand gegen die türkische Invasion in der Zap-Region in Südkurdistan gefallen. Das teilte das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) heute in Behdînan mit. Den Angaben zufolge kamen die Kämpfer bei einem feindlichen Angriff am 22. Juni 2023 im Westen des Zap ums Leben. Mahir Binevş war Kurde und stammte aus Nisêbîn (tr. Nusaybin), Azad Serab ist in Minbic im Norden Syriens geboren und hat sich als Araber der PKK angeschlossen.

„Unsere Weggefährten Mahir und Azad wussten, dass der mörderische türkische Staat den Völkern des Nahen Ostens nichts außer Unterdrückung zu bieten hat. Sie waren sich ihrer revolutionären Verantwortung bewusst und haben dagegen gekämpft“, erklären die HPG und verweisen auf das von Abdullah Öcalan vorgelegte Modell „Demokratische Nation“, das ein freies Zusammenleben aller Völker vorsieht und eine fortschrittliche Alternative zum bestehenden Nationalstaatsmodell ist. „An dieses Verständnis, an die Geschwisterlichkeit der Völker und an den von der PKK angeführten Aufbau eines freien Lebens im Nahen Osten haben sie von ganzem Herzen geglaubt und mit leidenschaftlichem Freiheitsdrang und außerordentlichem Mut bis zum letzten Atemzug gegen die Besatzung gekämpft.“ Die HPG sprechen den Angehörigen und dem kurdischen und arabischen Volk ihr Beileid aus und erklären, dass die Erinnerung die Gefallenen im Kampf weiterlebt.

Zur Identität von Mahir Binevş und Azad Serab machen die HPG folgende Angaben:

                         

Codename: Mahir Binevş
Vor- und Nachname: Idris Erkol
Geburtsort: Istanbul
Namen von Mutter und Vater: Yasemin – Süleyman
Todestag und -ort: 22. Juni 2023 / Zap

 

Codename: Azad Serab
Vor- und Nachname: Ali Demlexî
Geburtsort: Minbic
Namen von Mutter und Vater: Meryem – Ahmed
Todestag und -ort: 22. Juni 2023 / Zap


Mahir Binevş


Mahir Binevş ist in Istanbul geboren. Seine Familie stammte aus Mêrdîn-Nisêbîn und kehrte später in die Heimat zurück, so dass Mahir im Bewusstsein seiner kurdischen Identität in Kurdistan aufwuchs. Die Revolution von Rojava im Jahr 2012 übte große Faszination auf ihn aus und er war lange Zeit in der Jugendbewegung in Nisêbîn aktiv. Im Zuge dieses Engagements war er an der Vorbereitung der Selbstverwaltung beteiligt und nahm eine wichtige Rolle im Widerstand ein, als der türkische Staat die Stadt mit brutaler Militärgewalt angriff. Nach der Zerstörung von Nisêbîn schloss er sich der Guerilla an.


In den Bergen arbeitete er nach einer Grundausbildung rund vier Jahre in der Jugendorganisation Komalên Ciwan. Nach Beginn der türkischen Besatzungsangriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete bereitete er sich mit einer Zusatzausbildung auf einen Fronteinsatz vor. Aufgrund seiner Fähigkeiten war er schnell in der Lage, selbst Kämpfer:innen auszubilden. Danach ging er in die westliche Zap-Region und nahm am Widerstand gegen die türkischen Besatzungstruppen teil.

Azad Serab


Azad Serab ist als Sohn arabischer Eltern in Minbic geboren und hat die Besatzung der Region durch die islamistische Terrororganisation IS miterlebt. Die von den später gefallenen Kommandant:innen Abu Leyla und Eylem Riha angeführte Befreiungsoffensive in Minbic löste große Hoffnung in der Bevölkerung aus. Als die Stadt am 15. August 2016 von kurdischen und anderen Kämpfer:innen befreit wurde, war Azad gerade erst ein Teenager geworden. In der folgenden Zeit versuchte er zu ergründen, welcher Ideologie diese Freiheitskämpfer:innen folgten. Er kam zu der Überzeugung, dass die Revolution von Rojava die gemeinsame Revolution der Völker ist. Gemeinsam mit seiner Schwester schloss er sich der revolutionären Bewegung an und bildete sich auf ideologischem und militärischem Gebiet weiter. Weil er nie zur Schule gegangen war, lernte er erst jetzt Lesen und Schreiben. Gleichzeitig nahm er an der Kulturarbeit teil. Unter dem Eindruck der türkischen Angriffe auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien konzentrierte er sich auf seine militärische Ausbildung und wurde zu einem fähigen Kämpfer. Nach der türkischen Invasion im Herbst 2019, mit der Serêkaniyê und Girê Spî besetzt wurden, ging er in die Berge zur Guerilla.


In den Bergen traf er Menschen unterschiedlicher Herkunft, die seine Erfahrungen aus Rojava bestätigten. Er setzte sich intensiv mit den Vorstellungen von Abdullah Öcalan auseinander und sah das Modell „Demokratische Nation“ im Guerillaleben verwirklicht. Obwohl er bereits in Syrien Kurdisch gelernt hatte, verbesserte er mit großem Eifer seine Sprachkenntnisse. Als überzeugter apoistischer Militanter ging er schließlich in den Widerstand im Zap und nahm an zahlreichen Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen teil.