HPG: Kommandant Hewrê Çiya ist gefallen

Hewrê Çiya ist in Ostkurdistan geboren und hat seine Jugend in Deutschland verbracht. Als Guerillakommandant spielte er eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung der Widerstandshochburg Zap gegen die türkischen Besatzer.

Aus Deutschland in den Guerillakampf in Kurdistan

Der Guerillakommandant Hewrê Çiya ist im März bei einem Angriff der türkischen Armee in der Zap-Region ums Leben gekommen. Das teilte das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) in einem Nachruf mit. Die HPG würdigen den in Ciwanro (Dschavanrud) in Rojhilat (Ostkurdistan) geborenen Kurden als mutigen Revolutionär, der „dem System der kapitalistischen Moderne den Rücken zukehrte und das vorgegebene Leben in Europa zurückwies, um sich auf den Weg in die Berge Kurdistans zu machen“. Hewrê Çiya sei schnell zu einem Meister des Guerillakampfes geworden und habe mit seinem Mut, seiner Auffassungsgabe und seinen beharrlichen Anstrengungen zu großen Erfolgen beigetragen. „Er war ein beispielhafter Guerillakommandant der demokratischen Moderne, der seinen Weggefährt:innen großes Vertrauen und seinem Volk Hoffnung gab, aber das Herz des Feindes in große Angst versetzte. Damit legte er den Maßstab fest, auf welcher Ebene unser Volk und unsere Bewegung insbesondere in dieser die Zukunft bestimmenden Zeit am Kampf teilnehmen sollten.“

Die HPG sprechen der Familie, der Bevölkerung von Rojhilat und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus und erklären, dass opferbereite apoistische Menschen wie Hewrê Çiya die Hoffnung lebendig halten und sein Kampf weitergehe. Zur Identität und dem Lebenslauf des Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:
 

Codename: Hewrê Çiya
Vor- und Nachname: Mosleh Qazîzade
Geburtsort: Ciwanro
Namen von Mutter und Vater: Ferîşte – Bûrhan
Todestag und -ort: März 2024 / Zap

 

Hewrê Çiya hat bis zu seinem zwölften Lebensjahr in Ostkurdistan (Westiran) gelebt und ist mit seiner kurdischen Identität aufgewachsen. Er übernahm früh verschiedene Jobs, um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. Aus wirtschaftlichen und politischen Gründen zog seine Familie nach Deutschland. Auch hier arbeitete er in verschiedenen Bereichen. Er machte Erfahrungen mit der Ungerechtigkeit des kapitalistischen Systems und verfolgte die Entwicklungen in Kurdistan mit großem Interesse. Vor allem der von der PKK angeführte Kampf gegen die Besatzungsmächte und islamistische Gruppen beeindruckte ihn nachhaltig. Er wurde in der kurdischen Jugendbewegung aktiv und beschäftigte sich mit der Philosophie von Abdullah Öcalan. Als junger Kurde fühlte er sich für die Freiheit in seinem Land verantwortlich, deshalb kehrte er nach Kurdistan zurück und wurde Guerillakämpfer.


In den Medya-Verteidigungsgebieten nahm Hewrê Çiya an einer Grundausbildung für neue Kämpferinnen und Kämpfer teil. Mit großer Begeisterung beteiligte er sich aufrichtig am Guerillaleben und zog damit vom ersten Moment an die Aufmerksamkeit seiner Weggefährt:innen auf sich. Er setzte sich intensiv mit der PKK-Ideologie und den Erfordernissen eines revolutionären Lebens auseinander. Diese gedankliche Auseinandersetzung wurde für ihn zu einer Grundhaltung. Durch die Kombination von Bildung und Praxis gewann er täglich an Kompetenz im Guerillakampf. Er übernahm verschiedene Aufgaben, die er zielorientiert und sorgfältig ausführte.


Nach einer Weile entschied sich Hewrê Çiya, den Hêzên Taybet beizutreten, einer Sondereinheit, die explizite Opferbereitschaft und ideologischen Tiefgang voraussetzt. Er durchlief eine Ausbildung, durch die er eine neue Ebene der apoistischen Ideologie, der Kriegskunst, des professionellen Guerillakampfes und der Opferbereitschaft erreichte. Hewrê verfügte über außergewöhnlichen Mut und kombinierte diese natürliche Gabe mit apoistischer Militanz. Durch dieses Bewusstsein wurde er zu einem unbesiegbaren Fedai.


Ab 2021 beteiligte sich Hewrê Çiya an der Verteidigung der Zap-Region und verwandelte seine jahrelang angestaute Wut in erfolgreiche Aktionen gegen den Feind. Er drang in feindliche Stellungen ein, versetzte den Besatzungstruppen massive Schläge und beschlagnahmte ihre Waffen. Mit seinem Kampf trug er maßgeblich dazu bei, den Zap zur Hochburg des Widerstands zu machen. Als 2022 die Angriffe auf die Region zunahmen, bewies er als Kommandant seine taktische Brillianz und seine tiefe Verbundenheit zu seinen Mitkämpfer:innen. Er sorgte für wichtige Entwicklungen bei der Konstruktion von Tunnelsystemen und der Kombination beweglicher Teams im Gelände. Bei der Vorbereitung, Planung und Umsetzung revolutionärer Guerillaoperationen spielte er eine entscheidende Rolle. Seine Furchtlosigkeit selbst in heftigsten Gefechtsmomenten wirkte sich auch auf die Kämpfer:innen unter seinem Kommando aus. Die HPG erklären, dass Hewrê Çiya großen Anteil am Misserfolg der türkischen Armee im Jahr 2022 und den groß angelegten Guerillaoperationen im Zap seit Ende 2023 hatte.