Wie das Pressezentrum der HPG (Volksverteidigungskräfte) mitteilt, hat die türkische Armee im Rahmen ihrer Großoperation in mehreren Gebieten in Südkurdistan chemische Kampfstoffe eingesetzt. Betroffen waren Guerillastellungen in Kuro Jahro, Werxelê, Şahîn, Kûnîşka und Girê Ortê. Nach Angaben der HPG wurde unter anderem ein gelbes Gas eingesetzt. Die HPG hatten bereits zuvor über den Einsatz von Chemiewaffen am 18. April, kurz nach Beginn der türkischen Invasion, berichtet.
2021: Einsatz von fünf verschiedenen Chemikalien dokumentiert
Bereits im vergangenen Jahr wurde immer wieder Giftgas vom türkischen Staat in Südkurdistan eingesetzt. Am 27. Dezember 2021 berichtete Murat Karayılan, Oberkommandierender des HPG-Hauptquartiers, in einem ANF-Interview, dass die türkische Armee bei ihren Besatzungsangriffen in Südkurdistan mindestens fünf verschiedene Arten von chemischen Kampfstoffen verwendet. Diese wurden wie folgt klassifiziert:
Tabun: Das Nervengift ist das älteste der drei sogenannten G-Kampfstoffe neben Soman und Sarin, die Aufnahme ist über die Haut und die Atmung möglich. Es wirkt darauf, wie Nerven Signale an Muskeln und andere Nerven übermitteln. Die Betroffenen werden gelähmt, erleiden einen Atemstillstand und sterben.
Grünkreuz: Der Lungenkampfstoff beinhaltet Chlorpikrin als Wirkstoff. Chlorpikrin verbrennt die Haut und führt zu Augenreizungen und der Ausbildung eines Lungenödems. Es führt zu Atemnot, schaumig rotem Auswurf und Angstzuständen.
Senfgas: Der auch als Gelbkreuz bekannte Hautkampfstoff gehört zur Gruppe der Loste. Lost ist ein starkes Hautgift und erwiesenermaßen krebserregend. Die Wirkung auf die Haut ist vergleichbar mit starken Verbrennungen oder Verätzungen. Es bilden sich große, stark schmerzende Blasen. Die Verletzungen heilen schlecht. Das Gewebe wird nachhaltig zerstört und die Zellteilung gehemmt. Großflächig betroffene Gliedmaßen müssen meistens amputiert werden. Werden die Dämpfe eingeatmet, so werden die Bronchien zerstört.
Unbekanntes Schlafgas: Ein anderes Gas, das die türkische Armee verwendet, macht die davon Betroffenen träge, verursacht Gedächtnisverlust und lässt sie kollabieren. Der Mensch ist bewegungsunfähig und zeitweise gelähmt.
Tränengas: Tränengase sind Substanzen, die auf Augen und Schleimhäute reizend wirken. Sie werden bei Polizeiorganisationen als Reizstoffe bezeichnet und zum Beispiel eingesetzt, um Demonstrationen aufzulösen. Versprüht jemand Tränengas in geschlossenen Räumen, heißt es: Sofort durch den nächsten Fluchtweg nach draußen! Es kann - je nach Konzentration - Lebensgefahr bestehen.