HPG geben Identitäten von vier Gefallenen bekannt

Das Pressezentrum der HPG hat die Identitäten von vier im Juni und Juli in der südkurdischen Region Zap gefallenen Guerillakämpfer:innen bekannt gegeben.

Seit dem 14. April 2022 versucht die türkische Armee, die Medya-Verteidigungsgebiete Zap, Avaşîn und Metîna zu erobern und zu besetzen. Die Großoperation stößt jedoch von Beginn an auf heftigen Guerillawiderstand. Die türkische Armee steckt in der Region regelrecht fest und hat Tausende von Verlusten zu verzeichnen. Eine wichtige Rolle im Widerstand gegen die Invasion spielen die mobilen Einheiten der Guerilla, die auf der Grundlage von modernen Guerillataktiken zuschlagen und gemeinsam mit den Guerillakämpfer:innen in den Kriegstunneln das Rückgrat der Verteidigung der Region bilden. Die vier Guerillakämpfer:innen Göksu Avesta, Avent Andok, Tolhildan Tîrêj und Dilsoz Serhed Girêvî kämpften in diesen Einheiten und fielen im Juni und Juli in der südkurdischen Zap-Region.

Codename: Göksu Avesta
Vor- und Nachname: Nûcan Durak
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Nazlı – Haşim
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Zap
Codename: Avent Andok
Vor- und Nachname: Medine Mustafa
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Ali
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Zap
Codename: Tolhildan Tîrêj
Vor- und Nachname: Serhat Aksoy
Geburtsort: Istanbul
Namen von Mutter und Vater: Emine – Mehmet Selim
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Zap
Codename: Dilsoz Serhed Giravî
Vor- und Nachname: Mihemed Elîko
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Ayşe – Mihemed
Todestag und -ort: 1. Juni 2022 / Zap


Göksu Avesta

 

Göksu Avesta stammte aus Dêrgul in der nordkurdischen Provinz Şirnex. Sie wuchs in einer patriotisch eingestellten Familie auf und erlebte den Terror des türkischen Staates von klein auf mit eigenen Augen. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich in ihr eine unverbrüchliche Entschlossenheit zum Widerstand sowohl als Kurdin als auch als junge Frau. So beschäftigte sie sich intensiv mit der apoistischen Ideologie und ihrer praktischen Umsetzung. Sie empfand großes Interesse an der PKK und musste aufgrund der Repression des türkischen Staates 1993 ihre Heimat verlassen. Ihr Wunsch, eine Guerillakämpferin zu werden, erlosch jedoch nicht. Sie studierte an der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) in Ankara, wies jedoch die Möglichkeit einer Karriere im System zurück und schloss sich 2014 der PKK an. Als junge Frau aus Botan trat sie in ihrer Heimat am Berg Cûdî der Guerilla bei und machte dort ihre Grundausbildung. Einer ihrer ersten Lehrer war der legendäre PKK-Kommandant Şehîd Gelhat. Göksu ging ihre ersten Schritte als Kämpferin in der Widerstandsregion Botan. Die Kämpfer:innen dort hinterließen bei ihr einen tiefen Eindruck. Sie war von der Wärme der Beziehungen innerhalb der Guerilla tief bewegt und wurde in Botan schnell zu einer professionellen Kämpferin, die sich permanent weiterentwickelte. Im Widerstand gegen den IS kämpfte sie an vorderster Front und kehrte immer wieder in den Kampf zurück, obwohl sie zweimal verwundet wurde. Nach dem Krieg gegen den IS ging sie wieder in die Berge Kurdistans und teilte ihren großen militärischen Erfahrungsschatz mit ihren Genoss:innen. Sie trat den Spezialeinheiten (Hêzên Taybet) bei und war eine der ersten Kämpfer:innen, welche die im April 2022 beginnenden türkischen Angriffe auf Zap, Avaşîn und Metîna erwiderte. Sie wurde zu einer der führenden Kämpfer:innen der Offensive Cenga Xabûrê Şehîd Savaş Maraş. In diesem Rahmen nahm sie in mobilen Einheiten an vielen effektiven Aktionen am Girê Hekarî und dem Girê Amêdî ein. Sie fiel im Widerstand gegen die türkische Invasion. Die HPG schreiben: „Unsere Genossin Göksu hat es geschafft, als tapfere Kämpferin auf der Linie der PKK und der PAJK ein Leben auf den Spuren von Zîlan zu führen. Sie hat sich mit ihrer großen Genossenschaftlichkeit und ihrer Begeisterung den Respekt und die Liebe ihrer Weggefährt:innen erworben. Wir bekräftigen noch einmal, dass wir den Kampf unserer Genossin Göksu, die ein großes Vermächtnis des Kampfes hinterlassen hat, mit dem Sieg krönen werden.“

Avent Andok

 

Avent Andok stammte aus einer patriotischen Familie aus Efrîn in Rojava und erlebte in jungen Jahren die Widerstandskultur gegen das Baath-Regime. Unter dem Eindruck der Revolution von Rojava begann sie sich intensiver mit der apoistischen Ideologie zu beschäftigen und in ihr wuchs die Entschlossenheit zum Freiheitskampf. 2013 begann sie aktiv in der Verteidigung von Rojava zu kämpfen. Sie spielte eine wichtige Rolle im Widerstand gegen die Dschihadisten und gleichzeitig bei der Verbreitung der apoistischen Ideologie in der Region. Ihre Perspektive ging dabei über Rojava hinaus und es zog sie zur Befreiung von ganz Kurdistan in die kurdischen Berge. So schloss sie sich 2016 der Guerilla an. Dort fand sie den Freiheitskampf, den sie ihr Leben lang gesucht hatte, und stürzte sich mit aller Energie in das Leben in der Guerilla. Sie übernahm vom ersten Moment an immer mehr Verantwortung und beteiligte sich mit großer Leidenschaft und Begeisterung am Kampf. Um noch mehr tun zu können, schloss sie sich den Hêzên Taybet an. Sie kämpfte von Anfang an mit höchster Effizienz und war immer auf Angriffe der türkischen Armee vorbereitet. Auch sie war unter den Kämpfer:innen, welche die türkischen Angriffe direkt am Anfang der Invasion erwiderten. Avent sagte einmal: „Sie können nach Zap kommen, aber nicht mehr heraus.“ Diese Devise prägte auch ihre Praxis in der Offensive Cenga Xabûrê Şehîd Savaş Maraş. Avent Andok nahm an vielen Aktionen teil und wendete die modernen Guerillataktiken meisterhaft an. Die HPG versprechen, den Kampf von Avent Andok mit dem Sieg zu krönen.

Tolhildan Tîrêj

 

Tolhildan Tîrêjs Familie stammte aus Kerboran in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn. Aufgrund der türkischen Repression musste die Familie nach Istanbul ziehen. Dort kam Tolhildan Tîrêj zur Welt. Seine Familie hielt auch fern der Heimat an ihrer patriotischen Einstellung fest. Das schützte Tolhildan vor der Assimilationspolitik des türkischen Staates und stärkte seine Widerstandshaltung. Mehrere Mitglieder seiner Familie kämpften und fielen in der Guerilla. So war der bewaffnete Freiheitskampf schon früh für Tolhildan ein Thema, mit dem er sich immer wieder beschäftigte. So lernte er die PKK immer besser kennen und machte sich auf die Suche nach seinem eigenen Weg zum Widerstand. 2015 schloss er sich in Europa der Jugendarbeit der Freiheitsbewegung an. Er war jedoch entschlossen, mehr zu tun, und trat 2017 der PKK bei. Bis 2019 arbeitete er in verschiedenen Regionen in Europa und begeisterte viele junge Menschen für den Freiheitskampf. Schließlich ging er in die Berge. Er integrierte sich voller Begeisterung in das Guerillaleben und entwickelte sich schnell weiter. Schließlich trat auch er den Hêzên Taybet bei und kämpfte in der Offensive Cenga Xabûrê Şehîd Savaş Maraş an vorderster Front gegen die türkische Invasion. Er beherrschte viele Guerillataktiken meisterhaft und wendete diese bei Aktionen mit großer Kreativität an. So wurde er zu einem vielversprechenden Kandidaten für eine Aufgabe auf Kommandoebene. Er nahm an vielen effektiven Aktionen teil, bevor er im Widerstand gegen die türkische Invasion fiel. Die HPG schreiben: „Wir bekräftigen noch einmal, dass wir den Kampf unseres Genossen Tolhildan, der uns mit seinem Leben und Kampf ein Vermächtnis hinterlassen hat, das einem opferbereiten Kämpfer würdig ist, zum Sieg führen werden.“

Dilsoz Serhed Giravî

 

Dilsoz Serhed Giravî stammte aus Efrîn in Rojava. Durch seine Familie lernte er schon früh den Freiheitskampf kennen. Die Revolution von Rojava prägte seine Jugend und er versuchte zu verstehen, was die Veränderungen bedeuten. Die Entwicklungen beeindruckten ihn tief, insbesondere da er die Zeit des Terrors und der Folter des Baath-Regimes ebenfalls kannte. So erkannte er die Möglichkeit, die Welt durch den Freiheitskampf zu verändern, und machte sich auf seine Suche. Er versuchte den militärischen Verteidigungskräften von Rojava beizutreten, da er jedoch zu jung war, wurde ihm das nicht erlaubt. Die türkische Invasion in Efrîn erschütterte ihn tief und er war vom Wunsch nach Rache und Vergeltung getrieben. So schloss er sich schließlich den Verteidigungseinheiten an und beteiligte sich am Widerstand gegen die türkische Invasion in Girê Spî und Serêkaniyê. Sein Wunsch war aber immer, in die Berge zu gehen, und so entschloss er sich zum Beitritt zur Guerilla. Schon in der Grundausbildung war klar, dass er aufgrund seiner Erfahrung schnell in die Praxis gehen konnte. Er entwickelte sich schnell und wurde bald zu einem Kandidaten für ein Kommando. Nach seiner Fortbildung kämpfte er als Einheitenkommandant in Avaşîn. Er lernte die legendären Kommandanten der Offensive Bazên Zagrosê, Serhed Giravî und Şerzan Qaşûrî, persönlich kennen und gewann von ihnen praktische Erfahrungen. Die beiden Kämpfer wurden zu seinen Vorbildern. Später ging er in die Region Zap und trat den Hêzên Taybet bei. Er war zu jeder Zeit bereit, auf einen türkischen Angriff zu reagieren, und war Teil der Einheiten, die am 14. April 2022 den türkischen Angriff auf das Widerstandsgebiet Girê Cûdî sofort erwiderten. Dabei zeigte er insbesondere im Kampf in den mobilen Einheiten größte Opferbereitschaft und fügte der türkischen Armee schwerste Verluste zu. Dilsoz Serhed Giravî ist bei einem türkischen Angriff am 1. Juni gefallen.

Die HPG sprechen dem kurdischen Volk und den Familien der Gefallenen ihr Beileid aus.