HPG gedenken zwei gefallenen Guerillakämpfern

Die HPG haben die Identitäten von zwei im Jahr 2020 in der nordkurdischen Amanos-Region gefallenen Guerillakämpfern veröffentlicht.

Die Guerillakämpfer Kemal Çiya und Rustem Efrîn sind am 3. Oktober 2020 bei einem türkischen Angriff in der nordkurdischen Region Amanos gefallen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit. Die beiden Kämpfer hatten lange Zeit in dem äußerst schwierigen Kampfgebiet gekämpft und viele erfolgreiche Aktionen gegen die türkische Armee durchgeführt.

Codename: Kemal Çiya
Vor- und Nachname: Ahmet Aza
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Zeynep – Nûrî
Todestag und -ort: 3. Oktober 2020 / Amanos
Codename: Rustem Efrîn
Vor- und Nachname: Alî Adnan Şêr
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Filyar – Adnan
Todestag und -ort: 3. Oktober 2020 / Amanos


Kemal Çiya


Efrîn in Rojava ist eine historisch mit dem kurdischen Freiheitskampf eng verbundene Stadt. Kemal Çiya kam in einer patriotischen Familie in dieser Widerstandshochburg auf die Welt. Viele seiner Verwandten hatten sich bereits der Guerilla angeschlossen und so hatte er von klein auf die Gelegenheit, die PKK kennenzulernen. In ihm wuchs der Wunsch, ein Guerillakämpfer zu werden, und er begann sich mit der apoistischen Philosophie auseinanderzusetzen. Als die Revolution in Rojava begann, entschied er sich zum Beitritt zur Guerilla. 2012 erhielt er eine Grundausbildung und ging dann in die Zap-Region, wo er sich intensiv weiterbildete. Er wollte immer für einen möglichen großen Krieg bereit sein. Deswegen beschäftigte er sich intensiv mit Guerillataktiken und verschiedenen Waffengattungen und professionalisierte sich erfolgreich. Er gab sein Wissen anschließend als Ausbilder in der Benutzung von schweren Waffen an seine Genoss:innen weiter. Gleichzeitig baute er tiefe genossenschaftliche Beziehungen zu seinen Weggefährt:innen auf. Die Dialektik von Lehren und Lernen war für ihn ein Grundprinzip. Seine militärische Ausbildung ergänzte er mit einem intensiven Studium der Verteidigungsschriften von Abdullah Öcalan. Als der IS 2014 Şengal angriff, eilte er der ezidischen Bevölkerung zuhilfe und kämpfte an vorderster Front für die Befreiung der Region. Durch seine Opferbereitschaft und seinen Mut gewann er großen Respekt bei seinen Mitkämpfer:innen. Er gewann schnell an Erfahrung und übernahm bald die Aufgaben eines Kommandanten.

Während des Kampfes um Şengal verfolgte er den Widerstand für Selbstverwaltung 2015–2016 in Nordkurdistan genau. Er schlug sich für den Einsatz in Nordkurdistan vor. Aufgrund seiner Praxis und Entschlossenheit wurde sein Wunsch positiv beschieden und er wurde in die Region Amanos entsandt. Durch seine Opferbereitschaft und sein Engagement wie auch der tiefen Verbundenheit mit seinen Genoss:innen wurde er bald zu einem führenden Kommandanten in der Region. Er nahm an vielen erfolgreichen Aktionen gegen die türkische Armee teil. Trotz alledem empfand er seinen Kampf nie als ausreichend. Er bildete sich ständig auf der Suche nach Wegen, wie man der türkischen Armee noch schwerere Schläge versetzen könnte, weiter und hatte die Gelegenheit, gemeinsam mit Kommandanten wie Dilşêr Herekol und Bedreddin Amanos zu kämpfen. Unter den schwersten Angriffen kämpfte er bis zum letzten Atemzug zusammen mit ihnen in einer Stellung.

Rustem Efrîn


Rustem Efrîn stammte aus einer patriotischen Familie im Bezirk Cindirês in Efrîn. Aufgrund der Haltung seiner Familie entwickelte er bereits in jungen Jahren Sympathie zur PKK und der Guerilla. Er selbst war vom Dorfleben und der traditionellen Kultur geprägt. Er hatte einen aufrichtigen Charakter und war durch sein Leben am Fuße des Amanos-Gebirges eng mit dem Land und seiner Natur verbunden. Die Berge wurden zu einem Sehnsuchtsort für ihn und der Beitritt zur Guerilla war sein Kindheitstraum. Als Heranwachsender beteiligte er sich in der Jugendbewegung an der Revolution von Rojava. Doch diese Arbeit reichte ihm nicht aus. Als der IS und die anderen von der Türkei unterstützten Söldnertruppen ihre Angriffe auf Rojava intensivierten, nahm er an der Verteidigung der Region teil. Im Krieg gegen die Söldner stach er durch seinen Mut und seine Opferbereitschaft hervor und wurde in kurzer Zeit zu einem Kommandanten. Er gewann im Krieg große Erfahrung und gab sie an seine Mitkämpfer:innen weiter. Gleichzeitig wurde er Zeuge vieler großer Opfer und mutigen Taten seiner Genoss:innen im Kampf gegen den IS. Der Tod einer seiner Genossen, der sich intensiv mit der apoistischen Ideologie auseinandergesetzt hatte und diese Ideologie lebte, ums Leben kam, bewegte Rustem Efrîn zutiefst.

2016 trat er der Guerilla bei und war begeistert, als er in den Amanos-Bergen eingesetzt wurde. Dort ging er seine ersten praktischen Schritte als Guerillakämpfer und sah darin einen großen Vorteil. Mit Hilfe seiner Mitkämpfer:innen bildete er sich ideologisch weiter und wurde so zu einem reifen Militanten. Sein Mut und seine Entschlossenheit im Kampf gegen die türkische Armee stellten eine Quelle von Kraft und Moral in seinem Umfeld dar. Er kämpfte von Iskenderun bis Samandağ in vielen Gebieten in Amanos und wurde Kommandant einer Einheit. Er kannte das Gelände sehr gut und nutzte diese Kenntnis für viele erfolgreiche Aktionen gegen die türkische Armee.

Die HPG schreiben über ihn: „Auf der Grundlage der ideologischen Bildung, die ihm mit den begrenzten Mitteln in Amanos vermittelt wurde, entwickelte er sich weiter und setzte sich vollkommen für das Freiheitsziel unseres Volkes ein. Er war der Ansicht, dass der kolonialistische türkische Staat besiegt werden müsse, und wandte sich auf dieser Grundlage der Praxis zu. Er sah voraus, dass die Revolution in Kurdistan nur auf diese Weise verwirklicht werden könne und war der Meinung, dass der Kampf weiterentwickelt und ausgeweitet werden müsse. Unser Genosse Rustem, ein Kämpfer, der mit seiner reifen Persönlichkeit und seiner fundierten Bildung ein Vorbild für alle seine Freund:innen war, ist bei einem feindlichen Angriff am 3. Oktober 2020 gefallen und hat sich der Karawane der Gefallenen angeschlossen.“

Die HPG sprechen dem patriotischen Volk Kurdistans und insbesondere den Angehörigen der Gefallenen ihr Beileid aus.