HPG gedenken Metîna-Gefallenen

Die HPG haben die Namen von fünf Angehörigen der PKK-Guerilla veröffentlicht, die 2019 bei Angriffen des türkischen Staates in Südkurdistan ums Leben gekommen sind: Arîn Zîlan, Sorxwîn Mazlum, Çiyager Amed, Welat Botan und Sîpan Rêber.

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die Namen von fünf Angehörigen der PKK-Guerilla veröffentlicht, die 2019 bei Angriffen des türkischen Staates in Südkurdistan ums Leben gekommen sind. In einer vom HPG-Pressezentrum herausgegebenen Erklärung heißt es zu den Todesumständen der Kämpfer:innen: „Am 6. August 2019 hat der türkische Besatzerstaat eine umfassende Angriffswelle gegen verschiedene Gebiete der Metîna-Region verübt. Unsere Freundinnen Arîn und Sorxwîn sind bei Angriffen in Golka gefallen; Çiyager, Welat und Sîpan haben sich am Girê Hekarî der Karawane der Gefallenen angeschlossen. Wir gedenken fünf unserer Weggefährten und Genossinnen, die sich mit ihrem selbstlosen Wirken für den Befreiungskampf ihres Volkes einen festen Platz in den Herzen und Erinnerungen all ihrer Freundinnen und Freunde in den Reihen der Guerilla erobert haben. Wir fühlen uns geehrt, mit diesen bedeutsamen Menschen Seite an Seite Widerstand geleistet und für dieselben Ideale gekämpft zu haben, und versprechen, ihre Träume und Ziele zu verwirklichen. Angesichts des Verlusts von Arîn, Sorxwîn, Çiyager, Welat und Sîpan sprechen wir ihren Familien und dem patriotischen Volk Kurdistans unser Mitgefühl aus.“

Die persönlichen Daten der Gefallenen lauten:

                                 

Codename: Arîn Zîlan

Vor- und Nachname: Münevver Baycan

Geburtsort: Wan

Namen von Mutter und Vater: Asya – Übeyt

Todestag und -ort: 6. August 2019 / Metîna

 

 

Codename: Sorxwîn Mazlum

Vor- und Nachname: Rojin Akın

Geburtsort: Istanbul

Namen von Mutter und Vater: Ferinaz – Emirhan

Todestag und -ort: 6. August 2019 / Metîna

 

 

Codename: Çiyager Amed

Vor- und Nachname: Azad Şeker

Geburtsort: Amed

Namen von Mutter und Vater: Nimet – Ferman

Todestag und -ort: 6. August 2019 / Metîna

 

 

Codename: Welat Botan

Vor- und Nachname: Ismail Emre

Geburtsort: Riha

Namen von Mutter und Vater: Hanım – Şeyhmus

Todestag und -ort: 6. August 2019 / Metîna

 

 

Codename: Sîpan Rêber

Vor- und Nachname: Sabahattin Öncü

Geburtsort: Bedlîs

Namen von Mutter und Vater: Aynur – Ahmet

Todestag und -ort: 6. August 2019 / Metîna

 

Arîn Zîlan

Arîn Zîlan wurde in Elbak (tr. Başkale), einer für ihre Verbundenheit zum kurdischen Befreiungskampf bekannten Region in der Provinz Wan, geboren. Sie wuchs in einer gesellschaftlichen Kultur auf, die die kulturellen Besonderheiten der Region widerspiegelt. Doch das Leben, das Frauen im gängigen System zugestanden wurde, rief Widersprüche in ihr hervor. Sie lehnte die traditionelle Frauenrolle sowie Vorurteile und Unterdrückungsmechanismen gegen Frauen ab und stellte sich gegen ein Leben unter männlicher Vorherrschaft. Die kurdischen Berge und das Leben der PKK waren eine mögliche Alternative für sie. So fasste sie den Entschluss, zur Guerilla zu gehen.

Erste ideologische und praktische Erfahrungen im Kampf sammelte Arîn Zîlan in Metîna, wo sie auch ihre Grundausbildung absolvierte. Sie legte viel Wert auf Aus- und Weiterbildung und förderte dies vor allem bei Frauen. Damit Frauen durch Selbstverteidigung aktiv am legitimen Verteidigungskrieg teilnehmen konnten, forcierte sie entsprechende militärische Strukturen. In diesem Rahmen beteiligte sie sich am Ausbau der „Operationsschule“ an der Militärakademie „Şehîd Rojîn Gewda“, eine autonome Institution, die auf die militärische Ausbildung von Frauen spezialisiert ist.


Ihre Zeit dort war ein wichtiger Wendepunkt in ihrem Leben bei der Guerilla. Arîn Zîlan war fortan in verschiedenen Gebieten der Metîna-Region im Einsatz, wo sie sich an den Verteidigungsoffensiven gegen die türkische Besatzung beteiligte. „Sie hat bleibende Spuren bei jeder Freundin und jedem Freund hinterlassen, denen sie in den Bergen begegnet ist. Als PKK sind wir es Hevala Arîn schuldig, ihre Ziele zu verwirklichen und ihren Tod zu rächen.“

Sorxwîn Mazlum

Sorxwîn Mazlum wurde in der westtürkischen Metropole Istanbul geboren. Ihre Eltern stammen ursprünglich aus der Garzan-Region in der Provinz Bedlîs (Bitlis), die sie infolge der türkischen Unterdrückungs- und Vertreibungspolitik verlassen mussten. Sie wuchs in einem patriotischen Umfeld auf. Ihre Jugend war geprägt vom Widerstand, die Spur der Herkunft trotz gezielter und vielfältiger Assimilierungsversuche des Staates in sich zu bewahren. Auf ihrer Suche nach einem freien Leben, das auch insbesondere der Rolle der Frauen gerecht sein würde, richtete Sorxwîn Mazlum ihren Blick auf die kurdischen Berge. Es war die Zeit des Winters 2015/2016, als der türkische Staat den Widerstand für Selbstverwaltung in den Städten Nordkurdistans militärisch niederschlug und seine Angriffe in Südkurdistan intensivierte. Sorxwîn schloss sich der Guerilla in der Geburtsregion ihrer Eltern an. Nach einer Weile in verschiedenen Gebieten in der Botan-Region ging sie nach Metîna. Hier bildete sie sich auf der Linie der autonomen Frauenguerilla YJA Star zu einer militanten Kämpferin weiter und wurde zu einer Expertin der neuzeitlichen Guerillataktik. „Das Erbe des Kampfes, das uns Hevala Sorxwîn hinterlassen hat, zeigt uns den richtigen Weg auf“, erklären die HPG.

Çiyager Amed


Çiyager Amed wurde in Amed (Diyarbakir) als Sohn einer patriotischen Familie geboren. Bereits als Kleinkind wurde er Zeuge des vom kurdischen Volk in jedem Bereich des Lebens ausgetragenen Existenzkampfes um „Sein oder Nichtsein“. Die Tatsache, dass sein Bruder und ein Onkel bei der Guerilla waren, prägte seine spätere Entwicklung. Als junger Mann betätigte er sich zunächst als PKK-Milizionär. Als der türkische Staat 2015 seinen noch während des „Friedensprozesses“ hervorgebrachten „Çöktürme Planı“ – ein Begriff, den man sinngemäß als „Zersetzungsplan“ übersetzen kann, in die Praxis umzusetzen begann und den totalen Vernichtungskrieg gegen das kurdische Volk startete, nahm Çiyager Amed in Sûr seinen Platz in den Reihen des bewaffneten Widerstands ein. Er verteidigte seine Werte nicht nur im Altstadtbezirk seiner Geburtsstadt, sondern auch im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Die praktischen Erfahrungen, die er dort sammelte, kanalisierte er in politisch-militärische Geschicke, die er in einer Operationsschule der Guerilla und einer Militärakademie für Spezialeinsätze in den Medya-Verteidigungsgebieten sammelte. Çiyager Amed galt als taktisches Genie im Bereich des neuzeitlichen Guerillakampfes.

Welat Botan


Welat Botan wurde in Pirsûs (Suruç) in der Provinz Riha (Urfa) in eine mit dem kurdischen Widerstand verwurzelte Familie geboren. Die PKK lernte er bereits als Kind kennen und wuchs mit den Geschichten ihrer Heldinnen und Helden auf. Sein Entschluss, als junger Mann gemeinsam mit einem Freund in die Berge zu gehen, hing auch mit massiven Angriffen des Staates gegen Kurdistan und sein Volk zusammen. Nach Abschluss erster militärisch-ideologischer Ausbildungsprogramme widmete sich Welat Botan den Sonderformen der modernen Guerilla. Er spezialisierte sich auf den Gebrauch von mittelschweren automatischen Waffen. Seine Fähigkeiten in Kampfkünsten demonstrierte er in der Praxis in Metîna.

Sîpan Rêber


Sîpan Rêber stammte aus der kurdischen Widerstandshochburg Bedlîs. Sein familiäres Umfeld führte unweigerlich dazu, dass auch sein Leben vom Patriotismus geformt wurde. Die Schule besuchte er an einer „YIBO“ – das sind staatliche Internatsschulen in ländlichen Gebieten, in denen schulpflichtige kurdische Kinder unter dem Deckmantel „Unterricht“ assimiliert werden. „Diesem System konnte sich unser Freund Sîpan erfolgreich entziehen. Er durchschaute die genozidäre Politik des Feindes und erkannte, dass ein radikaler Kampf die einzig gewinnbringende Antwort darauf sein würde. In diesem Sinne fasste er den Entschluss, in die Berge zu gehen“, erklären die HPG.