Die Guerillakämpfer Lokman Dilşêr, Brûsk Ararat, Munzur Rojava und Zana Seko sind vor zwei Jahren bei einem Angriff der türkischen Armee in Oremar am Cîlo ums Leben gekommen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit. Die vier Gefallenen stammten aus Rojhilat und Rojava, dem Osten und Westen Kurdistans. Lokman Dilşêr war Mitglied der Cîlo-Kommandantur, Brûsk Ararat ein arabischer Internationalist. Die HPG sprechen ihren Angehörigen und der Bevölkerung Kurdistans ihr Beileid aus.
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Codename: Lokman Dilşêr
Vor- und Nachname: Mensûr Sadiqî
Geburtsort: Kotol
Namen von Mutter und Vater: Şekir – Teymur
Todestag und -ort: 19. August 2021 / Cîlo |
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Codename: Brûsk Ararat
Vor- und Nachname: Hemed Erban
Geburtsort: Libanon
Namen von Mutter und Vater: Zînê – Ahmed
Todestag und -ort: 19. August 2021 / Cîlo |
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Codename: Munzur Rojava
Vor- und Nachname: Yusuf Hacî
Geburtsort: Tirbespiyê
Namen von Mutter und Vater: Zehra – Mihemed
Todestag und -ort: 19. August 2021 / Cîlo |
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Codename: Zana Seko
Vor- und Nachname: Kemal Xizirî
Geburtsort: Serdeşt
Namen von Mutter und Vater: Ayşe – Abdullah
Todestag und -ort: 19. August 2021 / Cîlo |
Lokman Dilşêr
Lokman Dilşêr ist im Dorf Ravyan bei Kotol in Rojhilat (Westiran) geboren und mit der kurdischen Kultur aufgewachsen. Aus seinem nahen Umfeld schlossen sich mehrere Menschen der kurdischen Freiheitsbewegung an und die erste Begegnung mit Guerillakämpfer:innen in Kotol hinterließ einen prägenden Eindruck auf ihn. 2007 ging er in die Berge und wurde in der Zap-Region zum Guerillakämpfer ausgebildet. Er blieb drei Jahre im Zap und gewann in dieser Zeit große Erfahrung im Guerillaleben und im militärischen Bereich. Ab 2010 kämpfte er im Zagros-Gebirge und nahm an der revolutionären Şemzînan-Offensive teil. Im Krieg erlitt er Verletzungen am Kopf und am Fuß, von denen er sich aufgrund seines starken Willens schnell erholte. 2013 kam er an die Haki-Karer-Akademie, um seine bisherige Praxis auszuwerten und sich ideologisch und militärisch weiterzuentwickeln. Aus dem Lehrgang ging er als Kommandant hervor. Auf eigenen Wunsch ging er anschließend nach Rojava, um sein Volk gegen die Angriffe islamistischer Gruppen zu verteidigen. Bis 2018 nahm er an sämtlichen Offensiven gegen den IS teil. Dabei wurde er erneut verwundet. Er spezialisierte sich auf den Gebrauch schwerer Waffen und bildete zahlreiche Mitkämpfer:innen aus. Im Kampf gegen den IS zeigte er großen Mut und Opferbereitschaft und war zuletzt Regimentskommandeur. Er trug maßgeblich dazu bei, dass die Territorialherrschaft des IS in Syrien zerschlagen werden konnte. Sein furchtloser Einsatz war ein Albtraum für die Islamisten. Jede:r einzelne Gefallene an seiner Seite war für ihn ein Grund, den Kampf zu verstärken. Er war überzeugt, dass er ihrem Andenken nur so gerecht werden konnte. Als die größte Bedrohung für die Bevölkerung beseitigt war, kehrte er 2018 zurück in die Berge und kam an die Mahsum-Korkmaz-Akademie. Danach war er zwei Jahre in der Zap-Kommandantur und koordinierte die Verteidigung gegen die Angriffe der türkischen Armee. 2020 ging er als Gebietskommandant in das Cîlo-Gebiet, wo er bis zuletzt seine taktischen Fähigkeiten unter Beweis stellte und mit seiner Lebendigkeit und seinem genossenschaftlichen Umgang von seinen Weggefährt:innen als natürliche Autorität anerkannt wurde.
Brûsk Ararat
Brûsk Ararat ist als Sohn einer von den Gedanken Abdullah Öcalans beeindruckten arabischen Familie im Libanon geboren und kannte die PKK seit seiner Kindheit. Im Zuge der Revolution von Rojava kehrte die Familie dorthin zurück. Unter dem Eindruck der Befreiungsoffensive gegen den IS in der multiethnischen Region Minbic im Jahr 2016 schloss sich Brûsk dem Widerstand an und nahm zwei Jahre lang am bewaffneten Kampf teil. 2018 ging er zur Guerilla in die Berge und wurde in der „Şehîd Kadir Usta“-Akademie ausgebildet. Auf eigenen Vorschlag kämpfte er anschließend als überzeugter apoistischer Militanter im Cîlo-Gebiet gegen die türkische Armee. Die HPG würdigen Brûsk Ararat als wichtiges Beispiel für die Geschwisterlichkeit und den gemeinsamen Kampf des kurdischen und arabischen Volkes.
Munzur Rojava
Munzur Rojava ist in einem Dorf bei Tirbespiyê geboren. Seine Familie sympathisierte mit der PKK, seit Abdullah Öcalan nach Syrien gekommen war. Munzurs Eltern beteiligten sich an den Arbeiten der kurdischen Befreiungsbewegung und vermittelten ihren Kindern ein entsprechendes Bewusstsein. Er selbst trat 2011 im Vorfeld der Revolution von Rojava einer lokalen Widerstandseinheit bei, weil er sich für die Verteidigung seines Volkes verantwortlich fühlte. In den folgenden beiden Jahren machte er erste Erfahrungen auf militärischer Ebene und lernte die Grundideen der Revolution besser kennen. Wie weitere nahe Verwandte von ihm entschied er sich 2013 für den Guerillakampf und ging in die Berge. Er wurde in Gare zum Guerillakämpfer ausgebildet und kam 2014 in das Cîlo-Gebiet, das für sein schwieriges Gelände und seine atemberaubende Natur bekannt ist. Dort beteiligte er sich mit großer Sorgfalt und hohem Tempo an verschiedenen Arbeiten. In jener Zeit war die Strategie des revolutionären Volkskrieges ein wichtiges Thema, und Munzur nahm an den Vorbereitungen teil. Ihm war die strategische Bedeutung seiner Aufgabe bewusst und er arbeitete diszipliniert und mit hoher Opferbereitschaft. Eine lange Zeit betätigte er sich als Kurier und lernte dadurch das gesamte Gebiet kennen. Seine detaillierten Geländekenntnisse nutzte er erfolgreich für Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen. 2018 schrieb er in einem Bericht, dass er bereit sei, sein Leben für seine Überzeugungen zu opfern. Diese Haltung bewahrte er bis an sein Lebensende.
Zana Seko
Zana Seko kam in einem Dorf in der Nähe von Serdeşt in Rojhilat zur Welt und wuchs in einem natürlichen Umfeld mit der kurdischen Kultur auf. In der Schulzeit wurde ihm bewusst, dass seine Muttersprache und seine Identität vom System ausgegrenzt wurden. Mit zunehmendem Alter entdeckte er, dass diese kolonialistische Ausgrenzung nicht auf Rojhilat beschränkt ist und auch die anderen Landesteile Kurdistans betrifft. Er beschäftigte sich insbesondere mit dem Freiheitskampf in Bakur (Nordkurdistan) und den Zielen der PKK. Am 15. August 2013 schloss er sich der Guerilla an und bekam eine Grundausbildung für neue Kämpfer:innen im Qendîl-Gebirge. Das Leben in den Bergen begeisterte ihn und es gelang ihm durch seine Entschlossenheit, auftretende Schwierigkeiten zu bewältigen. 2014 kam er ins Cîlo-Gebiet, wo er bis zuletzt kämpfte. Das Gebiet wurde ab 2015 mit großer Gewalt vom türkischen Staat angegriffen, und Zana zeigte einen übermenschlichen Willen, den Cîlo zu verteidigen. Er war vor allem in Oremar ständig an Aktionen beteiligt und gab sich nie mit dem bereits Erreichten zufrieden.