Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Identität von drei Gefallenen veröffentlicht. Der Guerillakommandant Şoreş Ronî sowie die Kämpfer Tolhildan Hîzan und Serhildan Garzan sind den Angaben zufolge im November 2021 bei einem Angriff der türkischen Armee in der nordkurdischen Region Garzan ums Leben gekommen. Die HPG würdigen sie als selbstlose Revolutionäre und Hoffnungsträger des kurdischen Volkes, die bis zuletzt die Militanz der PKK repräsentierten. Den Familien der Gefallenen und dem Volk Kurdistans sprechen die HPG ihr Beileid aus. Zur Biografie der Kämpfer heißt es:
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Codename: Şoreş Ronî
Vor- und Nachname: Erhan Mingsar
Geburtsort: Qers
Namen von Mutter und Vater: Zelihan – Ismet
Todestag und -ort: 23. November 2021, Garzan
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Codename: Tolhildan Hîzan
Vor- und Nachname: Mahsum Yılmaz
Geburtsort: Bedlîs
Namen von Mutter und Vater: Şehnaz – Abdulkerim
Todestag und -ort: 23. November 2021, Garzan
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Codename: Serhildan Garzan
Vor- und Nachname: Vedat Aydın
Geburtsort: Bedlîs
Namen von Mutter und Vater: Leman – Mehmet Emin
Todestag und -ort: 23. November 2021, Garzan
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Şoreş Ronî
Şoreş Ronî wurde in der Provinz Qers (tr. Kars) geboren. Er wuchs in einem Dorf und von der Serhed-Kultur geprägten familiären Umfeld auf. Die Schule verließ er ohne Abschluss und ging verschiedenen Arbeiten in seinem Dorf nach, um die finanziell schlecht situierten Eltern zu unterstützen. Um diese Hilfe auszuweiten, migrierte er nach Istanbul. Hier begegnete er sozialen Spaltungslinien wie der Diskriminierung aufgrund seiner kurdischen Herkunft sowie Klassenwidersprüchen und der Ausbeutung seiner Arbeitskraft. Auf seiner Suche nach Antworten hierauf stieß er auf die Ideologie der kurdischen Befreiungsbewegung und setzte sich intensiv mit der Realität des türkischen Staates auseinander. Als Ausweg aus dem System sah er das Leben in den Bergen, dem er sich erstmals im Jahr 2006 anschließen wollte. Diesen Plan musste er zunächst jedoch verschieben, da er beim Versuch, zur Guerilla zu gehen, verhaftet wurde. 2009 gelang ihm in Südkurdistan der Weg in die Berge.
Seine Grundausbildung bei der Guerilla absolvierte Şoreş Ronî in Xakurke, wo er auch alle weiteren praktischen und militärischen Fähigkeiten erlernte. Hier beteiligte er sich unter anderem auch an der 2012 geführten Şemzînan-Offensive. Mit dem Aufkommen des totalen Krieges nach dem einseitigen Abbruch des Dialogprozesses zwischen der türkischen Regierung und der PKK 2015 wechselte er an die Mahsum-Korkmaz-Akademie, um die Kunst der Kriegsführung auf Kommandoebene zu vertiefen. Anschließend ging er zunächst in die Avaşîn-Region und später in den Zap, wo er sich an verschiedenen Fronten an der Verteidigung Südkurdistans gegen eine türkische Invasion beteiligte. In der Garzan-Region kämpfte Şoreş Ronî auf eigenen Wunsch hin seit 2017.
Tolhildan Hîzan
Tolhildan Hîzan stammte aus Bedlîs (Bitlis) und wuchs in einer patriotischen Familie auf. Die PKK war im bereits im Kindesalter ein Begriff, da Bedlîs zu jenen Regionen in Nordkurdistan gehört, in denen der bewaffnete Widerstand gegen die staatliche Unterdrückung seit jeher besonders ausgeprägt ist. Die Schule besuchte er an einer „YIBO“ – das sind staatliche Internatsschulen in ländlichen Gebieten, in denen schulpflichtige kurdische Kinder unter dem Deckmantel „Unterricht“ assimiliert werden. Dieser Realität begegnete er relativ früh und unternahm Bemühungen, sich diesem Zentrum der Assimilierung zu entziehen. Er verließ die Schule und wurde aktiv bei der Revolutionären Jugend Kurdistans. Der Tod seines Cousins Ernesto Cîlo (Naif Altın), der als Guerillakämpfer 2012 in Elkê (Beytüşşebap) ums Leben kam, stellte einen Wendepunkt im Wirken von Tolhildan Hîzan dar. Er wollte ebenfalls in die Berge gehen. Nach mehreren erfolglosen Anläufen schloss er sich 2014 in Garzan der Guerilla an. Dort kämpfte er bis zu seinem Tod in verschiedenen Gebieten.
Serhildan Garzan
Serhildan Garzan stammte ebenfalls aus Bedlîs. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und wurde bei der kurdischen Jugendbewegung politisiert. Nach einigen Jahren befand er es nicht mehr als hinreichend, auf der aktivistischen Ebene für die Belange und Rechte des kurdischen Volkes einzutreten. Er fasste den Entschluss, zur Guerilla zu gehen, der er sich 2014 in Garzan anschloss. Hier erhielt er auch seine Grundausbildung und sammelte schon bald erste praktische Erfahrungen im Kampf. Ab 2015 war er an nahezu allen Aktionen und Offensiven der Guerilla in der gesamten Region beteiligt. Er wirkte auch maßgeblich am Umstrukturierungsprozess der Kampfverbände in Nordkurdistan mit.