Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die Namen von fünf Guerillakämpfern veröffentlicht, die im Jahr 2019 zu verschiedenen Zeitpunkten in Nordkurdistan im Kampf gegen die türkische Armee ums Leben gekommen sind. Zu den Todesumständen der Gefallenen heißt es: „2019 führte der Feind in zahlreichen Regionen von Bakur dutzende Vernichtungsoperationen mit dem Ziel durch, unsere Kräfte zu liquidieren. Von Dersim über Amanos bis Serhed, Botan und Mêrdîn reagierte die Guerilla mit wirksamen Aktionen gegen diese Operationen und zwang den Feind durch den effektiven Einsatz der neuen Taktikten einen Schritt nach hinten zu machen. Unsere Freunde Karker, Xebat, Armanc, Destiyar und Kato leisteten Pionierarbeit bei diesen Operationen und hielten kompromisslos an ihrer beharrlichen und selbstlosen Haltung fest. Diese heldenhaften Gefallenen haben eine beispiellose Leistung erbracht, um unser Volk mit unserer Befreiungsbewegung und ihrem Vorsitzenden zu vereinen. Mit ihrem Kampf haben sie uns dem Sieg ein Stück weit nähergebracht. Angesichts dessen gilt es, unser Versprechen zu wiederholen, dass wir den von unseren Gefallenen an uns übertragenen Widerstand erfolgreich ins Ziel bringen werden.“
Die vollständigen Identitäten der Gefallenen lauten:
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Codename: Karker Gabar
Vor- und Nachname: Servet Demir
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Mevlüde – Izettin
Todestag und -ort: 7. November 2019 / Mêrdîn
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Codename: Xebat Çekdar
Vor- und Nachname: Abdurrahman Siler
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Gulê – Ahmet
Todestag und -ort: 23. August 2019 / Mêrdîn
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Codename: Armanc Sêrt
Vor- und Nachname: Osman Kulik
Geburtsort: Istanbul
Namen von Mutter und Vater: Medine – Selahattin
Todestag und -ort: 12. August 2019 / Wan
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Codename: Destiyar Hêlîn
Vor- und Nachname: Murat Çakmak
Geburtsort: Dersim
Namen von Mutter und Vater:
Todestag und -ort: 20. Juni 2019 / Dersim
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Codename: Kato Qers
Vor- und Nachname: Barış Abaylı
Geburtsort: Qers
Namen von Mutter und Vater: Lütuz – Ismail
Todestag und -ort: 19. Juni 2019 / Dersim
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Karker Gabar wurde in Êlih (tr. Batman) geboren. Bis ins Jugendalter wuchs er in Êlih auf, danach zog er mit seinen Eltern nach Istanbul. Bevor Karker Gabar sich der Guerilla anschloss, war er in der Jugendbewegung aktiv. Sein erster Aufenthalt in den Bergen gestaltete sich aber relativ kurz, da er für Aufgaben in den Metropolen eingeteilt wurde. 2006 machte er sich erneut auf ins Gebirge – und blieb. Er wurde Teil der Guerillasonderheit Hêzên Taybet und Kommandant, kämpfte nicht nur in den Bergen, sondern auch in Rojava und Şengal und war in bedeutendem Maße am Sieg über die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) beteiligt. Nach seiner Rückkehr in die Medya-Verteidigungsgebiete ließ Karker Gabar sich in Reaktion auf den Verlust vieler seiner Freundinnen und Freunde in den sogenannten Städtekriegen nach Nordkurdistan versetzen. Seit 2018 war er in Mêrdîn aktiv.
Karker Gabar
Xebat Çekdar stammte aus Wan und wuchs in einem patriotischen Umfeld auf. Als Jugendlicher ging er zum Arbeiten in die Metropolen, um seine Eltern finanziell zu unterstützen. „Hierbei wurde ihm die Realität des Feindes noch bewusster“, schreiben die HPG über den Kämpfer. Vor seiner Zeit bei der Guerilla beteiligte er sich an gesellschaftlichen Organisierungsarbeiten. „In den Bergen entwickelte er sich zu einer beispielgebenden, militanten Persönlichkeit.“ Als der selbsternannte IS im August 2014 das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal überrannte und einen Genozid verübte, war Xebat Çekdar Teil der ersten Gruppen, die aus den Bergen nach Şengal eilten. Auch er ging nach der Rückkehr nach Nordkurdistan, um sich unter dem Eindruck des Widerstands für Selbstverwaltung an den Kämpfen in Bakur zu beteiligen.
Xebat Çekdar
Armanc Sêrt wurde in Istanbul geboren. Seine aus Qers (Kars) stammende Familie hatte ihre Heimat aufgrund der „Unterdrückung des Feindes“ verlassen müssen. „Doch ihr Bewusstsein für die Kultur Kurdistans hielt die Familie trotz der Ferne aufrecht“, so die HPG. Armanc Sêrt war zunächst in der kurdischen Jugendbewegung aktiv, bevor er sich dem Kampf in den Bergen anschloss. Dort hielt er sich zu Beginn in Heftanîn, Metîna und anderen Teilen Südkurdistans auf. Später ging er in die Widerstandshochburg Botan.
Armanc Sêrt
Destiyar Hêlîn und Kato Qers gehörten einer kleinen Guerillagruppe in Dersim an, die der türkischen Armee im Frühjahr 2019 empfindliche Verluste hinzufügte. Als Reaktion führte das Militär den gesamten Juni über unter hohem technologischem Aufwand eine breit angelegte Operation durch, die sich auf das Gebiet Rabat konzentrierte. Obwohl Destiyar Hêlîn und Kato Qers sich fast die gesamte Zeit über lediglich zu zweit bewegten, gingen sie auch erfolgreich gegen beteiligte Operationseinheiten vor. Am 19. Juni flog die türkische Armee infolge erfolgloser Versuche, am Boden vorzurücken, mehrere Luftangriffe. Zuvor hatten sich die Gefechte zwischen der Guerillagruppe und Militäreinheiten intensiviert. Kato Qers kam dabei ums Leben, Destiyar Hêlîn wurde schwer verwundet und kämpfte trotzdem weiter. Erst am nächsten Tag gelang es den Soldaten, ins Kampfgebiet vorzurücken. Sie forderten Destiyar Hêlîn auf, sich zu ergeben. Um nicht in feindliche Gefangenschaft zu geraten, setzte er eine Handgranate gegen sich selbst ein.
„Angesichts des Verlusts von Karker, Xebat, Armanc, Destiyar und Kato sprechen wir den Angehörigen unserer Freunde und dem kurdischen Volk unser Mitgefühl aus“, erklären die HPG abschließend.