HPG geben Identitäten von vier Gefallenen bekannt

Das Pressezentrum der HPG hat die Namen von vier im September und November 2022 in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallenen Guerillakämpfern bekannt gegeben.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Identitäten von vier im September und November 2022 im Kampf gegen die türkische Armee gefallenen Guerillakämpfern bekannt gegeben. Xelef Tolhildan, Şahin Botan, Rênas Dêrik und Rêncber Rêbaz sind im Rahmen der Guerillaoffensive Cenga Xabûr Şehîd Savaş Maraş im Kampf gegen die türkischen Invasionstruppen in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen. Die HPG erklären, das Erbe der Gefallenen im Kampf weiterleben zu lassen.

Codename: Xelef Tolhildan
Vor- und Nachname: Serhat Erdoğan
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Sabriye – Kamil
Todestag und -ort: 26. September 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete
Codename: Şahin Botan
Vor- und Nachname: Serdar Salgucak
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Xezal – Devreş
Todestag und ort: 25. November 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete
Codename: Rênas Dêrik
Vor- und Nachname: Cemil Akar
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Fatime – Hamdullah
Todestag und ort: 25. November 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete
Codename: Rêncber Rêbaz
Vor- und Nachname: Mihemed Osman
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Şemsê – Mahmud
Todestag und ort: 26. September 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete


Xelef Tolhildan


Xelef Tolhildan stammte aus der nordkurdischen Widerstandshochburg Cizîra Botan. Er wuchs mit den Massakern des türkischen Staates und der in der Region ausgeprägten Widerstandskultur auf. Seine Familie war ebenfalls patriotisch eingestellt. Aufgrund der erlebten Repression und Assimilationspolitik wuchs in Xelef die Wut auf den türkischen Staat und so fühlte er bereits früh die Verantwortung, sich selbst auf die Suche nach Wegen zum Widerstand zu machen. 2015 schloss er sich der Guerilla in Botan an und ging zur Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Während seiner Ausbildung gelang es ihm, Wut und Hass in Bewusstsein zu transformieren. Er entwickelte sich schnell ideologisch weiter und integrierte sich in das Leben in den Bergen.


Nach Abschluss seiner Grundausbildung war Xelef im Aufbau der Verteidigungsinfrastruktur in Zap und Metîna tätig. Er gewann durch sein rückhaltloses Engagement die Liebe seiner Genoss:innen und trug mit seiner Arbeit zur Moral in seinem Umfeld bei. Sein Vorbild war Şehîd Zîlan, die sich bei einem Angriff auf eine türkische Militärparade 1995 selbst opferte und ein Fanal des Widerstands setzte. So schloss Xelef sich den Hêzên Taybet (Spezialeinheiten) an und entwickelte sich dort in der Ausbildung sowohl ideologisch als auch militärisch sichtbar weiter. Die systematischen türkischen Chemiewaffenangriffe lösten große Wut bei ihm aus und er beteiligte sich vorbehaltlos an der revlutionären Offensive Cenga Xabûr Şehîd Savaş Maraş. Die HPG schreiben: „Unser Genosse Xelef Tolhildan hat immer danach gestrebt, die ihm übertragenen Aufgaben auf beste Weise zu erfüllen. Vom ersten Tag seines Beitritts bis zu dem Tag, an dem er fiel, wandelte er auf den Spuren unserer Gefallenen. Xelef Tolhildan hat uns ein großes Vermächtnis des Kampfes hinterlassen.“

Şahin Botan


Şahin Botan stammte aus der nordkurdischen Stadt Şirnex. Die Stadt im Herzen von Botan ist berühmt für ihren Widerstand, aber auch die blutiger Massaker, die der türkische Staat dort immer wieder verübte. Mehrere Mitglieder aus Şahins Familie hatten sich bereits früh der Freiheitsbewegung angeschlossen und so lernte er die PKK schon in jungen Jahren kennen. Auch er wurde selbst Zeuge von Massakern und Folter. Unter anderem sah er, wie sein Vater gefoltert wurde. Er war voller Wut und wartete auf den Moment, Vergeltung zu üben. Schließlich trat er im Herzen von Botan, in der Besta-Region, der Guerilla bei. Er blieb zunächst in den nordkurdischen Gebieten Besta und Cûdî und war tief beeindruckt vom solidarischen Leben in der Guerilla. Um sich selbst weiterzuentwickeln und ein professioneller Kämpfer zu werden, ging er dann in die Medya-Verteidigungsgebiete. Dort machte er in der Grundausbildung große Schritte und nahm mit großer Begeisterung an der Praxis teil. Im ersten Jahr war er als Kurier tätig. Diese Aufgabe erfordert Kenntnis des Geländes, Opferbereitschaft, Aufmerksamkeit und die Eigenschaften, die auch auf Kommandoebene nötig sind.


Şahin war entschlossen, sich noch mehr einzubringen und trat den Hêzên Taybet bei. Gleichzeitig bildete er sich bei jeder Gelegenheit weiter. Er beschäftigte sich intensiv mit den Guerillataktiken der neuen Ära und wurde zu einem Kommandanten. Als solcher nahm er aktiv an der Offensive Cenga Xabûr Şehîd Savaş Maraş gegen die türkische Invasion teil. Er war einer der Kämpfer:innen, welche die Versuche der türkischen Besatzungstruppen, sich in der Region festzusetzen, im Ansatz verhinderten. In den beiden Offensiven gegen die türkische Invasion 2021 und 2022 wurde er mehrfach verletzt, verließ aber die Front nicht. Stattdessen meldete er sich wiederholt zu den schwersten Aufgaben. Damit gab er der Moral seiner Genoss:innen immer neuen Schwung. Die HPG erklären: „Sein Tod hat uns als seine Genoss:innen zutiefst berührt. Wir wiederholen unser Versprechen an alle unsere revolutionären Gefallenen und erklären, dass wir die physische Freiheit von Rêber Apo – eines unserer größten Ziele – sicherstellen werden. Ihre Kämpfe und die Erinnerungen an sie werden eine Fackel sein, die unseren Weg erhellt.“

Rênas Dêrik


Rênas Dêrik stammte aus einer patriotischen Familie aus der historisch eng mit den Volksaufständen und dem Widerstand verbundenen Stadt Dêrik in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn. Er hatte schon früh enge Verbindungen zum Freiheitskampf, da viele Menschen aus seinem Umfeld der Guerilla beigetreten waren. Bereits als kleiner Junge träumte er davon, selbst Teil dieses Kampfes zu werden und Vergeltung für die Massaker und Unterdrückung durch den türkischen Staates zu nehmen. Ausschlaggebend für seine Entscheidung zum bewaffneten Kampf war der vom IS 2014 verübte Genozid an der ezidischen Gemeinschaft in der Şengal-Region. Şahin trat 2015 der Guerilla bei. Er bildete sich intensiv ideologisch weiter und entwickelte ein starkes historisches Bewusstsein. So wie er seine ideologische Ausbildung betrieb, vernachlässigte er auch nicht den militärischen Bereich und professionalisierte sich in den Guerillataktiken der demokratischen Moderne. Er war zum Kampf entschlossen und fügte der türkischen Armee schwere Verluste zu. In der Offensive Cenga Xabûrê Şehîd Savaş Maraş kämpfte er in einer mobilen Einheit. Durch seine Professionalisierung in den mobilen Guerillataktiken und seine Kreativität entwickelte er sich zu einem führenden Kommandanten. Die HPG erklären: „Unser Genosse Rênas Dêrik, der im Leben und im Krieg keine Kompromisse in Bezug auf seine aufopferungsvolle Beteiligung machte, hat ein großes Vermächtnis des Kampfes hinterlassen. Wir werden dieses Vermächtnis mit dem Sieg krönen.“

Rêncber Rêbaz

Rêncber Rêbaz stammte aus einer patriotischen Familie aus dem Kêtikî-Stamm in Kobanê. Der Stamm ist eng mit dem kurdischen Widerstand verbunden und viele seine Mitglieder gehören der Guerilla an. So lernte Rêncber die PKK bereits in Kindertagen kennen. Er wuchs mit dem Bewusstsein auf, dass er selbst Verantwortung trägt, einen Beitrag für die Freiheit zu leisten. Der Widerstand gegen den IS und die aufopferungsvolle Praxis der apoistischen Militanten beeindruckten ihn tief und gaben ihm den Anstoß, sich selbst der PKK anzuschließen. Bereits 2013 war er in der Jugendbewegung aktiv, dann ging er für eine ideologische und militärische Ausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Nach Abschluss der Grundausbildung sammelte er erste Erfahrungen im Kampfgebiet Zap. Anschließend kam er nach Avaşîn. Dort entwickelte er sich an den steilen Hängen und Bergen des Zagros physisch weiter und in ihm wuchs eine tiefe Verbundenheit mit der Schönheit der Natur. Er befand sich immer auf der Suche nach Wegen, seinen Kampf noch weiter zu verstärken, und so führte ihn sein Weg in die Hêzên Taybet. Seit Beginn der türkischen Invasion kämpfte er mit großer Entschlossenheit in der Guerillaoffensive Cenga Xabûr Şehîd Savaş Maraş. Die HPG schreiben über ihn: „Unser Genosse Rêncber Rêbaz hat immer wieder seine Haltung bekräftigt, dass er zu jeder Aufgabe bereit sei, wo auch immer er hingeschickt werde. Er hat es geschafft, ein beispielhafter apoistischer Kämpfer zu werden. Seine Haltung in Leben und Krieg war vom ersten Tag an der Organisation orientiert und wird für uns Anlass sein, das uns heilige Leben in der PKK, das uns von unseren Gefallenen hinterlassen wurde, zu schützen und weiterzuentwickeln.“

Die HPG sprechen dem kurdischen Volk und insbesondere den Familien der Gefallenen ihr Beileid aus.