HPG geben Identität von sechs Gefallenen bekannt

Die HPG haben die Namen von sechs Guerillakämpfer:innen veröffentlicht, die im Juli bei Bombardements der türkischen Armee in Heftanîn ums Leben gekommen sind.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die persönlichen Daten von sechs Kämpferinnen und Kämpfern der Guerilla veröffentlicht, die im vergangenen Juli bei Bombardements der türkischen Armee in der südkurdischen Heftanîn-Region ums Leben gekommen sind. Bei den Gefallenen handelt es sich um Arjîn Cizîrî, Sozda Vorîn, Berjîn Zenda, Aso Zagros, Kurtay Bestûn und Kandîl Zap. „Sie alle übernahmen wichtige Rollen im Cenga Heftanînê gegen die Versuche des Feindes, in Heftanîn einzudringen. Sie haben dem Feind schwere Schläge versetzt“, erklären die HPG.

Codename: Arjîn Cizîrî
Vor- und Nachname: Fatma Türk
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Sahiye – Hamit
Todestag und -ort: 7. Juli 2021 / Heftanîn
Codename: Sozda Vorîn
Vor- und Nachname: Nur Kızıl
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Cemile – Mehmet Salih
Todestag und -ort: 7. Juli 2021 / Heftanîn
Codename: Berjîn Zenda
Vor- und Nachname: Ayşe Demir
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Ziyana – Mehmet
Todestag und -ort: 7. Juli 2021 / Heftanîn
Codename: Aso Zagros
Vor- und Nachname: Melik Altın
Geburtsort: Istanbul
Namen von Mutter und Vater: Irem – Mehmet Raif
Todestag und -ort: 7. Juli 2021 / Heftanîn
Codename: Kurtay Bestun
Vor- und Nachname: Muhammed Suphani
Geburtsort: Kamyaran
Namen von Mutter und Vater: Vîda – Vahid
Todestag und -ort: 7. Juli 2021 / Heftanîn
Codename: Kandîl Zap
Vor- und Nachname: Şervan İbrahim Mehdi
Geburtsort: Amûdê
Namen von Mutter und Vater: Selva – Ibrahim
Todestag und -ort: 7. Juli 2021 / Heftanîn


Arjîn Cizî


Arjîn Cizîrî stammt aus der nordkurdischen Widerstandshochburg Cizîr. Sie wuchs als Kind einer patriotisch eingestellten Familie auf und wurde von ihrem revolutionären Umfeld tief geprägt. Aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Situation in Kurdistan kam sie zu der Auffassung, dass sie sich selbst im militärischen Kampf weiterentwickeln sollte. Sie war davon überzeugt, dass sich die kurdische Jugend militärisch bilden müsse, um sich selbst und ihr Volk zu verteidigen. Als 2015 klar wurde, dass der türkische Staat den Friedensprozess beenden würde und einen großen Angriff vorbereitete, schloss sich Cizîrî der Guerilla an. Dort integrierte sie sich schnell in das Leben als Kämpferin und in den Bergen und bereitete sich aktiv auf die bevorstehende schwere Phase vor. Die HPG schreiben über die Gefallene: „Hevala Arjîn glaubte nie an die falsche Friedenspolitik des Feindes und meldete sich immer wieder freiwillig für Einsätze in den schwersten Kampfgebieten. Sie maß der militärischen Ausbildung und den Arbeiten den gleichen Wert wie den ideologischen Aspekten bei und kämpfte immer dafür, eine freie Frau und Guerillakämpferin zu werden.“ Aufgrund ihrer Opferbereitschaft, Entschlossenheit und ihrer ideologischen Überzeugung wurde sie zu einer erfolgreichen Kommandantin der Frauenguerilla YJA Star und übernahm wichtige Aufgaben in der Region Heftanîn. „Unserer Freundin Arjîn gelang es, eine der Kommandantinnen zu werden, die den Widerstand in Heftanîn anführten. Sie ist mit ihrer natürlichen Persönlichkeit und ihrer Prinzipientreue zum Beispiel einer Führungsperson geworden und wird als solche einen Ehrenplatz in unserer Geschichte einnehmen.“

Sozda Vorîn


Sozda Vorîn wurde in der nordkurdischen Stadt Qoser (tr. Kızıltepe) geboren. Auch sie wurde von der Sympathie, die ihr Umfeld gegenüber dem Freiheitskampf Kurdistans empfand, und dem Patriotismus ihrer Familie geprägt. Schon von klein auf suchte sie nach Wegen, sich am politischen Kampf zu beteiligen. Im Widerstand für demokratische Autonomie in den Städten im Jahr 2015 lernte sie die PKK besser kennen und in ihr entstand der Wunsch, sich der Guerilla anzuschließen. Die HPG berichten: „Sie beteiligte sich in vielen Bereichen am Widerstand vor Ort und spielte eine wichtige Rolle dabei, den Kampf voranzubringen. Sie war tief vom Tod unserer Genoss:innen berührt und aufgrund der Massaker an unserem Volk wuchs ihre Wut. Sie war davon überzeugt, dass sie am sinnvollsten Rache am Feind nehmen konnte, wenn sie der Guerilla beitrat.“ 2017 schloss sie sich der Guerilla an und entwickelte sich schnell zu einer Kommandantin. Sie setzte sich tiefgehend mit der apoistischen Philosophie und insbesondere der Frauenbefreiung auseinander. Die HPG schreiben, dass sie schnell persönliche Entwicklungen und Veränderung gemacht habe, die sich auch in ihrer militärischen Haltung niedergeschlagen hätten. „Ihr war bewusst, dass ein unerbittlicher Kampf mit dem Feind notwendig ist, um eine zum Sieg entschlossene Kommandantin der Frauenguerilla zu werden. Dank ihres ideologischen Selbstbewusstseins bereitete sie sich stets auf die Auseinandersetzung mit dem Feind vor und zeigte dies deutlich in ihrer Praxis. Sie nahm an vielen Aktionen teil, die von YJA-Star-Kämpferinnen gegen den Feind durchgeführt wurden, und spielte mit ihrer erfolgreichen Beteiligung eine entscheidende Rolle im Krieg“, so die HPG.

Berjîn Zenda


Berjîn Zenda stammte aus Mêrdîn. Ihre Familie war aufgrund ihrer politischen Haltung gezwungen, nach Europa zu fliehen. Obwohl sie bereits in jungen Jahren weit von Kurdistan weg war, blieb sie mit den Werten der Region verbunden und hoffte immer, nach Kurdistan zurückkehren zu können. Die HPG schreiben: „Hevala Berjîn zeigte sich entschlossen, das kapitalistische System, das in Europa am stärksten herrscht, zu analysieren und sich gegen dieses System zu stellen. Sie machte einen mutigen Schritt, indem sie nach Kurdistan zurückkehrte und sich der Guerilla anschloss. Seit ihrem Eintritt in die Guerilla arbeitete sie hart daran, sich von den Einflüssen des Systems zu befreien. Sie fühlte sich nach der Überwindung jeder negativen Eigenschaft fast wie wiedergeboren.“ Berjîn Zenda beschäftigte sich intensiv mit den Auswirkungen des kapitalistischen Patriarchats und der Rolle, die das System Frauen zuschreibt. Sie setzte sich mit allen Ebenen des Kampfes gegen das System auseinander, wollte sich aber vor allem auf militärischer Ebene weiterentwickeln. Daher nahm sie an der intensiven Ausbildung zur neuen Form des Guerillakriegs erfolgreich teil.

Aso Zagros


Aso Zagros Familie stammt ursprünglich aus dem Kreis Şax (Çatak) in der nordkurdischen Provinz Wan. Die Familie musste jedoch nach Istanbul migrieren, da ihr Dorf vom türkischen Militär niedergebrannt wurde. Aso Zagros wuchs in Istanbul auf. 2014 schloss er sich der Guerilla an. Für ihn stellte dieser Schritt eine passende Antwort auf die Vernichtungspolitik des türkischen Staates dar.


„Jeder Schritt, den unser Weggefährte Aso in den Bergen Kurdistans unternahm, war wie eine Rache für die Geburt im Exil, eine Antwort auf die Vertreibung und den Versuch, seine Identität zu zerstören. Aso ist der Sohn einer patriotischen kurdischen Familie, deren Dorf niedergebrannt und zerstört wurde und die gewaltsam von ihrem Land vertrieben wurde. Deshalb wartet er immer auf die Zeit, um sich für die zerstörte Kindheit zu rächen, um seine Wut auf den Feind mit seinem jungen Herzen zu stillen.“

 

Die HPG beschreiben ihn als kreativ, entschlossen und von Opferbereitschaft geprägt. Er meldete sich ebenfalls freiwillig in die Gebiete mit den heftigsten Kämpfen und ging 2020 in den heißen Krieg nach Metîna.

Kurtay Bestun

 

Kurtay Bestun stammt aus dem Gebiet Kamyaran in Ostkurdistan. Auch er lernte durch seine Familie bereits in jungen Jahren das Freiheitsstreben Kurdistans kennen, und er sah die Unterdrückung durch die Mächte, die Kurdistan als Kolonie beherrschen. Er lernte die PKK kennen und entschloss sich, sich noch intensiver am revolutionären Kampf zu beteiligen. „Aufgrund seiner Analyse der Gesellschaft, in der er lebte, der Politik der Besatzer, mit der sie versuchen, die Gesellschaft zu korrumpieren, suchte er nach einem Ausweg und fand die Antwort darin, sich der Guerilla anzuschließen“, beschreiben ihn die HPG.

Kurtay Bestun lebte seine eigene Kultur und versuchte ebenfalls, die anderen Kulturen und Regionen kennenzulernen. Ihm gelang es, sich im Guerillakampf zu professionalisieren und er war immer dazu entschlossen, ins Kampfgebiet zu gehen. So ging er nach Heftanîn. Dort spielte er in vielen Bereichen bei Aktionen gegen die türkischen Angriffe eine wichtige Rolle.

Kandîl Zap

Kandîl Zap stammt aus Amûdê in Rojava. Er erlebte die Revolution von Rojava in seiner Jugend und hatte so die Gelegenheit, die PKK aus der Nähe kennenzulernen. Er war beeindruckt vom aufopferungsvollen Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) und entschloss sich 2016, der Guerilla beizutreten. Die HPG schreiben: „Er betrachtete seine Teilnahme an der Guerilla als einen der wichtigsten Wendepunkte seines Lebens und umarmte das Guerillaleben mit beiden Armen. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Kolonialismus in Kurdistan durch den Guerillakrieg besiegt werden wird, engagierte er sich intensiv, die neuen Taktiken der Guerilla zu verstehen und umzusetzen. Insbesondere unser Freund Kandîl war einer der wichtigen Kämpfer:innen, welche die Effektivität der neuen Kampftaktiken während des Heftanîn-Krieges bewiesen.“

Die Erklärung der HPG schließt mit den Worten: „Wir sprechen dem patriotischen Volk Kurdistans und insbesondere den werten Familien unserer Genoss:innenen Arjîn, Sozda, Berjîn, Aso, Kurtay und Kandîl unser Beileid aus. Jede:r von ihnen ist mit ihrer prinzipientreuen Haltung, ihrem Mut auf dem Schlachtfeld und ihrer Opferbereitschaft ein eigenes Beispiel. Wir versprechen, dass wir im Gedenken an unsere gefallenen Freund:innen im Kampf, den sie uns übergeben haben, siegen werden.“