HPG erinnern an Guerillakommandanten Cemal Andok

Die HPG gedenken des Guerillakommandanten Cemal Andok, der an Newroz 2019 bei einem Angriff des türkischen Staates in Heftanîn gefallen ist. Der Kurde aus Amed hatte sich am Kampf gegen den IS in Kerkûk, Mexmûr und Şengal beteiligt.

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) gedenken des Guerillakommandanten Cemal Andok, der an Newroz 2019 in Heftanîn gefallen ist: „Die PKK, die Partei der Gefallenen, hat mit ihrem seit einem halben Jahrhundert andauernden historischen Widerstand die Hoffnungen unseres unterdrückten Volkes auf Freiheit wiederbelebt. Dass sich Kurdistan mit jedem Tag ein Stück weiter seiner Befreiung nähert, ist den Opfern der Gefallenen zu verdanken, die ohne zu zögern ihr Leben gaben. Mit unermüdlichem Einsatz hat Fermandar Cemal Kurdistan von Bakur bis zu den Medya-Verteidigungsgebieten selbstlos gegen die Besatzer verteidigt. Der Tod dieses Freundes, mutiger Sohn unseres Volkes und wegweisender Kommandant, ist für uns als seine zurückgebliebenen Genoss:innen und Weggefährt:innen der Befehl zum Sieg. Das Erbe des Kampfes unserer unsterblichen Gefallenen wird früher oder später mit Erfolg gekrönt werden.“

                              

Codename: Cemal Andok

Vor- und Nachname: Cihan Nazlıer

Geburtsort: Amed

Namen von Mutter und Vater: Zahide – Adem

Todestag und -ort: 21. März 2019 / Heftanîn

 

Cemal Andok wurde in Licê geboren, einem Bezirk in der Provinz Amed (tr. Diyarbakır), in der 1978 der Gründungskongress der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) stattfand. Die Region mit ihrer Bevölkerung ist bekannt für ihre Verbundenheit mit dem kurdischen Befreiungskampf. Dies würdigen auch die HPG: „Trotz schwerer Angriffe und Massaker durch den Feind sowie einer Politik der verbrannten Erde haben sich die Menschen von Licê nie von unserem Kampf abgewandt. Mit Glauben und Entschlossenheit in ganzer Fülle und Tiefe sind sie eingetreten für unseren Widerstand und haben ihm ihre mutigsten Söhne und Töchter gegeben. Fermandar Cemal war einer von ihnen.“ Der Kommandant wuchs in einem vom Patriotismus geprägten Umfeld auf und machte bereits früh erste Begegnungen mit der Guerilla, deren Leben und Haltung ihn faszinierten.


„Hevalê Cemal strebte schon in jungen Jahren danach, Guerillakämpfer zu werden. Er machte es sich zum Lebensziel, dieses Ideal zu erreichen. Die Beteiligung vieler Menschen aus seinem Umfeld an unserem Kampf beeindruckte ihn, der Gefallenentod einiger war prägend für seinen Traum, den er verwirklicht sehen wollte. Er verließ die Universität, an der er studierte, um seinen Platz in den Reihen des berechtigten Kampfes unseres Volkes einzunehmen. Er schlug das falsche Leben aus, das ihm das System bot, um Vergeltung zu üben für die Gefallenen und unser Volk, dem der Feind stets mit Massakern begegnete. Das war seine Grundlage, 2004 zur Guerilla zu kommen“, erklären die HPG.

Der Anfang der 2000er Jahre war eine schwierige Phase innerhalb der PKK. Mit Angriffen von außen und innen wurde versucht, die Bewegung von ihrer revolutionären Linie abzubringen und sie zu zerschlagen. Als Antwort darauf wurde am 1. Juni 2004 eine Offensive eingeleitet, die einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Freiheitskampfes in Kurdistan markiert. „Fermandar Cemal schloss sich in dieser Zeit der Guerilla an. Er glaubte, dass die Realität des Feindes, der unserem Volk die totale Vernichtung aufzwang, nur in der Sprache beantwortet werden könnte, die dieser verstand. Hevalê Cemals Beteiligung am Kampf und seine Haltung beruhten auf dieser Überzeugung. Auch wenn zu Beginn emotionale Dimensionen im Vordergrund standen, entwickelte er im Laufe der Zeit eine Haltung, bei der das Bewusstsein stärker im Vordergrund stand, und er vertiefte seine ideologische Orientierung.“

In die Berge ging Cemal Andok in Amed, wo er erste praktische Erfahrungen machte. Danach zog es ihn in die Medya-Verteidigungsgebiete. Fünf Jahre lang hielt er sich in Heftanîn auf, widmete sich dem Stil und den Taktikten des Guerillakampfes und perfektionierte seine militärischen Fähigkeiten. Er wurde Kommandant und ging als solcher 2009 zurück nach Amed, weil er den Wunsch hegte, an der Befreiung seiner Heimat mitzuwirken. Als Abdullah Öcalan 2013 im Zuge der „Friedensverhandlungen“ mit dem türkischen Staat die Guerilla zum Rückzug aus Nordkurdistan aufrief, kehrte auch Cemal Andok zurück nach Südkurdistan. Dort ging er zunächst zur Haki-Karer-Akademie. Während dieser Zeit gewann die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien und im Irak an Schlagkraft. Nach dem Fall von Mosul im Juni 2014 stand der IS vor Kerkûk und Mexmûr. Cemal Andok beteiligte sich am Kampf gegen die Dschihadistenmiliz und wirkte maßgeblich daran mit, dass die Dschihadistenmiliz weder in Kerkûk noch in Mexmûr Erfolg hatte.

„Fermandar Cemal plante und kommandierte diverse Aktionen, die den weiteren Vormarsch der IS-Banden aufhielten. Nachdem er seine Aufgabe erfolgreich beendete, ging er nach Şengal, wo der IS einen Genozid und Femizid am ezidischen Volk verübte“, so die HPG. Etwa zwei Jahre lang beteiligte sich Cemal Andok im ezidischen Kerngebiet an Anti-IS-Offensiven und unterstützte den Aufbau lokaler Verteidigungsstrukturen. „Er war Teil eines großen Krieges um Şengal, kämpfte mit großen Kommandierenden wie Dilşêr Herekol und Egîd Civyan, und trug zur Befreiung der Region bei.“ Nach dieser Mission kehrte er zurück nach Heftanîn, wo er am kurdischen Neujahrstag im Zuge eines Angriffs der türkischen Armee ums Leben kam. „Hevalê Cemal ist ein Gefallener von Newroz, dem Symbol der Wiedergeburt und der Freiheit unseres Volkes. Wir erinnern uns an ihn mit tiefem Respekt und großer Dankbarkeit.“