Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die Namen von zwei Kämpfern veröffentlicht, die im Juni bei Angriffen des türkischen Staates in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen sind. Devrim Garzan, der Mitglied der Regionalkommandantur der HPG war, und Sîdar Amed gehörten zu den Einheiten in Avaşîn und hatten sich dort unter anderem an der Guerillaoffensive „Zagros-Falken“ (Pêngava Bazên Zagrosê) gegen die türkische Invasion im südlichen Kurdistan beteiligt. Die HPG würdigen sie als selbstlose Repräsentanten der „apoistischen Militanz“ und sprechen den Angehörigen sowie der kurdischen Öffentlichkeit ihr Mitgefühl aus.
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Codename: Devrim Garzan
Vor- und Nachname: Bilal Onat
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Latife – Cengiz
Todestag und -ort: 7. Juni 2023 / Avaşîn
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Codename: Sîdar Amed
Vor- und Nachname: Mazlum Yılmaz
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Azize – Mehmet
Todestag und -ort: 7. Juni 2023 / Avaşîn
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Devrim Garzan
Devrim Garzan wurde als Sohn einer patriotischen Nomadenfamilie in Êlih (tr. Batman) geboren. Er wuchs in einem von der Kultur und den Werten Kurdistans geprägten Umfeld auf, zum kurdischen Befreiungskampf bestand eine tiefe Verbundenheit. Die PKK lernte er bereits als Kind kennen. Zeitgleich wurde ihm die in Kurdistan gültige Verleugnungs- und Unterdrückungspolitik des türkischen Staates bewusst. Als Heranwachsender engagierte er sich daher bei der kurdischen Jugendbewegung. „Dies war seine Antwort auf die faschistische Praxis des Staates. In dieser Zeit wurde er sich auch über die Bedeutung von Organisierung bewusst“, schreiben die HPG in einem Nachruf.
Mit dem Aufkommen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) und einer neuen Phase der Eskalation in Kurdistan schloss sich Devrim Garzan der Verteidigung der Rojava-Revolution an. Nach seiner militärischen Grundausbildung beteiligte er sich aktiv an den Offensiven gegen den IS. „Er kämpfte in den vordersten Reihen und zeichnete sich durch Mut und Opfergeist aus. Damit hat er den Respekt und die Anerkennung seiner Kameradinnen und Kameraden erlangt.“
2017 verließ Devrim Garzan die Verteidigungskräfte von Rojava und ging nach Südkurdistan, um sich der Guerilla anzuschließen. Sein erstes Einsatzgebiet war die Avaşîn-Region. Er wurde schnell zu einem Kommandanten, der mit einem ergebnisorientierten Ansatz und innovativen Stil zahlreiche Aktionen im Widerstand gegen die türkische Besatzung koordinierte. Er war federführend an der praktischen Umsetzung moderner Guerillataktiken und an der Tunnelkriegsführung beteiligt und Mitglied der mobilen Guerillaeinheiten, die mit ihrer effektiven Schlagkraft das Terrain in den Medya-Verteidigungsgebieten kontrollieren.
„Der Gefallenentod von Hevalê Devrim, der trotz seines jungen Alters ein Anwärter für die Laufbahn eines großen Kommandanten war, hat uns tief bewegt und unseren Glauben an den Erfolg gestärkt. In diesem würdevollen Marsch, den unser Freund Devrim und Tausende von weiteren Gefallenen geebnet haben, wird ihr Andenken den Weg wie eine Fackel erleuchten und uns zum Sieg führen. In der Person von Hevalê Devrim bekräftigen wir noch einmal, dass wir das Vermächtnis des Kampfes aller revolutionären Gefallenen annehmen und zum Sieg führen werden“, erklären die HPG.
Sîdar Amed
Sîdar Amed wurde in Amed (Diyarbakır) geboren. Die Tatsache, dass seine Familie patriotisch ist und sich dem kurdischen Widerstand verbunden fühlte, waren prägend für ihn. Was die PKK bedeutet, das kannte er bereits als Kind. Als Heranwachsender war er aktiv in den Reihen der kurdischen Jugendbewegung. Hier legte er seinen Fokus auf die Grundlagen der Selbstverteidigung – und geriet ins Visier des türkischen Staates. 2011 wurde er verhaftet und verbrachte etwa ein halbes Jahr im Gefängnis.
„Hevalê Sîdar wich entgegen allen Drucks der Besatzer nicht von der Wahrheit ab, die er kannte und verteidigte. In der Phase seiner Gefangenschaft wuchsen sein Hass und seine Wut auf die Eindringlinge“, so die HPG. Nach seiner Entlassung beschäftigte er sich noch intensiver mit verschiedenen Formen des Widerstands gegen die antikurdische Politik des türkischen Staates und die Versuche, die kurdische Bewegung zu zerschlagen.
Nachdem die kurdische Region Efrîn in Nordsyrien nach einem zwei Monate andauernden Angriffskrieg von der Türkei und ihren dschihadistischen Verbündeten 2018 besetzt wurde, fasste Sîdar Amed den Entschluss, nach Rojava zu gehen. 2019 schloss er sich den dortigen Verteidigungseinheiten an. „Er hat große Anstrengungen unternommen, um ein kompetenter Kämpfer zu werden“, schreiben die HPG über den Gefallenen. Im Zuge der türkischen Invasion in Südkurdistan verließ er auf eigenen Wunsch Rojava und ging in die Medya-Verteidigungsgebiete.
Der Guerilla schloss sich Sîdar Amed in Avaşîn an. Hier beteiligte er sich an diversen Offensiven gegen die Besatzung. Bei den „Tunnelkriegen“ war er ebenso im Einsatz wie im offenen Gelände, wo er führendes Mitglied der mobilen Guerillaeinheiten war. „Hevalê Sîdar setzte mit einem großen apoistischen Willen jeglichem Streben der Besatzer Widerstand entgegen. In seiner Person versprechen wir, das Andenken an unsere Gefallenen zu bewahren und das Ideal eines freien Kurdistans zu erreichen“, erklären die HPG