Nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien sind bereits über 11.000 Tote aus den Trümmern geborgen worden. Die Bergungsarbeiten dauern an, aber bei den eisigen Temperaturen schwindet die Hoffnung auf Überlebende und in vielen Gebieten sind noch gar keine Rettungsteams eingetroffen.
Die Demokratische Partei der Völker (HDP) hat einen Krisenstab eingerichtet, um die Hilfe in den Erdbebengebieten zu koordinieren. Hatice Akdağ ist Mitglied der HDP-Krisenkoordination in Semsûr (tr. Adiyaman) und berichtete gegenüber ANF, dass mit eigenen Mitteln ein Hilfsnetzwerk aufgebaut worden sei, aber in vielen Gebieten noch keine Rettungsarbeiten begonnen haben. „Als HDP haben wir hier eine Krisenkoordination eingerichtet, aber wir waren bisher nur im Zentrum und noch nicht in den Bezirken. Denn alle unsere Vorstandsmitglieder sind selbst Erdbebenopfer. In dieser Hinsicht gibt es sehr ernste Probleme. Wir versuchen, uns hier zu organisieren. Es besteht jedoch ein großer Bedarf an Arbeitskräften, und wir brauchen auch Lager für die Materialien, die von den Menschen aus anderen Provinzen geschickt werden. Drei HDP-Abgeordnete sind hier bei uns, Abdullah Koç, Şevin Coşkun und Kemal Bülbül. Wir gehen zu den Menschen und versuchen, die Hilfstransporte zu koordinieren“, erklärte die HDP-Politikerin.
Ein Großteil der Trümmer sei nach wie vor unberührt, so Hatice Akdağ. Weder die dem Innenministerium unterstellten Behörde für Katastrophen- und Notfallmanagement (AFAD) noch andere staatliche Institutionen seien vor Ort: „Niemand ist hier zuständig. Die Menschen versuchen, mit ihren eigenen Mitteln zu überleben oder sich zu retten. Um es noch einmal zu sagen: Hier besteht ein großer Bedarf an Arbeitskräften. Wir brauchen Unterstützung, um die Hilfsmittel zu verteilen und einen Dialog mit den Menschen herzustellen, denn unsere Freiwilligen hier sind auch Erdbebenopfer und Geschädigte.“
Dîlok: Keine Unterkunft, kein Essen, kein Wasser
In der Güzelvadi-Siedlung in Dîlok (Antep) haben Einwohner:innen ein behelfsmäßiges Zelt auf einem Spielplatz errichtet. Halime Taştan berichtet, dass ihre Lage katastrophal ist, es gebe weder Trinkwasser noch Brot. „Niemand ist uns zur Hilfe gekommen“, sagt sie. Ihre Familie bestehe aus 15 Personen und brauche wenigstens ein richtiges Zelt.
Ganz in der Nähe sitzt eine Frau mit ihrem Kind auf dem Schoß vor einer selbst errichteten Unterkunft. Sie sagt, dass sie Meryem Xan heißt und seit einigen Jahren hier wohnt. Sie stammt aus der nordsyrischen Region Efrîn, die 2018 vom türkischen Staat besetzt wurde. „Hier ist keine Hilfe angekommen“, erklärt sie. Ihre Familie habe einen Verschlag aus Plastiksäcken und Brettern gebaut. „Aber die Kinder sind noch klein und wir haben nichts zu essen. Es gibt auch kein Trinkwasser.“