„Heftanîn ist das Tor nach Südkurdistan“

Ferman Botan, einer der Kommandanten der HPG, beschreibt den Kampf um Heftanîn als einen Entscheidungskampf um Südkurdistan. Wenn der türkische Staat nicht in der Lage sei, Heftanîn zu erobern, wird er in Südkurdistan auch nicht weiter vorrücken können.

Seit dem 16. Juni kämpfen die Volksverteidigungskräfte HPG (Hêzên Parastina Gel) gegen eine türkische Invasion in der von ihr verteidigten südkurdischen Region Heftanîn. Obwohl die türkische Armee massiv Helikopter und Bomber einsetzt, gelangen ihr bisher keine größeren Gebietsgewinne. Ferman Botan, einer der Kommandanten der Guerillaoffensive Cenga Heftanîn hat sich im Fernsehsender Stêrk TV über die aktuellen Entwicklungen geäußert.

Heftanîn ist der Ort der Entscheidung

Der Guerillakommandant sagt: „Wenn sie Heftanîn einnehmen, dann können sie ganz Südkurdistan einnehmen. Die Guerilla ist seit 40 Jahren in Heftanîn. Wenn die Türkei keinen Erfolg in Heftanîn hat, dann wird sie auch woanders keinen Erfolg haben und ihre sogenannte ‚Pufferzone‘ nicht errichten können.“

Viermal wurde das Absetzen von Truppen verhindert

Botan betont, der Angriff auf Heftanîn sei Teil eines größeren Plans. Die Türkei wolle wiederholen, was sie bereits in Botan, Xakurkê, Girê Spî und Serêkaniyê gemacht habe. Dieser Angriff unterscheide sich jedoch von den anderen, denn die Türkei setze noch stärker auf den massiven Einsatz von Kriegstechnologie. Die Guerilla könne ihre Aktionen dennoch fortsetzen. Botan erklärt: „Es wurde Kriegstechnologie eingesetzt, die sonst noch nirgends benutzt wurde. Innerhalb einer Nacht haben sie ein einziges Gebiet 50 Mal bombardiert und anschließend mit Kampfhubschraubern durchsiebt. Aber dennoch trafen sie überall, wo sie ihre Truppen aus den Sikorsky-Hubschraubern abzusetzen versuchten, auf den Widerstand der Guerilla. Das türkische Militär hatte eine solche Verteidigung nicht erwartet. Es stand unter Schock. Immer wenn sie Truppen absetzen wollten, haben wir sie angegriffen und es nicht zugelassen. Bei den Gipfeln Şehîd Adar und Xantûr haben sie es viermal probiert und es schließlich nur unter massivem Einsatz von Technik geschafft.“

Botan weist darauf hin, dass sich das türkische Militär nach 40 Jahren Krieg gegen die Guerilla über die Fähigkeiten der Guerilla am Boden sehr bewusst sei: „Wir kennen sie und sie kennen uns … Jeder, der über die Grenze nach Heftanîn kommt und dem türkischen Staat hilft, ist unser Angriffsziel. Wir warnen nochmals insbesondere die Dorfschützer, sie sollen kein Blut der Kinder dieses Volkes vergießen. Die PKK ist seit 40 Jahren unbesiegt und das wird auch weiterhin so bleiben. Wir sind als Kämpferinnen und Kämpfer dieses Volkes zu jedem Opfer bereit.“

Der Widerstand geht weiter – sie werden nicht durchkommen

Der Kommandant fährt fort: „Sie haben die Menschen aus allen Dörfern vertrieben. Sie töten Frauen und Kinder, ihnen ist es egal, ob es sich um Zivilisten handelt. Kann man mit dieser Hochtechnologie nicht zwischen Guerilla und Bevölkerung unterscheiden? Man kann, aber sie greifen dennoch an. Die Gefallenen haben allesamt mit großer Entschlossenheit gekämpft und uns den Befehl hinterlassen, den Widerstand fortzusetzen. Die Situation in den Gebieten ist im Moment gut. Die Kämpfe in Xantûr gehen weiter. Jeden Tag finden Aktionen statt. Auch am Dûpişk greift die Guerilla jeden Tag an. In Şeşdara findet gewaltiger Widerstand statt. Dieser Kampf wird weitergehen. Wir werden Heftanîn nicht verlassen.“

Hohe Moral bei der Guerilla

Ferman Botan beton noch einmal, dass die zweitgrößte NATO-Armee ihre gesamte Technik mobilisiert habe, die Guerilla aber dennoch siegessicher sei. Er schließt mit den Worten: „Das ist keine Kleinigkeit – wir haben in einem Gebiet, das in einer Nacht 50 Mal bombardiert wurde, keinerlei Verluste erlitten. Der Kampf geht weiter und unsere Moral ist sehr hoch – denn die Guerilla weiß genau, ohne ihre Technik käme die türkische Armee keinen Zentimeter voran. Das haben wir gesehen.“