Guerillakommandant Şêxmûs Milazgir in Agirî gefallen

Der Guerillakommandant Şêxmûs Milazgir ist bei einem Gefecht mit türkischen Militärs in Agirî gefallen. Der in Mûş geborene Revolutionär war seit 1992 Teil der kurdischen Bewegung. Die HPG sprechen seiner Familie und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.

Feindkontakt in Glîdax

Der Guerillakommandant Şêxmûs Milazgir ist bei Gefechten mit türkischen Militäreinheiten in der kurdischen Provinz Agirî (tr. Ağrı) gefallen. Wie das Medien- und Kommunikationszentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) heute bekannt gab, kam der langjährige Kommandant am vergangenen Dienstag im Zuge eines Feindkontakts im Umland des Glîdax (alter Name des Ararat-Berges) ums Leben. Das Massiv ist seit Anfang der Woche Ziel einer groß angelegten Operation von Armee, Polizei und Dorfschützern, es wurden Kampfflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt.

Der Leichnam von Şêxmûs Milazgir wurde am Donnerstag seinen Angehörigen übergeben und an seinem Geburtsort in der Provinz Mûş beigesetzt. Sie äußerten die Vermutung, dass der Körper des 1975 geborenen Kommandanten misshandelt worden sein könnte. In sozialen Medien durch an der Tötung von Şêxmûs Milazgir beteiligte Soldaten in Umlauf gebrachte Bilder zeigen einen unversehrten Körper, der eine Schusswunde aufweist. Bei der Leichenwaschung sei jedoch festgestellt worden, dass der Leichnam post mortem verstümmelt wurde. Die HPG sprechen der Familie des Gefallenen und dem kurdischen Volk ihr Beileid aus.

                                

Codename: Şêxmûs Milazgir

Vor- und Nachname: Yılmaz Öner

Geburtsort: Mûş

Namen von Mutter und Vater: Melek – Hacı Ahmet

Todestag und -ort: 18. Juni 2024 / Serhed

 

Şêxmûs Milazgir war seit 32 Jahren Mitglied der kurdischen Freiheitsbewegung. Den HPG zufolge schloss er sich 1992 der Guerilla an. Dies sei eine emotionale Entscheidung gewesen. Er war damals 17 Jahre alt und lebte in einer Region, in der der schmutzige Krieg des türkischen Staates in Kurdistan in den frühen 1990er Jahren besonders blutig war – und der bewaffnete Widerstand dagegen maßgebend im sozialen Kampf gegen die Unterdrückung. Bei der Guerilla gehörte er einer kleinen Gruppe an, die sich nach dem Aufruf des 1999 in die Türkei verschleppten PKK-Begründers Abdullah Öcalan nicht in die Medya-Verteidigungsgebiete zurückzog, sondern in Nordkurdistan blieb. Şêxmûs Milazgir verbrachte dort die meiste Zeit in der Serhed-Region. Mehrfach wurde er bei Gefechten verletzt, auch lebensbedrohlich, erholte sich aber jedes Mal wieder und setzte seinen Kampf fort. Parallel legte er mit seiner Gruppe einen wichtigen Grundstein der Offensive vom 1. Juni 2004, mit der die Guerilla damals zum Schlag gegen innere und äußere Vernichtungsangriffe ausholte.


Erst 2010 kehrte Şêxmûs Milazgir für einen längeren Zeitraum in die Medya-Verteidigungsgebiete zurück, wo er sich in den Jahren zuvor bereits immer wieder für kurze Phasen aufgehalten hatte. Er kämpfte in verschiedenen Offensiven gegen die türkische Besatzung Südkurdistans, unter anderem in Xakurke, wo er ebenfalls eine schwere Verletzung erlitt. Seit 2019 war er wieder in Serhed und gehörte dem dortigen Regionalkommando der Guerilla an. Die HPG beschreiben Şêxmûs Milazgir als „unersetzbaren Freund“, der 32 Jahre seines Lebens selbstlos, mutig und entschlossen der Freiheit seines Volkes gewidmet habe.


„In diesen 32 Jahren war unser Freund Şêxmûs mit unzähligen Schwierigkeiten konfrontiert; er wurde wiederholt verwundet, litt Hunger, setzte sich mit ideologischen und organisatorischen Problemen auseinander, vereitelte feindliche Operationen, beteiligte sich aufopfernd an allen Aktionen, lebte und pflegte wirklich aufrichtige Freundschaft, nahm seine Führungsaufgaben ohne zu zögern an und war überall bereit, wo es der Kampf erforderte. Hevalê Şêxmûs verstand es, mit seiner klaren Haltung, sichtbarer Genossenschaftlichkeit und beharrlicher Praxis beispielgebend für eine militante Moral zu sein und als selbstloser Kommandant auf der Linie des Apoismus über drei Jahrzehnte die Geschichte eines Kampfes für die freie Zukunft des kurdischen Volkes in seine Persönlichkeit zu integrieren. Er war allein, als er bei seiner letzten Auseinandersetzung mit dem Feind gegen eine ganze Armee kämpfte und sich der Karawane der Gefallenen anschloss. So wie kein Held und keine Heldin unseres Volkes vergessen werden, wird auch Şêxmûs Milazgir stets in unseren Gedanken bei uns sein. Die Ideale, denen er sein Leben widmete und opferte, werden siegen“, so die HPG.