Guerillakämpferin Ardem Ararat in Garzan gefallen

Ardem Ararat ist in der nordkurdischen Region Garzan gefallen. Die Guerillakämpferin hat einen Monat lang die Angriffe der türkischen Armee ins Leere laufen lassen. Die HPG würdigen sie als Symbol freier Frauen in Kurdistan.

Die Guerillakämpferin Ardem Ararat ist am 1. August bei der Bombardierung der nordkurdischen Region Garzan durch die türkische Armee gefallen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit. Die HPG bezeichnen Ardem Ararat als wertvolle Kommandantin, die sieben Jahre lang und vor allem im vergangenen Monat opferbereit als Militante der apoistischen Frauenbefreiungsideologie gekämpft hat. „Hevala Ardem hat mit ihrem Kampf und ihrer Haltung die Identität freier Frauen vertreten. Sie hat ein weiteres Mal gezeigt, dass eine Frau, die sich mit der Militanz der PAJK und dem Kampf der YJA Star befreien, unter keinen Umständen vor der auf männlicher Herrschaft basierenden Mentalität kapitulieren“, erklären die HPG und sprechen ihren Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus: „Wir geben unser Wort, dass die Erinnerung an Hevala Ardem in unserem Kampf weiterleben wird.“

Zur Identität von Ardem Ararat machen die HPG folgende Angaben:

                                

Codename: Ardem Ararat
Vor- und Nachname: Sultan Oruç
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Hayriye – İsmail
Todestag und -ort: 1. August 2023 / Garzan

Ardem Ararat ist in einem Dorf in Amed-Bismîl geboren und nach dem Umzug ihrer Eltern in einer türkischen Großstadt aufgewachsen. Sie studierte drei Jahre lang an der Universität Artvin und war in dieser Zeit in der Studierendenbewegung aktiv. Dabei lernte sie Realität der PKK kennen. 2014 schloss sie sich der Guerilla an und machte eine Grundausbildung in Heftanîn. Sie beschäftigte sich intensiv mit der apoistischen Ideologie und der Geschichte von Frauen. Die Frauenbefreiungsideologie wurde die Grundlage ihres weiteren Lebens. Parallel zu ihrer theoretischen Bildung und dem Leben in einem freien Umfeld legte sie großen Wert auf militärische Kenntnisse. In einem Lehrgang an der Operationsschule Şehîd Mehmed Goyî erlernte sie den professionellen Gebrauch verschiedener Waffen und Guerillataktiken. Ihr Fachgebiet wurden Sabotagetaktiken.


Als der selbsternannte „Islamische Staat“ noch im selben Jahr einen Vernichtungsfeldzug in Kurdistan startete, war Ardem unter den mutigen Militanten, die sich den Islamisten entgegenstellten und mit großem Mut die Bevölkerung verteidigten. Sie beteiligte sich am Kampf in Mexmûr und Kerkûk und konnte ihre gerade erst erlernten Fähigkeiten im heißen Krieg in die Praxis umsetzen. Dabei machte sie wichtige Erfahrungen.

Nach Vollendung ihrer Aufgabe ging sie 2016 nach Nordkurdistan. „Ihr größtes Ziel war es, den mörderischen und kolonialistischen türkischen Staat zu bekämpfen. Sie wusste genau, dass der türkische Faschismus die Quelle für den Faschismus, die Unterdrückung, die Besatzung und die Aggression im Nahen Osten ist und den IS und ähnliche Banden nährt. Ihr war klar, dass das Bandentum im Nahen Osten nicht zerschlagen werden kann, solange der türkische Faschismus nicht gestoppt wird“, schreiben die HPG in ihrem Nachruf.

Ardem erreichte zunächst Amed und war glücklich, in der Region zu sein, in der sie geboren wurde. Sie gewöhnte sich schnell an die schwierigen Bedingungen in Nordkurdistan und nahm am Kampf teil. Danach kämpfte sie in Garzan. „Hevala Ardem hat in Bakurê Kurdistanê sieben Jahre lang einen atemlosen Kampf geführt. Sie ließ sich durch keine Schwierigkeiten aufhalten und wusste Hindernisse mit ihrer kreativen Intelligenz und Willensstärke zu überwinden. Sie zeigte, welche Stärke eine Kämpferin besitzt, die über den Geist und das Bewusstsein der Freiheit verfügt“, so die HPG. Ardem habe ein starkes Verantwortungsgefühl gehabt und als Kommandantin die neue Art des Guerillakampfes in Garzan eingeführt:

„Mit ihrer ausgeprägten Fähigkeit, das Geschehen zu analysieren und zu begreifen, zog sie Lektionen aus ihren Erfahrungen und schrieb Berichte an die Kommandantur, damit alle davon profitieren können. Sie bewegte sich immer mit einem Geist der Kollektivität und Genossenschaftlichkeit. Indem sie die Merkmale eines individualistischen Lebens überwand, repräsentierte sie die auf Teilen basierende Haltung freier Frauen. In Garzan gibt es keinen Ort, an dem sie nicht gekämpft hat. Sie war eine ganzheitliche Revolutionärin und führende Kommandantin der YJA Star, die eins mit dem Boden von Garzan wurde. Unsere Weggefährt:innen Ardem und Rêdûr haben im letzten Monat mit großer Opferbereitschaft auf die Angriffe und Operationen der türkischen Besatzerarmee reagiert und viele Angriffe mit taktischer Intelligenz und Kreativität ins Leere laufen lassen. Sie haben lediglich mit Schusswaffen und wenigen Möglichkeiten gegen den Feind mit seiner unbegrenzten Technologie gekämpft. Der einmonatige legendäre Kampf von Hevala Ardem unter sehr ungleichen Bedingungen steht für großes Heldentum. Sie ist am 1. August 2023 bei einem Angriff gefallen. Die rebellische Haltung und der leidenschaftliche Freiheitsdrang kurdischer Frauen wird ein freies Leben in Kurdistan erschaffen und sich auf der ganzen Welt ausbreiten.“