Guerillakämpfer Hewram Avyer in Wan beigesetzt
Der im März 2021 am Berg Bagok gefallene HPG-Kämpfer Hewram Avyer ist in Wan beigesetzt worden.
Der im März 2021 am Berg Bagok gefallene HPG-Kämpfer Hewram Avyer ist in Wan beigesetzt worden.
Am Dienstagmorgen um 5.00 Uhr Ortszeit wurde Hewram Avyer (Hasan Mahmudi) in der nordkurdischen Stadt Wan unter großem Polizeiaufgebot beigesetzt.
Der Guerillakämpfer Hewram Avyer war am 30. März bei einem Gefecht mit der türkischen Armee zusammen mit drei weiteren Kämpfern der HPG (Volksverteidigungskräfte) gefallen. Seine Leiche wurde von den türkischen Behörden auf einem Friedhof für unbekannte Tote begraben. Als die Angehörigen schließlich einen DNA-Abgleich durchsetzten und die Proben übereinstimmten, wurde Avyer nach Monaten wieder exhumiert und nach Wan gebracht, um dort beigesetzt zu werden. Der Weg des Leichenwagens von Nisêbîn nach Wan glich einem Spießrutenlauf. Immer wieder wurde der Konvoi mit dem Gefallenen von Polizei und Militär aufgehalten, durchsucht und die Personalien der Teilnehmenden festgestellt.
Der Karşıyaka-Friedhof in Rêya Armûşê (tr. Ipekyolu) in der Provinz Wan war von Polizei umstellt. Niemand außer den engsten Angehörigen wurde auf den Friedhof gelassen.
Wer war Hewram Avyer?
Hewram Ayver wurde in der ostkurdischen Stadt Sine (Sanandaj) geboren. Ursprünglich stammt seine Familie aus der Ortschaft Jawaro in der Hewraman-Region, die aus dem Gebirgsland zwischen dem Dreieck Helebce-Merîwan-Pawe besteht. Die kurdische Befreiungsbewegung lernte er 1999 unter dem Eindruck der „Serhildan des 15. Februar“ – der Protestwelle im Zuge der Verschleppung von Abdullah Öcalan aus Kenia in die Türkei näher kennen.
Nach dem Abitur nahm Hewram Ayver ein Informatikstudium auf, befand jedoch für sich selbst, dass die Freiheit der kurdischen Gesellschaft ohne den „revolutionären Volkskrieg“ nicht zu erringen sei. Er brach das Studium ab und ging zur Guerilla in die Berge. „Schon an seinem ersten Moment in unseren Reihen vereinte sich unser Weggefährte Hewram mit den Bergen und der PKK, verwirklichte sich wie ein Lauffeuer und wurde zu einem Pionier auf Kommandantenebene“, schreiben die HPG in einem Nachruf auf Hewram Ayver. Bis 2013 hielt er sich in der Qendîl-Region auf, danach zog es ihn in den Norden. Als Guerillakommandant bekleidete er Positionen in der Regionalkommandantur der Gebiete Besta und Cûdî stets an der Seite von Gelhat Gabar.
Kampf in den Bergen und den Städten
Als sich dieser 2014 der Revolution von Rojava zuwandte und nach Kobanê ging, um die Befreiung der vom IS belagerten Stadt anzuführen, nahm Hewram Ayver dessen Platz ein. „Er stand an der Spitze der Verteidigung vom Cûdî, als der türkische Besatzerstaat im Jahr 2015 seinen Vernichtungsangriff gegen das kurdische Volk einleitete, motivierte seine Freund:innen, plante alle Aktionen, organisierte die Basis des Widerstands, den er selbst an der Spitze koordinierte. Er blieb den Massakern des faschistischen türkischen Staates an den Ausläufern des Cûdî während des Kampfes um Selbstverwaltung nicht gleichgültig und ging nach Cizîr und Silopiya.“ Hewram Ayver führte den Widerstand gegen die am 4. September 2015 über die Stadt Cizîr verhängte erste Ausgangssperre an. Während dieses Kleinkrieges griff der türkische Staat mit allen Kräften, die ihm dabei zur Verfügung standen, bis an die Zähne bewaffnet mit konventionellen Waffen, neun Tage lang die Stadt an. Die von Hewram Ayver angeführte Gruppe stellte sich ihnen damals entgegen. Ihr Widerstand führte dazu, dass sich die Türkei zunächst aus Cizîr zurückziehen musste.
Verteidigung von Silopîya
Im April 2016 zog es Hewram Ayver, der inzwischen wieder zurück auf dem Cûdî war, zusammen mit sechzig Guerillakämpfer:innen zur Verteidigung der Bevölkerung nach Silopiya. „Zwei Tage lang übernahm er die Kontrolle der Stadt und übte Vergeltung an Polizei und Armee der Besatzer für die Massaker an unserem Volk.“
Kommandant der mobilen Einheiten und Symbol des apoistischen Paradigmas
Später ging Ayver in die Botan-Region und kommandierte die mobilen Guerillaeinheiten. Er hielt sich eine Weile am Kato Jirka auf, wo er am 19. April 2017 im Verlauf einer Militäroperation verletzt wurde. Zur Behandlung ging er in die südkurdischen Medya-Verteidigungsgebiete. Gut zwei Jahre lang war Ayver Teil der Kommandantur der Apollon-Akademien, bis er die Region 2019 Richtung Bakur verließ. Zuletzt gehörte er der Regionalkommandantur der Guerilla in Mêrdîn an. Die HPG beschreiben Hewram Ayver als eine „symbolträchtige Figur“, deren Herz für Kurdistan und das Paradigma einer demokratischen Nation schlug.