Guerillakämpfer berichtet von Aktion in Avaşîn

Der gesamte Weg verlief an einem Abgrund entlang. Wir hatten nur noch wenig Lebensmittel und Wasser. Die Soldaten riefen ständig, wir sollten herauskommen, dann würden sie uns Wasser geben. Unsere Aktion war eine Antwort darauf.

Der HPG-Kämpfer Şiyar Firmesk Amed berichtet in einem bei Gerîla TV veröffentlichten Video von einer erfolgreichen Aktion gegen die türkischen Besatzungstruppen am Bergmassiv Werxelê in der Region Avaşîn in Südkurdistan. Bei der Aktion am 20. Juni 2021 sind mindestens drei Soldaten getötet worden.

Amed erzählt in den Video, dass er einen Monat zuvor nach Avaşîn gekommen ist. Die bei der Aktion eingesetzten Waffen seien schwer gewesen und die Planung habe unter schwierigen Bedingungen stattfinden müssen, da der türkische Staat ständig aus der Luft und mit Artilleriegranaten angegriffen habe. „Als wir zu der Aktion aufgebrochen sind, haben wir mit eigenen Augen gesehen, wie schwierig die Bedingungen hier sind. Wir hatten eine schwere Last zu tragen, es waren knapp dreißig Kilo. Wenn vom Zagros und von Avaşîn gesprochen wird, fällt einem sowieso als erstes der Begriff ,schwierig' ein.“

 

Unter den Bedingungen der türkischen Militäroperation sei es nicht einfach gewesen, eine Aktion durchzuführen, sagt Amed: „Wir hatten auch nur noch wenig Lebensmittel und Wasser. Trotzdem waren wir vollständig darauf konzentriert, eine effektive Aktion zu machen. Wenn man die Aufnahmen sieht, denkt man oft: ,Sehr schöne Aktion.' Wichtig ist jedoch, was im Vorfeld stattgefunden hat. Bei uns war es so, dass unsere Last sehr schwer war. Wenn wir zwanzig Meter gelaufen sind, mussten wir eine halbe Stunde anhalten. Nach hundert Metern haben wir eine Stunde angehalten. Der gesamte Weg verlief an einem Abgrund entlang. Wir mussten oft zwei Schritte vor und dann wieder einen Schritt zurücksetzen. In diesem Moment war ausschlaggebend, dass wir auf die Aktion fixiert waren.“

Dafür war Amed mit seinen Weggefährten zwei Tage im Gelände. Trotz der Schwierigkeiten hielten sie an ihrem Entschluss fest: „Es war eine besondere Situation. Die türkische Armee machte bei den Kämpfen am Tunnel ständig Kapitulationsaufrufe und setzte chemische Waffen ein. Die Soldaten riefen ständig, wir sollten herauskommen, dann würden sie uns Wasser geben. Unsere Aktion war eine Antwort darauf. Sie war eine Entgegnung auf die Aufrufe zur Kapitulation.“

Amed sagt, dass sie die Aktion ihrem arabischen Weggefährten Canpolat gewidmet haben. Canpolat Muslum stammte aus Mosul und ist zusammen mit fünf weiteren Kämpfern im Mai auf dem Weg zur Unterstützung des Widerstands am Mamreşo gefallen. „Er war jahrelang in Avaşîn und hat dort großen Einsatz gezeigt. Wir haben unsere Aktion im Gedenken an ihn durchgeführt. Unsere Aktion war erfolgreich. Drei Soldaten sind ums Leben gekommen und es wurde technisches Material zerstört“, so der HPG-Kämpfer Şiyar Firmesk Amed.