Grab des Menschenrechtsanwalts Tahir Elçi verwüstet

Das Grab des 2015 ermordeten Vorsitzenden der Anwaltskammer von Amed, Tahir Elçi, wurde von Unbekannten verwüstet.

Als Angehörige von Tahir Elçi am Dienstagmorgen das Grab des 2015 von der Polizei erschossenen Vorsitzenden der Anwaltskammer von Amed (tr. Diyarbakır) besuchten, fanden sie das Grab vollkommen verwüstet und den Grabstein zerstört vor. Wer das Grab auf dem Friedhof Yeniköy im Bezirk Rezik (Bağlar) verwüstet hat, ist bisher unbekannt. Gräber stellen für den türkischen Staat allerdings ein Kampffeld der psychologischen Kriegsführung dar. So werden systematisch Gräber, insbesondere von gefallenen Guerillakämpfer:innen, verwüstet. Dass nun offensichtlich das Grab eines renommierten Menschenrechtsanwalts zerstört wurde, könnte in diesem Zusammenhang eine neue Qualität der Übergriffe darstellen.

Tahir Elçi – eine Stimme des Friedens

Am 28. November 2015 hatte der Anwalt zu einer Friedenskundgebung im historischen Altstadtviertel Sûr aufgerufen. „Wir wollen in diesem Gebiet, das Heimat und Wiege so vieler Zivilisationen war, keine Gewalt, keinen Krieg, keine Zerstörung und keine bewaffneten Operationen“, hatte Elçi am Tag seines Todes erklärt. Für sein Pressestatement hatte er das „Vierbeinige Minarett“ gewählt, ein historisches Bauwerk, das während der türkischen Militärblockade in Sûr beschädigt worden war. In der Nähe der Kundgebung kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Selbstverteidigungseinheiten und der Polizei. Forensische Untersuchungen haben ergeben, dass Tahir Elçi durch einen Polizeischuss in den Kopf getötet wurde.