Gemeinde im Kanton Tabqa nach Beschuss ohne Strom

In einer Gemeinde im selbstverwalteten Kanton Tabqa ist das komplette Stromnetz zusammengebrochen. Grund sind gezielte Angriffe türkischer Drohnen auf ein Umspannwerk. In Ain Issa werden Getreidesilos bombardiert.

In einer Gemeinde im selbstverwalteten Kanton Tabqa ist am Donnerstag das komplette Stromnetz zusammengebrochen. Grund sind gezielte Angriffe türkischer Drohnen auf ein Umspannwerk. Unter anderem seien mehrere Stromleitungen schwer beschädigt worden, teilte das örtliche Elektrizitätswerk mit. An der Anlage gab es einen Totalausfall.

Betroffen von dem Stromausfall ist die Kleinstadt Curniyê (Al-Dschurnija), die etwa 60 Kilometer nordöstlich der Kantonshauptstadt Tabqa auf der Ostseite des Euphrat liegt. Laut den Autonomiebehörden seien alle Haushalte derzeit ohne Strom. Wann mit einer Reparatur zu rechnen sei, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Grund seien fortgesetzte Drohnenaktivitäten im Luftraum über der Region.

Attacken in Ain Issa

Neben dem Umspannwerk nahmen türkische Kampfbomber auch die nahegelegenen Getreidesilos der Stadt ins Visier. Wie hoch der Schaden ist, war zunächst nicht zu erfahren. Auch in der knapp 80 Kilometer nordöstlich von Curniyê gelegenen Kleinstadt Ain Issa kam es heute zum Beschuss von Weizenspeichern. Hier soll es sich mutmaßlich um Artilleriefeuer handeln, unklar war allerdings, ob türkisches Staatsgebiet die Angriffsquelle ist oder die dschihadistische Besatzungszone. Die Angriffe dauern zur Stunde weiter an.

Kriegsverbrechen: Gezielte Zerstörung ziviler Infrastruktur

In Nord- und Ostsyrien leben mehr als fünf Millionen Menschen, darunter rund 750.000 Binnenvertriebene. Die Demokratische Selbstverwaltung (DAANES) bietet Dienstleistungen wie Strom, Wasser, Bildung, Gesundheitsversorgung und Sicherheit und schützt die Rechte von Minderheiten und Frauen. Regelmäßig greift die Türkei die Region an, hunderte Zivilist:innen wurden in den letzten Jahren getötet. Zu den bevorzugten Angriffszielen gehören Wasserwerke, Ölraffinerien, Elektrizitätswerke, Getreidesilos sowie Flüchtlingslager und Krankenhäuser und damit lebenswichtige Infrastruktur.

Am Tişrîn-Damm droht Kollaps

Die Infrastruktur der Autonomieregion ist zuletzt im vergangenen Oktober breitflächig von der türkischen Luftwaffe bombardiert worden. Auch im Januar 2024 hatte es eine schwere Luftangriffswelle gegeben. Die erste gezielte Zerstörung der Strukturen zur Versorgung der Bevölkerung erfolgte im November 2022, im Herbst 2023 gab es zwei weitere Luftangriffswellen. Die Türkei setzt auch Wasser als Waffe ein und verursacht durch die Kontrolle der Flüsse Euphrat und Tigris eine künstliche Trinkwasserknappheit in Syrien und Irak. Aktuell ist die Tişrîn-Talsperre südöstlich von Minbic akut von dieser Politik bedroht. Wegen schwerer Beschädigungen infolge einer seit Anfang Dezember andauernden Besatzungsoffensive der türkischen Armee und ihrer Proxytruppe SNA droht ein Kollaps. Die Selbstverwaltung befürchtet eine „verheerende Überflutung“ sowie eine humanitäre und ökologische Katastrophe mit Auswirkungen bis in den Irak.