Tausende Menschen in Ain Issa weiterhin ohne Strom

Nach schweren Artillerieangriffen der türkischen Armee und Söldnern der Dschihadistentruppe SNA sind in der nordsyrischen Kleinstadt Ain Issa tausende Menschen weiterhin ohne Strom.

Angriff auf lebenswichtige Infrastruktur

Nach schweren Artillerieangriffen der türkischen Armee und Söldnern der Dschihadistentruppe SNA sind in der nordsyrischen Kleinstadt Ain Issa tausende Menschen weiterhin ohne Strom. Betroffen davon sind das gesamte Stadtzentrum sowie angrenzende Dörfer, teilte das Elektrizitätswerk der Selbstverwaltung mit. Auch Ortschaften in der weiter nördlich von Ain Issa gelegenen Stadt Girê Spî (Tall Abyad), die seit 2019 von der Türkei besetzt ist, seien von der Energieversorgung abgeschnitten.

Wie viele Haushalte genau derzeit keinen Zugang zu Strom haben, war zunächst noch unklar. Der Energieausfall kam am späten Montagabend zustande, nachdem ein Umspannwerk in der Nähe des Stadtzentrums von türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen gezielt bombardiert wurde. Ein Serviceteam des Elektrizitätswerks ist im Einsatz, um die Schäden zu beheben. Wann mit dem Abschluss der Reparaturen gerechnet wird, sei „aufgrund der Gefahr möglicher weiterer Angriffe“ noch nicht abzusehen

Die Kleinstadt Ain Issa befindet sich südlich der türkisch besetzten Region um Girê Spî und ist als Verbindungsglied zwischen den Kantonen Euphrat und Cizîrê von strategischer Bedeutung. Seit 2019 befindet sich die an der wichtigen Verkehrsstraße M4 gelegene Stadt im Rahmen eines Zermürbungskrieges im Fadenkreuz der Türkei und ihrer islamistischen Proxy-Truppen, Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. Dutzende Dörfer in der Region sind durch die türkische Militärgewalt bereits zerstört und entvölkert worden.

Darüber hinaus legten mehrere Luftoffensiven der Türkei in den letzten Jahren weite Teile der Infrastruktur Ain Issas in Schutt und Asche. Obwohl vorsätzliche Angriffe auf zivile Infrastruktur nach dem Völkerrecht ein Kriegsverbrechen darstellen, blieb der internationale Aufschrei aus. In den vergangenen Wochen hatte es zudem Massaker an der Zivilbevölkerung in Dörfern bei Ain Issa gegeben. Türkische Drohnen hatten Wohngebiete gezielt ins Visier genommen und mindestens 20 Zivilist:innen getötet, darunter auch mehrere Kinder. Ende vergangener Woche hatte der Militärrat von Raqqa, ein Mitgliedsverband der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), einen Durchbruchsversuch der SNA in Ain Issa verhindert.