Fünf Verhaftungen nach Protesten in Wan

In Wan wurden fünf Personen verhaftet, denen vorgeworfen wird, gegen den Umgang der türkischen Behörden mit dem Leichnam von Agit Ipek protestiert zu haben. Die Leiche des Guerillakämpfers war seinen Angehörigen kostenpflichtig per Post geschickt worden.

Ein türkisches Gericht in der nordkurdischen Provinz Wan (türk. Van) hat Untersuchungshaft gegen fünf Personen angeordnet, denen im Zusammenhang mit ihrer vermeintlichen Teilnahme an Protesten „Terrorpropaganda“ vorgeworfen wird.

Am 1. Mai waren im Landkreis Rêya Armûşê (Ipekyolu) insgesamt 14 Anwohner*innen des Stadtviertels Xaçort (Hacıbekir) bei Razzien festgenommen worden. Eine weitere Person geriet auf der Straße im Zuge einer polizeilichen GBT-Abfrage seiner staatlich gespeicherten Daten in Gewahrsam. Allen legte die Polizei zur Last, gegen den Umgang der türkischen Behörden mit dem Leichnam von Agit Ipek protestiert zu haben. Die Leiche des Guerillakämpfers, der 2017 in Dersim bei Auseinandersetzungen mit der türkischen Armee ums Leben kam, war im April seinen in Amed (Diyarbakir) lebenden Angehörigen kostenpflichtig per Post in einer Kiste geschickt worden. Der unwürdige Vorgang mit den sterblichen Überresten Ipeks löste breite Empörung innerhalb der kurdischen Bevölkerung aus und sorgte für Entsetzen. Die PKK erklärte dazu: „Die AKP/MHP-Regierung kennt keine Grenzen in ihrem unmoralischen Vorgehen. Mit ihren unethischen, gewissenlosen und faschistischen Maßnahmen will sie alle gesellschaftlichen Werte zerstören und die Gesellschaft zur Kapitulation zwingen. Sie glaubt, sich dadurch länger an der Macht halten zu können.“

Bei den Protesten in Rêya Armûşê soll es aber auch um die türkischen Luftangriffe am 15. April auf Zînê Wertê mit drei toten Guerillakämpfern und die dortige Truppenstationierung von Peschmerga-Einheiten der südkurdischen Regierungspartei PDK gegangen sein. Das Gericht in Wan verhängte Untersuchungshaft gegen Devrim Aşan, Oktay Gil, Feyaz Başak, Güven Özdöner und Murat Şeker. Sie wurden bereits in das T-Typ-Gefängnis von Wan überstellt. Die zehn weiteren Personen befinden sich wieder auf freiem Fuß.