Friedensmütter aus Mexmûr beenden Sitzstreik

Knapp vier Wochen protestierten Friedensmütter gegen das vor zweieinhalb Monaten über das selbstverwaltete Flüchtlingscamp Mexmûr verhängte Embargo. Nun haben sie ihren Sitzstreik wegen zunehmenden Repressionen eingestellt.

Seit zweieinhalb Monaten steht das selbstverwaltete Flüchtlingslager Mexmûr in Südkurdistan unter einem Embargo. Die Verantwortlichen der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) nahmen die Ermordung des türkischen Geheimdienstverantwortlichen Osman Köse am 17. Juli in Hewlêr (Erbil) zum Vorwand, um das Lager mit seinen 13.000 Einwohner*innen von der Außenwelt abzuschotten. Eine Gruppe von Friedensmüttern aus Mexmûr protestierte knapp vier Wochen lang mit einem Sitzstreik an einem Kontrollpunkt der PDK-Sicherheit in Hewlêr, der Hauptstadt der Autonomieregion Kurdistans, gegen die Blockade, die unter anderem die medizinische Versorgung des Camps massiv einschränkt. Heute, am 27. Tag ihrer Aktion, verkündeten die meist älteren Frauen das Ende ihres Protests. Wie Nuran Sezgin, einer Aktivistin des Frauenrats Îştar erklärte, sei der Grund für die Einstellung des Sitzstreiks die Gleichgültigkeit der PDK gegenüber ihren Forderungen und der zunehmende Druck auf die Friedensmütter. Gleichzeitig kündigte sie weitere Aktionen an: „Wir beenden zwar unseren Sitzstreik hier in Hewlêr, werden aber mit verschiedenen Formen des Protests weiterhin die Aufhebung des Embargos über Mexmûr fordern“, sagte Sezgin. Nach der Erklärung an die anwesende Presse starteten die Friedensmütter unter Parolen wie „Jin, Jiyan , Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit) und „Bimre Xiyanet“ (Nieder mit Verrat) eine Demonstration Richtung Mexmûr. Mittlerweile haben sie das Camp erreicht.

Flüchtlingscamp Mexmûr

In den 1990er Jahren waren Tausende Menschen aufgrund der Repression des türkischen Staates gezwungen, ihre Dörfer in Nordkurdistan zu verlassen. Viele gingen nach Südkurdistan, wo nach langen Fluchtwegen und Aufenthalten in verschiedenen Camps 1998 das Flüchtlingslager Mexmûr gegründet wurde. Offiziell steht es unter dem Schutz der Vereinten Nationen (UN) sowie der südkurdischen Autonomieregierung und der irakischen Zentralregierung in Bagdad. Allerdings wird es immer wieder zum Ziel von Angriffen der türkischen Armee. Zuletzt bombardierten türkische Kampfflugzeuge in der Nacht zum 19. Juli das Camp. Zu Toten kam es bei dem Angriff nicht, zwei Personen wurden allerdings leicht verletzt. Außerdem entstand in den Obst- und Gemüsegärten der Zivilbevölkerung hoher Schaden.

Vier Tote bei Luftschlag auf Mexmûr

Am 13. Dezember 2018 waren bei einem türkischen Luftangriff auf Wachposten in der Umgebung von Camp Mexmûr vier Mitglieder der Selbstverteidigungseinheiten ums Leben gekommen. Die Wachposten sind 2014 zu Selbstverteidigungszwecken gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) errichtet worden.