Fragwürdige MIT-Operation gegen iranische Agenten in Wan

Eine MIT-Operation gegen vermeintliche iranische Agenten in Wan entpuppt sich als fragwürdiges Vorgehen gegen Menschen aus den umliegenden Dörfern. Fahrer, Bauern und Schmuggler aus dem Grenzgebiet werden in einen Topf geworfen und als Spione deklariert.

Bei einer gemeinsamen Operation des türkischen Geheimdienstes MIT und der Polizei sind am 24. September 2021 acht Personen in Wan als vermeintliche iranische Agenten festgenommen und später verhaftet worden. Der MIT hat die Operation über eine Woche geheim gehalten. Öffentlich gemacht wurde das Vorgehen durch die Nachrichtenagentur AA und den staatlichen Sender TRT mit der Schlagzeile, dass bei der „großen Operation“ acht Personen, darunter zwei iranische Agenten, auf frischer Tat bei dem Versuch ertappt wurden, einen ehemaligen iranischen Militärangehörigen aus der Türkei in den Iran zu verschleppen. Da die Akte unter Geheimhaltung steht, hat die genaue Kenntnis der genannten Medien über die Operation Fragezeichen aufgeworfen.

Die Festgenommenen wurden nach neun Tagen in Polizeigewahrsam einem Gericht vorgeführt, das Haftbefehle wegen mutmaßlichem Geheimnisverrat und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung erließ. Seitdem befinden sich die Betroffenen im Hochsicherheitsgefängnis in Wan.

Einer der acht Verhafteten ist der Bauer Solhaddin Salmanlou aus Xoy in Ostkurdistan. Nach Angaben von Angehörigen ist er in die Türkei gereist, um seinen Kindern Kleidung und Schreibutensilien für den bevorstehenden Schulbeginn zu kaufen. Sein Bruder Ferhat Salmanlou ist nach der Verhaftung nach Wan gekommen. Ein Besuch im Gefängnis ist ihm bisher nicht gestattet worden. Er weist darauf hin, dass sein Bruder seinen Lebensunterhalt als Bauer verdient und seine Familie jetzt in einer sehr schwierigen Situation ist: „Mein Bruder kann nicht lesen und schreiben. Ich will, dass er freigelassen wird. Wir haben Verwandte hier und kommen ständig her.“

Salmanlous Rechtsanwalt Rojhat Levent Özgökçe sieht die Unschuldsvermutung durch die mediale Berichterstattung verletzt und kündigt juristische Schritte an.