Erst ging Bahoz, dann die ganze Gruppe

Bahoz, Bêkes, Çalak und Hawar waren vier junge Männer aus Ostkurdistan. Als Bahoz ankündigte, nach Rojava zu gehen, wusste niemand, wovon er spricht. Dann folgten Çalak und Bêkes. Zum Schluss ging Hawar. Er kämpft jetzt in den Bergen für alle vier.

Er bekam Besuch von einigen Weggefährten, die er lange nicht gesehen hatte. Sie waren zu einem Auftrag unterwegs und wollten eine kurze Pause machen. Zehn Minuten vor ihrer Ankunft kündigten sie sich über Funk an. Hawar verlor keine Zeit und füllte die rußgeschwärzte Teekanne mit dem klaren Quellwasser der Berge, das einen unvergleichlichen Geschmack hat. Er sammelte trockene Zweige in der Umgebung und zündete ein Feuer an. Seiner Ansicht nach ist der Guerillatee unverzichtbar. Gibt es dazu noch selbstgemachten Käse und frisches Brot, hat man das beste Menü der Welt vor sich stehen.

Hawar betrachtete einen solchen Empfang als genossenschaftliche Aufgabe. Während der Tee noch ziehen musste, kamen die Gäste nacheinander auf dem schmalen Pfad herunter. Ihnen war die Freude über das Wiedersehen ins Gesicht geschrieben. Alle begrüßten sich herzlich und fragten sich gegenseitig nach dem Wohlbefinden. Dann setzten sie sich um das Feuer und unterhielten sich. Sie hatten sich lange nicht gesehen. Jemand fragte Hawar, wie er sich der Guerilla angeschlossen hat. Und er begann zu erzählen:

„Es war in dem Jahr, als der Krieg in Rojava tobte. Wir waren eine kleine Gruppe von Freunden, Bahoz, Bêkes, Çalak und ich. Eines Tages saßen wir beieinander und Bahoz sagte, dass er nach Rojava gehen will. Wir erstarrten und blickten uns gegenseitig an. Was wollte er damit sagen? Wir kannten ja weder die Revolution von Rojava noch den kurdischen Befreiungskampf. Wir wussten auch kaum etwas über die PJAK, also seit wann es sie gab und wofür sie kämpfte.

Und in dieser Situation sagte also Bahoz, dass er nach Rojava gehen will. Einige Tage später war er verschwunden. Wir suchten ihn und fragten nach, so erfuhren wir, dass er sich angeschlossen hat. Und dann gingen auch die anderen beiden und zum Schluss folgte ich. Nach einer Weile erfuhr ich, dass meine Freunde nacheinander gefallen sind. Und um ein Leben zu führen, das ihrem Andenken gerecht wird, setze ich meinen Kampf mit voller Kraft fort.“

Nachdem seine Erzählung zu Ende war, griff er zu der Kanne und schenkte Tee ein. Er brachte Brot und Käse und alle genossen die Guerillamahlzeit. Danach griff er zur Erbane und spielte seinen Gästen etwas vor. Es gibt wohl niemanden aus Rojhilat [Ostkurdistan], der sich nicht für Musik interessiert. Hawar hat das Erbane-Spiel bereits in seiner Familie gelernt, jetzt spielte er für die Guerilla und sang dazu. Seine Stimme hallte von den Felswänden wider und war wunderschön. Seine Gäste verabschiedeten sich und auch Hawar machte sich mit seiner Waffe und der Erbane auf dem Rücken auf den Weg, um weitere Weggefährten zu treffen.