Der Demokratische Autonomierat Şengal (MXDŞ) hat eine Erklärung zu dem türkischen Drohnenangriff auf die Kleinstadt Sinûnê am Mittwoch abgegeben. Demnach ist das Kind Selah Nasir ums Leben gekommen, sieben Personen erlitten teilweise schwere Verletzungen. Unter den Verletzten befinden sich Mitglieder des Autonomierats sowie des Volksrats von Sinûnê und ein Journalist. Ziel des Angriffs um 10.30 Uhr Ortszeit war das Gebäude des Volksrats, das zweimal bombardiert wurde.
Der Autonomierat weist auf die Zusammenarbeit der Geheimdienste der Türkei und der PDK hin und berichtet von massiven Drohungen gegen die Bevölkerung von Şengal und führende Persönlichkeiten der ezidischen Gemeinschaft. Ziel des türkischen Staats und der PDK-Führung sei die Zerstörung der in Şengal nach dem IS-Genozid von 2014 erkämpften Errungenschaften. Die Umsetzung dieses Plans, in den auch die irakische Regierung und Teile der irakischen Armee einbezogen seien, sei bisher von der Bevölkerung verhindert worden. „Jetzt soll dieser schmutzige Plan auf verschiedene Weise umgesetzt werden. Dafür sucht der PDK-Geheimdienst zusammen mit dem türkischen Geheimdienst nach Möglichkeiten, unser Volk unter Druck zu setzen. Patriotische Familien und führende Persönlichkeiten unserer Gemeinschaft werden auf unterschiedlichen Wegen bedroht. Damit soll unser Volk dazu gezwungen werden, auf seine legitimen Rechte und Institutionen zu verzichten. Mit diesen Drohungen ist jedoch nichts erreicht worden. Aus diesem Grund wurden erneut Luftangriffe auf die Bevölkerung durchgeführt“, teilt der Autonomierat mit.
Der Volksrat von Sinûnê sei als Angriffsziel gewählt worden, weil er eine ständige Anlaufstelle für die Bevölkerung sei und sich für eine Lösung der Probleme der Menschen einsetze: „In der Umgebung befinden sich Wohnhäuser und Geschäfte. Der Angriff richtete sich eindeutig nicht nur gegen den Volksrat, sondern auch gegen die Bevölkerung.“
Die PDK versuche, Şengal zu entvölkern und eine Distanzierung der Bevölkerung von der Autonomieverwaltung zu erwirken. Das zeigten auch das Szenario des Angriffs und die darauf folgenden Geschehnisse, so der Autonomierat. Im Vorfeld habe es ein Treffen von PDK-nahen Eziden mit Vertretern des PDK-Geheimdienstes Parastin und des türkischen MIT in Hewlêr (Erbil) gegeben. Nach dem Drohnenangriff sei von diesen Personen versucht worden, die Autonomieverwaltung dafür verantwortlich zu machen und die Bevölkerung gegen sie aufzuhetzen. „Diese Provokation ist aufgrund der Bemühungen der Autonomieleitung und unseres Volkes gescheitert. Unser Volk muss jedoch wachsam bleiben und sich bewusst machen, dass dahinter die PDK und ihre Kollaborateure stehen. Wir rufen unser Volk, die Stammesältesten, die führenden Persönlichkeiten der Gesellschaft, die Intellektuellen und die Jugend dazu auf, diese Machenschaften nicht zuzulassen“, erklärt der Autonomierat.
Abschließend heißt es in der Erklärung: „Wir teilen der ganzen Welt mit, dass unser Kampf für ein autonomes und freies Şengal bis zum Sieg weitergehen wird. Unser Wille ist stärker als alle feindlichen Angriffe. Unser Einsatz wird auf den Spuren der Gefallenen fortgesetzt. Wer mit dem Feind kollaboriert, wird sich vor unserem Volk und den Familien der Gefallenen verantworten müssen. Für den Tod ezidischer Kinder sind vor allem diejenigen verantwortlich, die den türkischen Staat und die PDK in Şengal unterstützen und sich in Hewlêr mit Parastin und MIT getroffen haben. Sie sind nicht nur für diesen Angriff verantwortlich, sondern für alle in Şengal angezettelten Provokationen. Unser Volk sollte diese Personen nicht schützen und sie nicht beherbergen.“