Ein Toter und zwei Verletzte bei Luftangriff auf Şengal
Der türkische Drohnenangriff auf Şengal hat ein Todesopfer gefordert, zwei weitere Person wurden verletzt.
Der türkische Drohnenangriff auf Şengal hat ein Todesopfer gefordert, zwei weitere Person wurden verletzt.
Bei dem türkischen Kampfdrohnenangriff auf ein Fahrzeug in der nordirakischen Region Şengal ist ein Mensch getötet worden. Es handelt sich um den Eziden Mehsin Şemo, Überlebender des IS-Genozids von 2014. Zwei namentlich bislang nicht bekannte Beifahrer:innen des Mannes, darunter eine Frau, wurden verletzt und in ein Krankenhaus in Şengal gebracht. Angaben zu ihrem Zustand liegen noch nicht vor.
Der Luftangriff hatte sich am Donnerstagabend um 18:20 Uhr Ortszeit in der Siedlung Al-Nasser im Zentrum von Şengal ereignet. Nach bisherigen Informationen soll es sich bei den Opfern um Ortsansässige handeln. Ob es einfache Zivilpersonen oder Angehörige der Widerstandskräfte Şengals (YBŞ/YJŞ) beziehungsweise des Asayîşa Êzdîxanê sind, ist noch unklar. Die Sicherheitskräfte haben sich bislang nicht zu dem Angriff geäußert.
Mehsin Şemo via RojNews/privat
Menschenansammlung vor der Klinik
Nach dem Drohnenschlag eilten zahlreiche Menschen zum Ort des Geschehens, um die Opfer zu bergen und das in Brand geratene Fahrzeug zu löschen. Eine größere Menschenmenge versammelte sich zudem vor der Klinik und verhinderte, dass die verletzte Frau von irakischen Sicherheitskräften nach Mosul verlegt wird. In der Vergangenheit war es mehrfach vorgekommen, dass die Rückkehr beziehungsweise Überführung von Verletzten oder Getöteten durch türkischen Terror aus Mosul nach Şengal von irakischen Behörden verweigert wurde. Das wolle man diesmal verhindern.
Völkerrechtswidrige Luftangriffe gegen Genozid-Überlebende
Şengal ist das letzte zusammenhängende Siedlungsgebiet des ezidischen Volkes und steht dauerhaft im Fokus der grenzüberschreitenden Luftangriffe der Türkei. Unter dem Vorwand der „Bekämpfung der PKK“ kommt es seit 2017 vermehrt zu Luftschlägen durch Kampfflugzeuge und Drohnen der türkischen NATO-Armee, seit 2020 eskalieren diese Angriffe immer wieder. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Repräsentant:innen und Einrichtungen des Demokratischen Autonomierats von Şengal (MXDŞ) und der Selbstverteidigungseinheiten YBŞ/YJŞ, die unter dem Eindruck des Genozids der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) aufgebaut wurden.
Ezidische Pilgerstätte bombardiert
Am 1. November wurde die Pilgerstätte Qubeya Hesin Meman im Zentrum von Şengal von einer Drohne angegriffen, Angaben aus der Region zufolge kam es dabei zu großem Sachschaden. Ende vergangener Woche wurden zwei Drohnenangriffe aus der Region gemeldet. Ziele waren ein Wohngebäude im selbstverwalteten Städtchen Xanesor und ein Fahrzeug, das auf der Autobahn 47 in Höhe des südwestlich von Şengal-Stadt gelegenen Dorfes Cidalê (Jaddala) fuhr.