Die türkische Armee steckt erneut am Girê Cûdî fest

Im vergangenen Monat konnte die Guerilla am Girê Cûdî durch eine effektive Mischung aus Offensive und Defensive sowie Tunnel- und Bewegungskriegsführung bedeutende Erfolge erzielen. Die Journalistin Dilara Nurhaq berichtet aus dem Kampfgebiet.

Die Guerilla leistet seit mehreren Jahren erfolgreich Widerstand gegen die türkischen Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete. Bereits im vorangegangenen Jahr unternahm die türkische Armee den Versuch, Girê Cûdî im westlichen Zap zu erobern, scheiterte jedoch und musste angesichts des Widerstands der Guerilla geschlagen zurückweichen. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli griff die türkische Armee erneut das Gebiet an. Journalistin Dilara Nurhaq berichtet vor Ort über die Entwicklungen in den Medya-Verteidigungsgebieten und analysiert im ANF-Gespräch die aktuelle Lage im Kampfgebiet.


Angriff auf Girê Cûdî zielt auf Ausdehnung der Besatzungszone ab

Nurhaq berichtete von den Auseinandersetzungen: „Die laufende Operation dauert nun seit einem Monat an. Im vergangenen Jahr hatte die türkische Armee mit ihren Operationen keine Erfolge erzielt. Trotz aller technischen Mittel, die ihr zur Verfügung stehen, konnte sie nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. Aufgrund der starken Angriffe der Guerilla musste die türkische Armee unter erheblichen Verlusten zurückweichen. Nach diesem Rückzug bereitete sie sich intensiv vor und startete sieben Monate später eine neue Operation gegen diese Gebiete.“

Dilara Nurhaq beschrieb die Hintergründe der Angriffe mit den Worten: „Der türkische Besatzungsstaat hat die kurdische Freiheitsbewegung als strategisches Ziel unter allen kurdischen Bewegungen identifiziert und greift sie an. Er ist sich bewusst, dass er seine Besatzung in Kurdistan und der Region nicht ausweiten kann, solange die PKK existiert. Die Guerillagebiete werden als Hindernis für die Verwirklichung des Misak-ı Milli-Plans (Errichtung der Grenzen des osmanischer Nationalpakts) und zur Erreichung bestimmter Grenzen betrachtet. Daher werden diese Gebiete angegriffen. Eines der entscheidenden Guerillagebiete, das hier im Weg steht, ist der Girê Cûdî. Die türkische Armee unternahm einen weiteren Angriff auf dieses Gebiet, aus dem sie sich zuvor mit erheblichen Verlusten zurückziehen musste. Girê Cûdî markiert die Grenzlinie zur Erreichung der Städte in Südkurdistan und ist der Ort, an dem sich Metîna, Zap und Garê treffen. Daher ist es von großer Bedeutung.“

Die Guerilla schlägt täglich zurück

Nurhaq teilt ihre Erfahrungen aus den seit einem Monat andauernden Kämpfen: „Im vergangenen Jahr sammelte die Freiheitsguerilla wertvolle Erfahrungen im Krieg. Die Guerilla plant ihre Kriegsführung auf Basis dieser Erfahrungen. Sie leistete bereits in der ersten Nacht des neuerlichen Angriffs der türkischen Armee großen Widerstand und fügte der Besatzungsarmee einen empfindlichen Schlag zu. Besonders beim Landungsversuch der Truppen erlitt die türkische Armee erhebliche Verluste. Als Reaktion auf den einmonatigen Angriff der Besatzer führen die Guerillakräfte täglich Aktionen durch. Sie bekämpfen die Besatzungsarmee mit neuen Taktiken, Attentaten und koordinierten professionellen Einsätzen. Dabei fügen sie der Besatzungsarmee erhebliche Verluste zu. Insbesondere die Angriffe der Frauenguerilla YJA Star fallen in diesem Zusammenhang auf. Ihre Kämpferinnen lassen keinem Soldaten die Möglichkeit, seine Position zu verlassen oder sich zu bewegen. Die Angreifer können das Landegebiet nicht verlassen, da sie sofort von der Guerilla attackiert werden.“

Die türkische Armee steckt am Girê Cûdî fest

Die Journalistin weiter: „Derzeit befindet sich die türkische Armee in diesem Gebiet in der Defensive, wie aus den Aktionsberichten des Pressezentrums der HPG hervorgeht. Defensiv-Angriffe bilden den Hauptbestandteil der Taktik der Freiheitsguerilla Kurdistans in diesem einmonatigen Krieg. Die Guerillakräfte lassen dem Feind mit ihren effektiven Aktionen keine Atempause. Sie verhindern, dass der zweite Angriff des Feindes auf dieses Gebiet sein Ziel erreicht.

Um den Krieg zu verstehen, den die Guerilla im letzten Monat geführt hat, sind einige Fakten von Bedeutung. In diesem neuen Krieg ist von entscheidender Wichtigkeit, dass die Freiheitsguerilla Kurdistans täglich Aktionen mit permanent weiterentwickelten Taktiken organisiert. Tunnelkrieg und Kriegsführung mit mobilen Einheiten im Gelände ergänzen sich. Aus diesen Erfahrungen schöpft die Guerilla ihren Siegeswillen. Mit der neuen Kriegstaktik wird der technische Vorteil der Angreifer neutralisiert. Insbesondere die YJA Star haben im Kampf gegen die türkische Invasionsarmee beeindruckende Leistungen erbracht und erneut die Kraft von Frauen deutlich gemacht.“

Moralische Überlegenheit bei der Guerilla

Abschließend weist Nurhaq auf die moralische Situation der Kombattant:innen hin: „Ein weiterer auffälliger Aspekt in diesem Krieg ist, dass selbst türkische Soldaten berichten, wie die Guerilla ihre Hubschrauber angreift. Dies verdeutlicht ihren schlechten psychologischen Zustand. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die türkische Armee in jeder Hinsicht feststeckt. Die Aktionen der Guerilla und ihre Ergebnisse belegen dies. Der Krieg wird mit voller Kraft fortgesetzt. Die Guerilla führt ihn mit hoher Intensität und moralischer Überlegenheit. In solchen Konflikten ist die anfängliche Leistung von größter Bedeutung.“