Freiheitsguerilla Kurdistans: Architektin eines neuen Lebens in Kurdistan

Die KCK sieht die Guerilla als Architektin eines neuen Lebens in Kurdistan und weist auf die Bedeutung des vor 39 Jahren begonnenen bewaffneten Kampfes für die Existenz des kurdischen Volkes hin.

Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) sieht die Guerilla als Architektin eines neuen Lebens in Kurdistan. In einer am Montag in Behdînan veröffentlichten Erklärung der Ko-Vorsitzenden des KCK-Exekutivrates heißt es zum Beginn des bewaffneten Kampfes am 15. August 1984:

Wir haben den 39. Jahrestag des Widerstands vom 15. August erreicht. Er markiert einen Wendepunkt in der Geschichte unseres Kampfes und ist ein Meilenstein für das Volk Kurdistans. Wir möchten anlässlich dieses großen historischen Schritts allen Menschen Kurdistans gratulieren, insbesondere Rêber Apo [Abullah Öcalan] und dem großen Befehlshaber des Widerstands, Genosse Egîd, allen Genossinnen und Genossen der Partei, dem Gefängniswiderstand, den Völkern des Nahen Ostens und den unterdrückten Völker der ganzen Welt, den Frauen und allen, die für Freiheit und Demokratie kämpfen. Wir möchten unseren Dank, unsere Grüße und unseren Respekt gegenüber allen zum Ausdruck bringen, die sowohl intellektuell als auch praktisch zur Verwirklichung dieses historischen Widerstands beigetragen haben.

Der Widerstand vom 15. August hat für die Guerilla eine ganz besondere Bedeutung. Es wurde eine Strategie entwickelt, bei der die Guerilla eine historische Verantwortung übernahm, indem sie diesen Widerstand anführte und zur Architektin des neuen Lebens wurde, das sich in Kurdistan entwickelte. Zweifellos wurde diese Führungsposition mit großem Heldentum, Opferbereitschaft, Hingabe und für einen hohen Preis erreicht. Wir gratulieren der Guerilla zu diesem Widerstand vom 15. August. Sie hat für diese historische Verantwortung teuer bezahlt und handelt bis heute entsprechend dieser Verantwortung. Wir möchten den historischen Widerstand respektvoll würdigen und allen Gefallenen der Revolution und der Demokratie in der Person des großen Guerillakommandanten Egîd respektvoll gedenken und ihr Andenken würdigen. Wir verneigen uns respektvoll. Wir bekräftigen noch einmal unser Versprechen gegenüber den Gefallenen, dass wir ihr Andenken ehren werden, indem wir ihren Kampf zum Sieg führen.

Der Widerstand vom 15. August ist das Ergebnis tiefer historischer Meditation, Bewusstsein und Willenskraft. Er war ein revolutionärer Eingriff in die Geschichte, der ihren Lauf änderte und den Weg für eine neue historische Entwicklung in Kurdistan ebnete. Das bedeutet, dass das kurdische Volk ein nationales und gesellschaftliches Bewusstsein erlangte und mit der Wiederauferstehung begann. Während der völkermörderische Kolonialismus dem kurdischen Volk die Ausrottung aufzwang, kam es mit dem historischen Widerstand vom 15. August zu einem revolutionären Eingriff in die Geschichte. Die Geschichte wurde auf den Kopf gestellt und das kurdische Volk erschuf sich aus seiner Asche neu.

Für das kurdische Volk ist es sehr wichtig, den Widerstand vom 15. August zu verstehen. Er steht symbolisch für die Existenz der Kurd:innen und ihren Kampf gegen den Völkermord und hat nichts von seiner Bedeutung für die Menschen in Kurdistan verloren. Im Gegenteil, im Vergleich zur Vergangenheit hat das Verständnis und die Vertiefung dieses historischen Prozesses noch mehr an Bedeutung gewonnen.

Der Kolonialismus in Kurdistan und der Völkermord an den Kurdinnen und Kurden beruhen auf zwei Dimensionen. Die erste davon ist der antikurdische Charakter des türkischen Staates. Bekanntlich wurde Kurdistan nach dem Ersten Weltkrieg im Interesse der Kräfte der kapitalistischen Moderne im Nahen Osten zwischen vier Nationalstaaten aufgeteilt. Diese Nationalstaaten, die die Souveränität in Kurdistan begründeten, haben das kurdische Volk dem Prozess der Auslöschung ausgesetzt, indem sie es seiner nationalen, gesellschaftlichen und historischen Identität beraubten. Die Hauptkraft, die diese völkermörderische Kolonialmentalität entwickelte und aufrechterhielt, war der türkische Staat. Die antikurdische Mentalität im türkischen Staat ist so tief verwurzelt, dass seine Existenz auf der Auslöschung des kurdischen Volkes basiert und er nichts unversucht gelassen hat, um dieses Ziel zu erreichen. Das hundertjährige Erbe der Massaker und des Völkermords hat diese Tatsache bewiesen.

Der zweite Grund ist die Unterstützung der völkermörderischen Politik des türkischen Staates durch die Hegemonialstaaten. Bekanntlich wurde der Vertrag von Lausanne, der den Völkermord an den Kurd:innen vorsah, zwischen dem türkischen Staat und den damaligen Hegemonialstaaten unterzeichnet. Obwohl den damaligen Hegemonialmächten, insbesondere Großbritannien und Frankreich, der antikurdische, faschistische Charakter des türkischen Staates bekannt war, wurde der Vertrag von Lausanne mit ihm unterzeichnet. Damit wurden die Teilung Kurdistans und der Genozid am kurdischen Volk von diesen Mächten gebilligt. Sie gaben nicht nur ihre Zustimmung, die Kräfte der kapitalistischen Moderne unterstützten auch ununterbrochen die Völkermordpolitik des türkischen Staates. Vor allem die USA, die europäischen Staaten und die NATO verfolgen diese Politik. Auch die im Nahen Osten geschaffene Ordnung wurde auf der Grundlage des Völkermords an den Kurd:innen entwickelt. All das hat es äußerst schwierig gemacht, diesen Genozid zu brechen. Veränderung bedeutet, diesen Kursverlauf zu ändern. Das zeigt die historische Bedeutung, die dem Widerstand vom 15. August zugeschrieben wird.

Das Erscheinen der PKK auf der Bühne der Geschichte war ein sehr wichtiger Schritt zur Beendigung des Genozids am kurdischen Volk. Rêber Apo leitete diesen historischen Prozess von Anfang an ein, indem er den Charakter des türkischen Staates und die Grundlagen, auf denen der Völkermord beruht, richtig analysierte. Mit dem faschistischen Militärputsch vom 12. September 1980 wollte der türkische Staat diesen gerade begonnenen historischen Prozess stoppen. Die kurdische Freiheitsbewegung verhinderte dies jedoch und schaffte es, den Widerstand und Kampf an zwei Fronten auf ein höheres Niveau zu heben.

Der erste davon ist der Kampf, der sich in den Gefängnissen entwickelte und mit dem Widerstand des [Hungerstreiks] vom 14. Juli [1982] seinen Höhepunkt erreichte. Mit diesem historischen Widerstand wurden die Ketten der Kapitulation und des Verrats zerschlagen und die Politik des Feindes zur Liquidierung der kurdischen Revolution durchbrochen. Die Gefängnisse wurden besiegt. Der zweite ist der Widerstand vom 15. August. Durch die Ausübung dieses Widerstands hat die Guerilla den Gefängniswiderstand vom 14. Juli auf ein höheres Niveau gehoben und die Geschichte des kurdischen Volkes verändert. Alle weiteren Entwicklungen in Kurdistan waren das Ergebnis dieses historischen Schrittes.

Der Widerstand vom 15. August wurde seit seiner Entstehung in vielerlei Hinsicht bewertet und es wurde versucht, seine Ergebnisse zu verstehen. Da dies für das kurdische Volk Existenz bedeutet, ist es angebracht, darüber zu sprechen, zu diskutieren und zu versuchen, seine Bedeutung und Ergebnisse zu verstehen. Eines dieser Ergebnisse ist, dass in Kurdistan eine patriotische Denkweise entstand und die verräterische Denkweise der Kollaborateure ans Licht kam. Die verräterische Praxis der Kollaborateure wurde in Kurdistan bewusst im Rahmen des Völkermords entwickelt. Die Feinde der Kurd:innen haben den Völkermord immer auf der Grundlage bestimmter Klassen und Familien entwickelt, die ihr Volk und ihr Land aus persönlichen Interessen und zur eigenen Bereicherung verraten haben. Als der Widerstand vom 15. August das Bewusstsein von Freiheit, Kampf und kurdischem Patriotismus offenbarte, versuchten die am stärksten kooperierenden Verrätergruppen, diese historische Entwicklung zu verhindern. Noch heute unterstützen sie das Konzept des Völkermords und der Liquidierung der Guerilla und des kurdischen Volkes.

In dieser Hinsicht ist es sehr wichtig, das wahre Gesicht dieser Kollaborateure und Verräter zu entlarven, die manchmal versuchen, sich als Teil des kurdischen Volkes und seines Kampfes darzustellen. Angesichts der gegenwärtigen Lage ist es notwendig, zwei wichtige Merkmale dieses historischen Prozesses richtig und kompetent zu verstehen. Erstens ist der Widerstand vom 15. August kein bereits geschehener und beendeter Schritt, sondern ein fortlaufender Prozess. Das kurdische Volk befindet sich immer noch in den Klauen des Völkermords, und solange die völkermörderischen Angriffe andauern, ist die Vertiefung und Fortsetzung des Widerstands die einzige Möglichkeit, die kurdische Existenz zu schützen und die kurdische Freiheit zu gewährleisten.

Zweitens sind alle Entwicklungen in Kurdistan ein Ergebnis von Widerstand. Der 15. August bedeutete Kampf für das kurdische Volk und legte den Grundstein für mögliche Entwicklungen in der Zukunft. Wie oft betont wurde, handelt es sich beim Widerstand nicht nur um eine militärische Aktion, sondern um den Kampf des kurdischen Volkes um Existenz und Freiheit gegen den völkermörderischen Kolonialismus. Daher ist heute wie gestern eine Entwicklung in Kurdistan ohne Kampf nicht möglich. In dieser Hinsicht ist es sehr wichtig, dass alle Weggefährt:innen, patriotische Menschen, Intellektuellen und internationalen Freundinnen und Freunde diese Wahrheit hervorheben und das Bewusstsein der Gesellschaft auf der richtigen Grundlage gegen die Angriffe des AKP/MHP-Faschismus und ihre besondere Kriegsführung schärfen.

Wir möchten noch einmal den historischen Widerstand vom 15. August feiern. Das Volk Kurdistans und die Freiheitsguerilla haben gezeigt, dass sie im 40. Jahr dieses Kampfes größere Ergebnisse erzielen werden, indem sie überall ununterbrochenen Widerstand gegen die Besatzung und die Völkermordangriffe leisten. Die effektiven Aktionen der Guerilla in allen Gebieten, einschließlich der Medya-Verteidigungsgebiete, beweisen diese Tatsache. Bei dieser Gelegenheit möchten wir anlässlich der erfolgreichen Aktionen im Westen des Zap gratulieren und alle Genossinnen und Genossen, die überall Widerstand leisten und kämpfen, in der Person der Kämpfer:innen und Kommandant:innen, die diese Aktionen durchgeführt haben, grüßen.