„Die Politik der PDK dient dem türkischen Staat“

Die PYD-Politikerin Sema Bekdaş erklärt nach der Schließung des Grenzübergangs Sêmalka, dass die Politik der in Südkurdistan dominanten PDK nicht dem kurdischen Volk, sondern dem türkischen Staat dient.

Seit Oktober fordern Angehörige mit einer Protestaktion am Grenzübergang Sêmalka von der PDK die Herausgabe der Leichen von Guerillakämpfer:innen, die von einer Spezialeinheit der südkurdischen Regierungspartei in einem Hinterhalt getötet worden sind. Als Reaktion auf die Forderung hat die PDK den Grenzübergang zwischen Rojava und Südkurdistan geschlossen.

Drei Frauen aus Nordostsyrien haben sich gegenüber ANF zur Politik der PDK und den Folgen geäußert. Die PYD-Politikerin Sema Bekdaş erklärte, die Regionalregierung Kurdistans verfolge in letzter Zeit eine Politik, die den Interessen des kurdischen Volkes zuwiderlaufe:

 

„Wir sind der Meinung, dass Kurdistan eine schwierige Zeit durchmacht. Der politische und kulturelle Völkermord an der kurdischen Bevölkerung in Nordkurdistan und die türkischen Militäroperationen in den Medya-Verteidigungsgebieten in Südkurdistan dauern an. Der syrische Bürgerkrieg dauert bereits seit zehn Jahren an, und das Grenztor von Semalka ist geschlossen worden. Derzeit ist ein Embargo in Kraft. Leider werden diese Grenztore als Trumpfkarte eingesetzt und ständig geschlossen. In den letzten Monaten ist es für verletzte oder kranke Menschen sehr schwierig geworden, zur Behandlung nach Südkurdistan zu gelangen.

Die Geschehnisse und die Politik, die in Südkurdistan betrieben wird, dienen nicht dem kurdischen Volk. Sie dienen den Feinden des kurdischen Volkes, insbesondere dem türkischen Staat. Die PDK hat sich nicht gegen die türkischen Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete gewehrt und ist zu einem Partner der Türken geworden. Vor kurzem wurden fünf Kämpferinnen und Kämpfer der Guerilla von der PDK getötet, und ihre Leichen wurden nicht an ihre Familien übergeben. Der Verband der Familien der Gefallenen hat daher eine Zeltaktion gestartet und die PDK aufgefordert, die Leichen zu übergeben, doch er hat keine Antwort erhalten. Die Schließung des Grenztors von Sêmalka zeigt, dass die PDK mit dem türkischen Staat kooperiert."

Kurden sollten mit Würde handeln“

Bekdaş wies darauf hin, dass in Rojava versucht wurde, eine innerkurdische Einheit zu schaffen. Diese Versuche seien gescheitert und stattdessen gebe es den Willen, einen Bürgerkrieg in Südkurdistan zu führen. „Unser Volk muss sich vor diesen Plänen in Acht nehmen. Das kurdische Volk weiß, wer sein Feind ist. Die politischen Führer der kurdischen Parteien müssen mit einem Geist des Widerstands handeln. Die kurdische Frage wird derzeit in der ganzen Welt diskutiert. Tausende von Menschen unterstützen die Autonomieverwaltung von Nordostsyrien und die Ideen des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan, sie fordern seine Freilassung aus dem Gefängnis. Trotz dieser politischen Entwicklungen stellen wir jedoch fest, dass einige kurdische Parteien mit dem Feind kollaborieren.

Wir fordern die Regionalregierung in Südkurdistan auf, diese Haltung aufzugeben, denn wir befinden uns in einer historischen Phase und die Kurden sollten mit Würde handeln. Wir sind jahrhundertelang massakriert worden, deshalb müssen sich alle Kurdinnen und Kurden vereinigen und ihr eigenes Schicksal in den vier Teilen Kurdistans bestimmen. Die Regierung von Südkurdistan sollte nicht zulassen, dass die türkischen Streitkräfte den Grenzübergang Sêmalka für ihre eigenen Interessen missbrauchen."

Zu den türkischen Angriffen auf das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal in Südkurdistan erklärte Bekdaş, dass die Kurd:innen in der Region eine lange Geschichte haben und verwurzelt sind: „Die ganze Welt sieht, was dort passiert, aber niemand verteidigt Şengal. Şengal ist auf sich allein gestellt und verteidigt sich selbst. Die Regierung Südkurdistans und die Regierung in Bagdad sollten Şengal unterstützen, um das ezidische Volk vor Massakern zu schützen, nicht um ihre Position zu stärken. Beide Regierungen haben jedoch bisher keine Stellung gegen die Angriffe auf Şengal bezogen."

Die PDK will ihren Verrat verschleiern

 

Nergiz Bekir ist Mitglied des Frauenverbands Kongreya Star in Aleppo. Sie erklärte, dass dem kurdischen Volk seit Jahrhunderten Verrat auferlegt wird: „Die vom Rat der Gefallenenfamilien am Grenzübergang Sêmalka gestartete Aktion geht weiter, aber die PDK behauptet, sie habe die Leichen nicht. Sie denkt, dass ihr Verrat nicht aufgedeckt wird und die Menschen ihn nicht bemerken werden, aber die Menschen sind sich des Verrats der PDK bereits bewusst.

Indem sie die Angriffe auf Şengal zuließ, hat sie auch den Weg für eine türkische Invasion auf die Medya-Verteidigungsgebiete geebnet. Da sie sieht, dass die Menschen in Şengal sich selbst regieren, greift sie gezielt zivile Einrichtungen an. Zuvor haben wir den Verrat der PDK in Efrîn gesehen. Wir sahen ihre Unterstützung für die Söldnergruppen und ihre Aktivitäten gegen Frauen, junge Menschen und die Bevölkerung in Efrîn. Die Menschen sind sich dieses Verrats bewusst, und sie sollten entsprechend handeln, ihre Rechte und ihre eigenen Kinder schützen. Rojava hat so viele Gefallene hervorgebracht. Deshalb werden wir unsere Sache nicht aufgeben, egal was passiert und egal wo wir sind, bis wir unsere Rechte bekommen."

Der Feind liebt Blut“

 

Mune Ibrahim arbeitet im Stadtrat von Qamişlo und weist darauf hin, dass das kurdische Volk für die Geschwisterlichkeit eintrete, die PDK sich jedoch gegenteilig verhalte: „Die PDK verrät die Kurden. Wir verurteilen die Angriffe auf Şengal und fordern die Herausgabe der Leichen der Gefallenen. Als Stadtrat von Qamişlo sind wir immer für unser Volk da. Der Feind akzeptiert unseren Rat nicht, weil er nicht will, dass die Demokratie im Nahen Osten gedeiht. Unser Feind liebt Blut und zielt auf Zivilisten. In Qamişlo sind kürzlich drei Mitglieder der Familie Gulo durch eine türkische Drohne getötet worden.“