„Der türkische Staat kann uns nicht vertreiben“

Vor drei Tagen ist das Dorf Suredê in den Qendîl-Bergen von der türkischen Luftwaffe bombardiert worden. Die Dorfbewohner wollen trotzdem bleiben.

Am 22. Dezember haben türkische Kampfflugzeuge das Dorf Suredê in den südkurdischen Qendîl-Bergen bombardiert. Zwei Frauen wurden dabei verletzt. Die Dorfbewohner erklärten gegenüber ANF: „Der türkische Staat greift Zivilisten an. Er will uns von hier vertreiben, aber wir werden unser Dorf nicht verlassen.“

Einer der Betroffenen ist der neunzigjährige Mam Xidir. Sein Haus wurde bei dem Bombenangriff vollständig zerstört. Mam Xidir ist in Suredê geboren und aufgewachsen. „Ich habe alles verloren. Mein Haus, mein Garten, meine Obstbäume, alles ist durch die Bombardierung zerstört worden. Der türkische Staat spricht von einem Schlag gegen die Guerilla, aber das hier in ein ziviles Siedlungsgebiet. Die Guerilla lebt hier nicht. Der türkische Staat will die Bevölkerung mit seinen Angriffen vertreiben“, sagt er und fährt fort:

„Alle meine Erinnerungen waren in diesem Haus und sind bei der Bombardierung vernichtet worden. Ich hatte einen Fernseher, Teppiche, auch mein Ausweis und mein angespartes Geld sind jetzt weg. Sehen Sie sich doch um, alles ist zerstört. Nur ich bin noch übrig. Ich bin an dem Abend zu meinen Nachbarn gegangen, als mein Haus bombardiert wurde. Ich lebe hier seit neunzig Jahren. Ich bin ein alter Mann. Eigentlich hat es der türkische Staat gar nicht auf mich abgesehen. Er greift jeden Tag überall Kurden an. Wir Kurden müssen uns dagegen vereinen. Die Türkei sollte allerdings wissen, dass alle Angriffe auf uns sich morgen in noch größerer Form gegen sie selbst richten werden. Das Leben liegt nicht in den Händen der Menschen, sondern in Allahs Händen. Der türkische Staat will Kurdistan entvölkern, aber er soll nicht davon ausgehen, dass wir von hier weggehen werden. Wir bleiben bis zum Ende unserer Tage auf unserem eigenen Boden.“

„Wir haben doch niemandem etwas getan“

Hamin Kak Mihemed wurde bei dem Luftangriff leicht am Fuß verletzt. Er erklärt:

„Wir sollen von hier vertrieben werden, aber wir wollen nicht weggehen. Durch den Luftangriff ist hier so großer Schaden entstanden, dass ich den Weg zu meinem Haus nicht mehr erkannt habe. Meine Kinder sind völlig verängstigt. Für unser Leben gibt es keine Sicherheit. Wir wollen hier weiterleben, aber diese Angriffe müssen aufhören. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, ich will hier nicht weg.“

Auch für den Dorfbewohner Ibrahim Resul ist Sachschaden entstanden. Er war mit seiner Familie zu Hause, als die Bombardierung einsetzte: „Das Haus hat gewackelt, vor den Fenstern war eine Staubwolke. Wir sind ganz normale Menschen und haben niemandem etwas getan. Jetzt sollen wir von hier vertrieben werden, aber wenn wir in die Stadt gehen, wovon sollen wir dann leben?“