Darmstadt: Protest gegen drohende Hinrichtung kurdischer Aktivistinnen

In Darmstadt hat eine Veranstaltung gegen die drohende Hinrichtung der im Iran zum Tode verurteilten kurdischen Aktivistinnen Varisheh Moradi und Pakhshan Azizi stattgefunden. Unter den Teilnehmenden war auch die grüne Bürgermeisterin.

Varisheh Moradi und Pakhshan Azizi

Mehrere Menschen sind am Vortag in Darmstadt zu einer Veranstaltung gegen die drohende Hinrichtung der im Iran zum Tode verurteilten Kurdinnen Varisheh Moradi und Pakhshan Azizi zusammengekommen. Dabei wurde auch ein Wandbild mit den Konterfeis der beiden Frauen sowie der Aufschrift „No to Exectution, Yes to free Life“ enthüllt, das nun die an der B3 gelegene Graffiti-Wand „Lincoln Wall“ ziert. Das weitere Programm bestand aus Reden, einem Austausch zwischen den gekommenen Gruppen sowie einem kleinen Musikbeitrag.

Es nahmen einige Dutzend Menschen teil, darunter Aktive verschiedener kurdischer Initiativen wie dem Frauenrat Roza, der Ortsgruppe von Amnesty International, Darmstadts Bürgermeisterin Barbara Akdeniz (Grüne) und Community 4 All – eine ehrenamtliche Gruppe, die in der hessischen Großstadt das Kirchen- und Soliasyl organisiert. Bürgermeisterin Akdeniz verurteilte in einer Ansprache die Todesstrafe gegen Moradi und Azizi. Sie würdigte die im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis inhaftierten Aktivistinnen als zwei Frauen, „die für ihren Mut und ihr Engagement zum Tode verurteilt wurden“. Es sei nicht da erst Mal, dass die Darmstädter:innen mit dem iranischen Regime und dessen „bestialischer menschenverachtender Praxis“ konfrontiert seien.

Kurdische Aktivisten zeigen ein Transparent mit der Aufschrift  „No to execution, Yes to free life“

Akdeniz: Öffentlichkeit für die Unterdrückten herrstellen

Weiter sagte die Grünen-Politikerin: „Die kurdische Parole ‚Jin Jiyan Azadî‘ – auf Persisch ‚Zan Zendegi Azadi‘ – steht für das Auflehnen der Iranerinnen und Iraner gegen das Regime und hat ihren Ursprung in der kurdischen Frauen- und Freiheitsbewegung. Wenn das Leben einer einzelnen Frau nicht sicher ist, so kann es kein Leben und keine Freiheit für alle geben. Trotz unmenschlichster Haftbedingungen im Gefängnis bringen Varisheh Moradi und Pakhshan Azizi, und auch andere den Mut auf, sich gegen die Todesstrafe zu positionieren. Sie treten in den Hungerstreik und organisieren Protestaktionen. Beide Frauen sind Kurdinnen, so wie Jina Mahsa Amini, beide mussten Folter, Einzelhaft, geschlechterspezifische Gewalt und Erniedrigung ertragen. Wir sind heute hier, um auf ihr Schicksal und das vieler Menschen im Iran, Irak, Syrien, der Türkei und Afghanistan aufmerksam zu machen. Wir müssen aktiv werden, und wir stehen jetzt zusammen an der Lincoln-Wall, um Öffentlichkeit herzustellen.“

Regime fürchtet sich vor kämpfenden Menschen

Weitere Redebeiträge gab es von einer der Gemeinschaft freier Frauen Ostkurdistans (KJAR) nahestehenden Gruppe. Diese betonte, dass es vor allem Frauen sind, die an vielen Orten der Welt im Widerstand seien und ihr Leben für den Schutz Unterdrückter und Verfolgter aufs Spiel setzten, so auch in den Foltergefängnissen des Irans: „Pakhshan und Varisheh setzen mit ihrem Leben, ihrem Glauben und ihrem festen Blick auf den Widerstand ein starkes Zeichen für Freiheit. Im Namen der KJAR und der Kampagne ‚No to execution, Yes to free life!‘ sagen wir: Ja, wir kämpfen nicht nur gegen Hinrichtungen, sondern auch für ein würdevolles, respektvolles Leben und für Freiheit und Frieden in Kurdistan, Iran und der gesamten Welt.“ Die Todesurteile gegen kämpfende Frauen bezeichnete die Gruppe als „Zeichen der Schwäche und Furcht des iranischen Regimes vor Menschen, die im Widerstand für Freiheit sind“.

Den Gästen wurden auch kurdische und persische Speisen angeboten. Die teilnehmenden Gruppen sammelten zudem Unterschriften gegen die Todesstrafe im Iran.