KJAR ruft zu Solidarität mit zum Tode verurteilter Varisheh Moradi auf

Die Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (KJAR) ruft zur Solidarität mit ihrer zum Tode verurteilten Aktivistin Varisheh Moradi im Iran auf. Verbundenheit im Kampf für Freiheit könne die Hinrichtungsmaschinerie stoppen.

Verbundenheit im Kampf

Die Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (KJAR) ruft zur Solidarität mit ihrer zum Tode verurteilten Aktivistin Varisheh Moradi im Iran auf. Entschlossenheit und Verbundenheit im Kampf gegen das Regime kann die Hinrichtungsmaschinerie stoppen, betonte der Dachverband der kurdischen Frauenbewegung am Montagabend in einer Mitteilung und begrüßte ausdrücklich die Bemühungen von Menschen, die sich weltweit für Moradi einsetzen. „Jedes Zeichen, das für unsere Freundin gesetzt wird, ist zu würdigen. Denn menschliche Solidarität soll uns an die Wichtigkeit erinnern, bei Problemen gemeinsam zu agieren. Der Kampf gegen die Todesstrafe im Iran und darüber hinaus ist ein gemeinsamer Kampf. Deshalb rufen wir Aktivistinnen und kämpfende Frauen weltweit auf, Varisheh und ihrem Widerstand für die Befreiung der Frauen beizustehen und zu verhindern, dass das Regime seine Ziele erreicht“, so die KJAR.

Todesurteil wegen Kampf für Frauenbefreiung 

Am Sonntag wurde bekannt, dass Varisheh Moradi von einem Revolutionsgericht in Teheran wegen „bewaffneten Aufstands gegen den Staat“ zum Tode verurteilt wurde. Das Urteil steht im Zusammenhang mit dem Engagement Moradis für frauenpolitische und feministische Themen im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in der KJAR, die von Irans Regime-Justiz als „separatistische Terrororganisation“ verfolgt wird. Die Bewegung ist Teil der Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK), die wiederum Widerstand gegen die Unterdrückung und Diskriminierung des kurdischen Volkes im Iran leistet und sich für Frauenbefreiung, Autonomie und Demokratie einsetzt.

Varisheh Moradi (andere Schreibweise Varishe oder Warisheh), auch bekannt als Ciwana Sine © privat / KJAR

Vom Geheimdienst verschleppt und schwer gefoltert

Die derzeit im Frauentrakt des berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnisses inhaftierte Moradi war im August vergangenen Jahres in der Nähe ihrer ostkurdischen Geburtsstadt Sine (Sanandadsch) vom iranischen Geheimdienst verschleppt und zunächst über Wochen in einem dortigen „Internierungslager“ festgehalten worden. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurde sie sowohl vom Geheimdienstministerium in Sine als auch im Evin-Gefängnis körperlich und psychisch schwer gefoltert, um sie zu einem Geständnis vor laufender Kamera zu zwingen. Zugang zu anwaltlicher Vertretung wird ihr die meiste Zeit verweigert, ebenso Kontakt zu ihren Familienangehörigen. Die KJAR ergänzt: „Das patriarchale und misogyne Regime hat auf seine gesamte Palette an Grausamkeiten zurückgegriffen, um Varisheh Moradi zu brechen. Weil diese Maßnahmen wirkungslos waren gegen ihren Wunsch und den aller Frauen nach Freiheit, wurde sie nun zum Tode verurteilt.“

Racheakt an Jin Jiyan Azadî-Revolution

Die KJAR sieht in dem Todesurteil auch einen Racheakt des Regimes an der „Jin Jiyan Azadî“-Revolution, zu deren Pionierinnen Moradi gezählt wird. Der sich an der Ermordung der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei im September 2022 entzündete Aufstand hatte in eine Befreiungsbewegung gemündet und die größte Legitimationskrise ausgelöst, die das Regime seit seinem 45-jährigen Bestehen erfuhr. Doch anstatt das Leid der verschiedenen von Diskriminierung und Unterdrückung betroffenen Gruppen anzuerkennen, die Unterdrückung von Grundrechten und Freiheiten zu beenden und die Krisen zu bekämpfen, in denen sich Iran seit langem befindet – Inflation, wachsende Armut und explodierende Preise, die Frauen noch härter treffen – würden diejenigen bekämpft, die sich nach einem Leben in Würde sehnten; „und das mit größtmöglicher Radikalität und Brutalität“, betont die KJAR.

Widerstand gegen Regime geht weiter

Das Todesurteil gegen Varisheh Moradi, mit dem das Regime „einen weiteren Nagel in den Sarg seines eigenen Systems geschlagen“ habe, deute unmissverständlich darauf hin, dass Teheran an seinem „menschenverachtenden und frauenfeindlichen Kurs“ festhalten wird. Dagegen werde es Widerstand geben. „Als Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans verurteilen wir diese Entscheidung auf das Schärfste. Varisheh Moradi und auch Pakhshan Azizi sowie alle anderen kämpfenden Frauen sind die Fackeln der Freiheit der Völker im Iran. Sie sind Symbole des Kampfes für ,Jin Jiyan Azadî', denen die Sensibilität und Solidarität aller Menschen und vor allem Frauen gelten sollte, die sich nach Freiheit sehnen.“