Der kurdische Vordenker und Repräsentant Abdullah Öcalan spielt eine historische Rolle im kurdischen Freiheitskampf und im Kampf für eine Demokratisierung Kurdistans, der Türkei und des ganzen Nahen Ostens. Seit 1999 wird er auf der Gefängnisinsel Imrali total. Die Situation Öcalans ist immer auch Ausdruck der Entwicklung der kurdischen Frage. Dass es seit 17 Monaten kein Lebenszeichen aus Imrali gibt, gilt als ein Zeichen der Vernichtungspolitik, die der türkische Staat gegen jegliche kurdische Freiheitsbestrebung in den Gefängnissen, auf türkischem Staatsgebiet oder in den anderen Teilen Kurdistans und im Exil verfolgt.

Im ANF-Gespräch beschreibt der Ko-Vorsitzende der HDP-Mitgliedspartei DBP (Partei der Demokratischen Regionen), Keskin Bayındır, die Situation. Er spricht von zwei historischen „Komplotten“, die gegen das kurdische Volk in Anschlag gebracht worden seien. Das erste sei die Aufteilung Kurdistans mit der Gründung der Republik Türkei gewesen. Kurdistan wurde durch die internationalen Mächte viergeteilt. Das zweite Komplott war die Verschleppung und Auslieferung des zu einer Friedensmission aufgebrochenen kurdischen Repräsentanten Öcalan 1999 an die Türkei.

„Millionen sehen Öcalan als ihren demokratischen Repräsentanten“

Bayındır unterstreicht, Öcalan werde in allen vier Teilen Kurdistans von Millionen Menschen als demokratischer Repräsentant des kurdischen Freiheitskampfes anerkannt: „Millionen von Menschen betrachten Abdullah Öcalan aus dieser Perspektive. Mit dem von Abdullah Öcalan angeführten Freiheitskampf wurde das erste Komplott zunichte gemacht. Seit 1999 findet nun das zweite, von der AKP-Regierung fortgesetzte internationale Komplott statt. Dieses Komplott richtet sich gegen den Freiheitskampf des kurdischen Volkes in der Person von Abdullah Öcalan. Wenn wir gleichzeitig das Schweigen vieler Kreise gegenüber einer derartigen Vertiefung eines Isolations- und Foltersystems in Betracht ziehen, dann ist der ideologische Ansatz dahinter sehr deutlich zu erkennen.“

„Keinen Schritt zurück in der Verbundenheit zu Öcalan“

Während das AKP/MHP-Regime die Unterstützung der internationalen Mächte bei der Fortsetzung des Folterregimes auf Imrali und seiner Vernichtungspolitik erfahre, gebe es aber auch eine Realität des Widerstands für die Freiheit von Abdullah Öcalan, sagt Bayındır und fährt fort: „Die strategische und führende Rolle von Abdullah Öcalan im Freiheitskampf des kurdischen Volkes hat sich nicht verändert. Die Gesellschaft hat niemals davon abgelassen, ihre Verbundenheit mit Abdullah Öcalan zu bekunden und klarzustellen, dass er der Ansprechpartner für eine Lösung ist. Es gibt kein Nachgeben in dieser Position. Natürlich kämpfen auch wir gegen die Isolationspolitik. Wir setzen unseren Kampf für die Abschaffung des Folterregimes auf Imrali fort und befassen uns mit diesem System in seiner ganzen Tiefe. Dieses Jahr ist ein sehr wichtiges Jahr für uns. Wir befinden uns in einer Zeit, in der die Ideologie der Verleugnung durch den türkischen Staat ein Jahrhundert vollendet und versucht wird, diese für ein weiteres Jahrhundert mit einer erneuerten Ideologie und Perspektive wiederherzustellen. Wir wissen, dass es darum geht, die Mentalität der Vernichtung und Verleugnung zu verstetigen und die Kurdinnen und Kurden erneut zu unterwerfen. Wir wissen, dass sich das System mit dem Ziel, den organisierten Kampf zu zerschlagen und zu vernichten, reorganisiert hat und alle Strukturen und Dynamiken auf eine Angriffspolitik ausgerichtet wurden.“

„Eine strategische Haltung ist in dieser Zeit nötig“

Bayındır erinnert daran, dass auch der Kampf gegen Vernichtung und Verleugnung seit hundert Jahren geführt werde. Er erklärt: „Wir befinden uns in einem Jahr, in dem wir unsere gesamte Arbeit strategisch angehen müssen. Es ist ein strategisches und schicksalhaftes Jahr für den Freiheitskampf des kurdischen Volkes und der Zukunft der revolutionären Kräfte für Demokratie in der Türkei. In diesem Sinne ist unser Kampf dafür, dass Abdullah Öcalans Isolation aufgehoben wird und er seine Rolle spielen kann, von höchster strategischer Bedeutung. Dies ist eine strategische Frage für die Zukunft der Völker.“

„Abdullah Öcalan hat eine strategische Rolle“

Bayındır unterstreicht die Bedeutung des aktuellen Kampfes und schließt mit den Worten: „In diesem Zusammenhang müssen wir mit einer entsprechenden Entschlossenheit und Überzeugung kämpfen. Ich bin davon überzeugt, dass eine politische und gesellschaftliche Atmosphäre geschaffen werden wird, in der Abdullah Öcalans strategische Rolle bei der Lösung der kurdischen Frage zum Tragen kommt und er seine historische Aufgabe ausfüllen kann. Wenn wir die kurdische Freiheitsbewegung, die kurdische demokratische politische Bewegung und die Avantgarde des kurdischen Freiheitskampfes sowie die Avantgarde der demokratischen und revolutionären Kräfte in der Türkei in diesem Sinne zusammenbringen können, glaube ich, dass wir uns zu einem Punkt entwickeln werden, an dem wir in sehr kurzer Zeit Ergebnisse erzielen können.“