Aufklärungsflüge über Camp Mexmûr

Über dem südkurdischen Flüchtlingscamp Mexmûr kreisen Aufklärungsdrohnen und Kampfflugzeuge unbekannter Herkunft.

Über dem südkurdischen Geflüchtetenlager Mexmûr kommt es zu intensiven Luftaktivitäten. Seit Montagfrüh kreisen Aufklärungsdrohnen und Kampfbomber unbekannter Herkunft ohne nennenswerte Unterbrechung über dem Camp. Die Lagerverwaltung geht davon aus, dass es sich dabei um türkische Maschinen handelt.

Ende August hatte eine türkische Killerdrohne das Flüchtlingslager bombardiert. Ziel des Angriffs war ein Wohnhaus, ein sechsfacher Familienvater kam ums Leben. Möglicherweise findet die derzeitige Luftraumüberwachung über Mexmûr im Rahmen der Anti-IS-Koalition statt.

Mexmûr im Visier des türkischen Staates

Das Camp Mexmûr liegt etwa 60 Kilometer südwestlich von Hewlêr, der Hauptstadt der Kurdistan-Region Irak. In dem Lager leben mehr als 12.000 Menschen. Die meisten von ihnen waren in den 1990er Jahren aufgrund der Repression des türkischen Staates und der Politik der verbrannten Erde gezwungen, ihre Dörfer in der Botan-Region in Nordkurdistan zu verlassen. Nach einer mehrjährigen Odyssee und Aufenthalten in verschiedenen Camps haben sie 1998 am Rand der Wüste das Lager Mexmûr gegründet. Die Campbevölkerung bildet damit die größte kurdische Flüchtlingsgemeinschaft weltweit.

Offiziell steht Mexmûr unter dem Schutz des UNHCR, praktisch sind die Vereinten Nationen allerdings nur noch nominell präsent. Die Organisation verließ das Lager bei den Angriffen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Jahr 2014 und kehrte danach nicht mehr zurück.