„Anti-Terror“-Razzien in Dersim

Die Polizei hat Wohnungen in Dersim durchsucht – wegen des Verdachts der „Terrorunterstützung“. Einem Mann soll bei der Festnahme ein Sack über den Kopf gestülpt worden sein, das Innenministerium meldete zudem die „Neutralisierung“ eines „Terroristen“.

Wie erst jetzt bekannt wurde, sind in der nordkurdischen Provinzhauptstadt Dersim am Mittwochmorgen mehrere Wohnungen durchsucht worden. Nach vorliegenden Informationen wurden die Razzien im zentralen Sihenk-Viertel durchgeführt. Die Ermittlungen richten sich gegen zwei Beschuldigte, eine Frau und ein Mann. Ihnen wird offenbar vorgeworfen, eine „Terrororganisation“ zu unterstützen.

Um welche Organisation es sich handeln soll, die von den Betroffenen unterstützt worden sei, ist unklar. Die Identität der Festgenommenen lautet nach Informationen unserer Agentur Neriman Dönmez und Erkan Gül. Letzterem soll nach Angaben von Zeugen bei der Festnahme ein Sack über den Kopf gestülpt worden sein, außerdem sei er schwer misshandelt worden. Ob Haftbefehle vorliegen, ist nicht bekannt. Beide wurden auf das örtliche Polizeipräsidium gebracht.

Als besonders brisant erweist sich in dem Zusammenhang eine Mitteilung des türkischen Innenministeriums über die „Neutralisierung“ eines „Terroristen“ – ebenfalls in Dersim. Der Erklärung nach soll ein Mann ebenfalls am Mittwochmorgen bei „bewaffneten Auseinandersetzungen“ im Zuge einer „punktgenauen Operation“ von Gendarmerie und Geheimdienst „ausgeschaltet“ worden sein. Der Getötete habe der „PKK/KCK“ angehört und sei in einer Wohnung nahe des Bali-Tals aufgespürt worden, wo man ihm Unterschlupf gewährt habe. Ob es sich bei der Unterkunft um die Wohnung handelte, in der Dönmez und Gül festgenommen worden sind, ist noch ungeklärt, gilt allerdings als wahrscheinlich. Das Bali-Tal ist von Sihenk aus fußläufig zu erreichen.