Akute Lebensgefahr für Nasır Yağız

Der Gesundheitszustand von Nasır Yağız verschlechtert sich dramatisch. Der HDP-Aktivist befindet sich seit 99 Tagen im Hungerstreik, um auf die erschwerte Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan aufmerksam zu machen.

Der Gesundheitszustand von Nasır Yağız hat sich dramatisch verschlechtert. Der Aktivist der Demokratischen Partei der Völker (HDP) befindet sich seit dem 21. November im südkurdischen Hewlêr (Erbil) in einem Hungerstreik, mit dem er die Aufhebung der Totalisolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali fordert. Erst gestern wurde Yağız nach einem Schwächeanfall und heftigen Magenkrämpfen in ein Krankenhaus eingeliefert, das er jedoch kurze Zeit später wieder verlassen hat. Der Aktivist verweigert jegliche medizinische Behandlung. Aufgrund des seit 98 Tagen anhaltenden Nahrungsentzugs hat er bereits 14 Kilogramm an Körpergewicht verloren, außerdem verringert sich sein Hör- und Sehvermögen von Tag zu Tag. Seit Wochen leidet Yağız bereits unter massiven gesundheitlichen Problemen wie Schwindel, extrem niedrigem Blutdruck, Schlafstörungen, Magenkrämpfen, Lichtempfindlichkeit und einem eingeschränkten Geruchsvermögen. Mittlerweile kann er sich ohne die Hilfe von anderen nicht mehr aufrichten. Die Schlafstörungen machen ihm besonders zu schaffen, da er seit Tagen gar nicht mehr geschlafen hat. Die Ärzte sind besorgt, können jedoch nichts tun.

Der Hintergrund des Hungerstreiks

Nasır Yağız ist nur einer von Hunderten Menschen, die Teil der von Leyla Güven initiierten Hungerstreikbewegung sind. Die kurdische Politikerin erklärte am 7. November, aus Protest gegen das Unrechtsystem auf Imrali in einen Hungerstreik zu treten. In den türkischen Gefängnissen sind es mittlerweile 331 Gefangene aus PKK- und PAJK-Verfahren, die sich den Forderungen Leyla Güvens angeschlossen haben. Zum 1. März soll die Aktion sogar auf alle Gefängnisse ausgeweitet werden. In Straßburg haben sich am 17. Dezember 14 Menschen der Aktion angeschlossen. Auch in Toronto, Newport, Kassel, Nürnberg, Duisburg und weiteren Städten sind Aktivisten in einen Hungerstreik getreten.

Abdullah Öcalan befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 aus der griechischen Botschaft im kenianischen Nairobi auf einer Gefängnisinsel im türkischen Marmarameer. Elf Jahre war er der einzige Häftling – bewacht von mehr als tausend Soldaten. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand am 27. Juli 2011 statt. Somit wird ihm seit fast acht Jahren jeglicher Rechtsbeistand verwehrt. Öcalan hält so den „Europa-Rekord“ für Haft ohne Zugang zu Anwälten.

Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet. Nach dem letzten Familienbesuch am 11. September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei. Das Ziel des Hungerstreiks ist die Gewähr regelmäßiger Kontakte zu Öcalan, der als Schlüsselfigur für eine Lösung der kurdischen Frage gilt.