Acht Guerillakämpfer:innen in Dersim gefallen

Die Guerillakämpfer:innen Munzur, Veroz, Nûda, Baz, Jînda, Rojîn, Şervan und Azad sind bei Gefechten mit der türkischen Armee in Dersim gefallen.

In Dersim sind acht Guerillakämpfer:innen gefallen. Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) teilt dazu mit: „Die türkische Besatzerarmee hat Anfang Dezember umfassende Operationen in Dersim eingeleitet. Zwischen unseren Guerillakräften in dem Gebiet und den Besatzern kam es zu Feindkontakten. Bei intensiven Gefechten im Dreieck zwischen Gamir, Balîka und Nenkan im Gebiet Pilûr (tr. Ovacık) sind acht unserer Weggefährt:innen im heldenhaften Kampf gefallen. Der türkische Staat erklärt zwar, dass bei diesen Gefechten nur ein Soldat bestraft worden ist, aber die Anzahl der bestraften Besatzer ist höher.“

                                   

Codename: Munzur Dersim
Vor- und Nachname: Cihan Söylemez
Geburtsort: Dersim
Namen von Mutter und Vater: Bezî – Mustafa
Todestag und -ort: 5. Dezember 2021 / Dersim

 

Codename: Veroz Munzur
Vor- und Nachname: Çağla Yeleser
Geburtsort: Dersim
Namen von Mutter und Vater: Gültaze – Celal
Todestag und -ort: 5. Dezember 2021 / Dersim

 

Codename: Nûda Karker
Vor- und Nachname: Güler Karaer
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Hazal – Marûf
Todestag und -ort: 5. Dezember 2021 / Dersim

 

Codename: Baz Colemêrg
Vor- und Nachname: Nevzat Demir
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Meryem – Abdulvahit
Todestag und -ort: 5. Dezember 2021 / Dersim

 

Codename: Jînda Gabar
Vor- und Nachname: Mihriban Ata
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Binevş – Ramazan
Todestag und -ort: 5. Dezember 2021 / Dersim

 

Codename: Rojîn Xweza
Vor- und Nachname: Hasret Ülger
Geburtsort: Semsûr
Namen von Mutter und Vater: Zeynep – Kemal
Todestag und -ort: 5. Dezember 2021 / Dersim

 

Codename: Şervan Partizan
Vor- und Nachname: Nimet Arşimet
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Besiya – Fevzi
Todestag und -ort: 5. Dezember 2021 / Dersim

 

Codename: Azad Wan
Vor- und Nachname: Akif Bedir
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Gülten – Bayram
Todestag und -ort: 5. Dezember 2021 / Dersim

Munzur Dersim ist in Pilûr geboren. Seine Familie war der Widerstandskultur von Dersim verbunden. Er wuchs unter dem Eindruck der Erzählungen über das Dersim-Massaker von 1937/38 auf, dadurch entstand bei ihm große Wut auf den Feind. Der Kampf der PKK gegen diesen Feind weckte bei ihm schon früh Sympathie und er wurde bereits während seiner Schulzeit politisch aktiv. Dieses Engagement setzte er während seines Studiums fort. 2008 schloss er sich der Guerilla an. In den Bergen beeindruckte ihn vor allem die auf dem demokratischen Sozialismus der PKK basierende kollektive Lebensform. Er hielt sich in verschiedenen Gebieten in Südkurdistan auf und bildete sich ideologisch und militärisch weiter. Auf eigenen Wunsch ging er 2011 als Guerillakämpfer nach Dersim. Er zeigte großen Einsatz und hohe Opferbereitschaft und übernahm die Aufgabe der Gebietskommandantur. „Sein Herz war voller Liebe zu Dersim, den Menschen und seinen Weggefährt:innen“, schreiben die HPG über Munzur Dersim.

 

Veroz Munzur ist in Pilûr zur Welt gekommen und in einem von der Liebe zum eigenen Land geprägten Umfeld aufgewachsen. Ihrer Familie war es gelungen, ihre eigene Kultur trotz der feindlichen Politik der Assimilation und des Völkermords zu bewahren. Diese rebellische Tradition prägte ihre Persönlichkeit und sie begann bereits als Kind, die Realität des Feindes zu begreifen. Die kurdische Befreiungsbewegung und insbesondere der Frauenbefreiungskampf weckten ihr Interesse und sie nahm als Studentin an der revolutionären Arbeit teil. Während ihres Studiums in Ankara war sie in der Jugend- und Pressearbeit aktiv und dabei sehr erfolgreich. Das fiel auch dem Feind auf und sie wurde verhaftet. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis ging sie 2013 in die Berge und schloss sich in ihrer Heimat Dersim der Guerilla an. Da sie die Berge kannte, gewöhnte sie sich ohne Probleme an das Guerillaleben. Sie entwickelte sich schnell weiter und setzte sich intensiv mit der Frauenbefreiungsideologie auseinander. Sie nahm an zahlreichen erfolgreichen Aktionen gegen den Feind teil und wurde zu einer führenden Kommandantin. Zuletzt war sie Kommandantin der YJA Star in Pilûr.

Jînda Gabar ist als Tochter einer patriotischen Familie in Muğla in der Westtürkei geboren. Obwohl sie nicht in Kurdistan aufwuchs, erlebte sie die Auswirkungen der Vernichtungspolitik des türkischen Staates und die Unterdrückung von Frauen. Sie lernte die kurdische Befreiungsbewegung kennen und schloss sich 2012 der Guerilla an. In den Bergen hielt sie sich zunächst im Zagros und in Gare auf. Neben ihrer ideologischen Ausbildung wurde sie zur Scharfschützin ausgebildet. 2013 ging sie auf eigenen Vorschlag nach Dersim, um sich dort am revolutionären Volkskrieg zu beteiligen.

 

Baz Colemêrg ist in einem Dorf in Colemêrg geboren. Für die Menschen in seinem Dorf waren Repression, Folter und Unterdrückung durch den türkischen Staat Alltag. Seine Familie gehörte zum Stamm der Pinyanîs, der für seinen Patriotismus bekannt ist. Aus seiner Verwandtschaft schlossen sich viele Menschen der PKK an und er sympathisierte bereits als Kind mit der Guerilla. Bevor er selbst 2011 zur Guerilla ging, war er sechs Jahre in der kurdischen Jugendbewegung aktiv und verfügte über ein entsprechend hohes Bewusstsein. Sein erstes Praxisgebiet in den Bergen war Heftanîn, danach hielt er sich in Qendîl und Zagros auf. 2014 ging er nach Dersim und kämpfte dort sieben Jahre lang als einer der führenden Kommandanten.

 

Nûda Karker ist im Landkreis Elbak in Wan geboren und aufgewachsen. Sie kannte die PKK bereits als Kind und wuchs mit der kurdischen Befreiungsbewegung auf. 2008 schloss sie sich der Guerilla an. An der Arbeit in den Bergen beteiligte sie sich mit dem Enthusiasmus, den sie angesichts eines Lebens als freie Frau empfand. Sie beschäftigte sich mit der Frauenbefreiungsideologie und setzte ihre Erkenntnisse im Alltagsleben in die Praxis um. Als der IS 2014 Südkurdistan angriff, beteiligte sie sich an der Verteidigung von Kerkûk und Mexmûr. 2016 ging sie nach Dersim und erfüllte sich damit einen langgehegten Traum.

 

Rojîn Xweza ist in Semsûr geboren. Ihre Familie war der kurdischen und alevitischen Identität verbunden und daher ständigen Angriffen ausgesetzt. Rojîns Persönlichkeit wurde von der alevitischen Kultur und dem Widerstand ihrer Familie gegen die Assimilation geprägt. Während ihres Studiums lernte sie die Ideologie Abdullah Öcalans und die PKK kennen und ging 2014 in Dersim zur Guerilla. Den Guerillakampf erlernte sie mitten im Krieg und ihre Ausbildung fand einhergehend zur Praxis statt. In Dersim lernte sie viele wertvolle Weggefährt:innen kennen und sie zeigte großen Einsatz, um den Gefallenen gerecht zu werden. Auf dieser Grundlage nahm sie an zahlreichen Aktionen gegen den Feind teil.

Şervan Partîzan ist in Amed-Farqîn geboren. Seine Familie war dem Befreiungskampf verbunden und er wuchs in diesem Bewusstsein auf. Sein Cousin fiel 2009 und dieser Tod beeinflusste Şervan zutiefst. Er wurde in der Jugendbewegung aktiv und arbeitete in verschiedenen Bereichen. 2015 schloss er sich der Guerilla an, um bewaffneten Widerstand gegen die auf einen Völkermord abzielenden Angriffe des türkischen Staates zu leisten. Die Massaker am kurdischen Volk zur Zeit des Widerstands für Selbstbestimmung in den Städten Nordkurdistans lösten bei ihm den Wunsch nach Vergeltung aus. Nach zwei Monaten in den Bergen von Amed ging er nach Dersim und machte dort seine ersten Erfahrungen im Guerillakampf. Im Zuge der Neustrukturierung der Guerilla konzentrierte er sich auf die Professionalisierung des Kampfes und setzte gleichzeitig sein theoretisches Wissen um.

Azad Wan ist im Landkreis Qelqelî in Wan auf die Welt gekommen. Als Kind zog er mit seiner Familie in eine türkische Großstadt. Er musste früh für seinen Lebensunterhalt arbeiten und bemühte sich gleichzeitig, seine kurdische Identität zu bewahren. Er sympathisierte mit der kurdischen Befreiungsbewegung und schloss sich der Guerilla an, als sein Cousin 2015 im Kampf ums Leben kam. In den Bergen in Nordkurdistan entwickelte er sich schnell weiter und beteiligte sich an der Praxis. Den Guerillakampf und das Leben in der PKK erlernte er unter den schweren Bedingungen des Krieges. Zuletzt kämpfte er in Dersim.

Die HPG sprechen den Angehörigen von Munzur, Veroz, Nûda, Baz, Jînda, Rojîn, Şervan und Azad sowie dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus und erklären, für ihren Tod Vergeltung zu üben.