20 kurdische Städte unter Quarantäne

Das Betreten und Verlassen von vier nordkurdischen Großstädten wurde wegen der Covid-19-Pandemie verboten. In 16 Städten der Region herrschen lokale Quarantänemaßnahmen.

Nordkurdistan ist vermutlich aufgrund der Nähe zum Iran und Ostkurdistan besonders von der Covid-19-Pandemie betroffen. Dennoch fingen türkische Gesundheitsbehörden erst vergangene Woche an, erste Tests durchzuführen. Das Ausmaß der Proben ist äußerst beschränkt, so fanden in der Zweimillionenstadt Amed (Diyarbakır) gerade mal 500 Tests statt. In Şirnex (Şırnak) befinden sich 600 bis 700 Menschen im Krankenhaus oder in Quarantäne. In Riha (Urfa) wurden 20 Personen positiv getestet, drei Personen starben am Virus. 150 Personen befinden sich unter Coronaverdacht im Krankenhaus. Das Betreten und Verlassen von vier nordkurdischen Großstädten einschließlich Wan (Van) wurde verboten und seit dem 7. April herrschen in 16 Städten der Region lokale Quarantänemaßnahmen. In Amed befinden sich 148 Personen wegen Corona im Krankenhaus. Vier Erkrankte befinden sich in akuter Lebensgefahr und liegen auf der Intensivstation. In den vergangenen zwei Tagen sind neun Einwohner*innen der Stadt am Virus gestorben.

Geringe Anzahl an Tests

Şiyar Güldiken, Ko-Vorsitzender der Gewerkschaft der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialdienstsektor (SES) in Amed erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya, in der Stadt hätten etwa 500 Tests stattgefunden: „Diese Zahl ist jedoch nicht sicher, da es leider kein transparentes Verfahren gibt. Es sollten viel mehr Tests durchgeführt werden. Die weltweite Erfahrung zeigt, je mehr Tests, desto mehr Fälle werden festgestellt. Je genauer die Zahl der Neuinfektionen erfasst wird, desto schneller kann diese unter Kontrolle gebracht werden.“

Şirnex: Bis zu 700 Menschen in Quarantäne

In der nordkurdischen Provinz Şirnex steigt die Zahl der Infektionen von Tag zu Tag. Nach Informationen der Ärztekammer von Şirnex befinden sich 600 bis 700 Personen im Studentenwohnheim und den Krankenhäusern in Quarantäne. Seit vorgestern wurden in der Stadt 16 Personen positiv getestet. Die Ärzt*innen von Şirnex klagen über mangelnde Schutzausrüstung. In den Gesundheitszentren fehlt es an Masken, Handschuhen, Schürzen und Schutzbrillen.

Kein Testzentrum in Riha

Die Ärztekammer von Riha teilt mit, dass sich 150 Personen mit Coronaverdacht in den Krankenhäusern befinden. Die Gesundheitsbehörde in der Region nehme die Pandemie auf die leichte Schulter und habe in Riha immer noch kein Testzentrum eingerichtet.

HDP: Handelt es sich um Diskriminierung?

Der HDP-Abgeordnete Garo Paylan warf Gesundheitsminister Fahrettin Koca vor, es sei absolut nicht nachvollziehbar, warum in einer Stadt wie Amed mit seinen zwei Millionen Einwohner*innen in den vergangenen 27 Tagen nur 500 Menschen getestet worden. Er stellte die parlamentarische Anfrage, ob Amed und die anderen kurdischen Provinzen bei der Verteilung der Tests diskriminiert werden.

16 Städte unter lokaler Quarantäne

Neben dem Betretungsverbot der vier nordkurdischen Großstädte wurden in folgende 16 nordkurdischen Provinzen lokale Quarantänemaßnahmen verhängt:

* Semsûr (Adiyaman): Das Dorf Şahintepe im Kreis Kolik

* Agirî (Ağrı): Die Dörfer Melehesen, Mêrze, Xirbesork, Cemalvêrdi, Hecîbotî, Şemê und Hacıyusuf im Kreis Dûdax (Tutak)

* Amed: Das Dorf Bistîn (Aynalı) im Kreis Çêrmûg (Çermik), ein Viertel von Farqîn (Silvan); der Weiler Taştepe in Erxenî (Ergani)

* Êlih (Batman): Das Dorf Altındere im Kreis Qabilcewz (Sason) und drei weitere Ortschaften

* Çewlîg: Im Kreis Alakan (Adaklı) die Ortschaft Döşlüce

* Bedlîs: Das Dorf Koyunlu im Kreis Motkî (Mutki) und in Têtwan die Dörfer Yumurtatepe, Örenlik, Çanakdüzü und Dönertaş

* Dersim: Das Dorf Geçitveren im Kreis Mêzgîr (Mazgirt)

* Ezirgan (Erzincan): Muratboynu, Eskibağlar und Gediktepe im Kreis Kemax (Kemah)

* Qers (Kars): Das Merkez-Viertel in Dağpınar, das Dorf Türkmeşen in Dixor (Digor) das Dorf Erdağı im Kreis Susuz, das Dorf Karabağ im Kreis Kaxizman (Kağızman) und das Dorf Benliahmet im Kreis Selim

* Meletî (Malatya): Das Dorf Ilıca im Kreis Darende, das Dorf Eğnir im Kreis Arapgir, der Ort Kozdere im Kreis Hekimhan und weiter fünf Orte in den Landkreisen Darende, Hekimhan, Arapgir, Pütürge und Kuluncak

* Mêrdîn: Das Dorf Yetkinler im Kreis Şemrex (Mazıdağı) und das Dorf Derinsu im Kreis Dêrik

* Mûş: Die Dörfer Yazla, Alagün und Yüzbaşı

* Sêrt (Siirt): Die Dörfer Akgeçit, Taşyaka, Kayahisar, Kayalı, Bindal und Ankebir

* Sêwas: Die Dörfer Şenbağlar, Boyalı, Dilekli, Kurşunlu, Yağcılar, Boyalıca, Gökçekaş, Üyük, Doğanşar ilçesinin Darıkol und Tuzlagözü

* Riha (Urfa) Drei Viertel im Zentrum der Stadt und ein Viertel in Pirsûs (Suruç)

* Wan (Van): Ilıcak, Belliyurt, Esenyamaç und Örmetaş im Kreis Elbak (Başkale), Han im Kreis Ebex (Çaldıran), das die Weiler Çemik und Tellikaya im Kreis Xerabderbê (Çatak)