18-Jähriger bei Drohnenattacke in Şengal getötet
Der heutige Drohnenangriff der Türkei auf Şengal hat ein Todesopfer gefordert. Bei dem Getöteten handelt es sich um den 18 Jahre alten Eziden Kerîm Hecî Şero.
Der heutige Drohnenangriff der Türkei auf Şengal hat ein Todesopfer gefordert. Bei dem Getöteten handelt es sich um den 18 Jahre alten Eziden Kerîm Hecî Şero.
Der türkische Drohnenangriff vom Sonntag auf die ezidische Şengal-Region in Südkurdistan hat ein Todesopfer gefordert. Wie der Demokratische Autonomierat Şengals (MXDŞ) mitteilte, handelt es sich bei den Getöteten um Kerîm Hecî Şero. Der 18-Jährige wurde im südlich des Şengal-Gebirges gelegenen Dorf Til Êzêr (auch unter dem arabischen Namen al-Qahtaniyya bekannt) geboren und lebte mit seinen dem Stamm der Zendînî angehörenden Eltern in der Gemeinde Sinunê. Die Familie gehört zu den Opfern des 74. Ferman an den Ezid:innen, dem durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) im August 2014 verübten Völkermord in Şengal.
Der Drohnenangriff, der Şero tötete, hatte sich kurz nach Mittag um etwa 12:50 Uhr Ortszeit ereignet. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden des MXDŞ war der junge Mann vom Distriktzentrum Şengals aus kommend auf einer Straße zur Hochebene Serdeşt unterwegs, als sein Fahrzeug von einem Drohnengeschoss getroffen wurde. Durch die Wucht der Bombardierung wurde das Auto in den Straßengraben geschleudert und ging unmittelbar in Flammen auf. Von Zeugen verständigte Feuerwehrleute bargen den Leichnam Şeros und brachten ihn zunächst in ein Krankenhaus in Sinunê. Mittlerweile liegen die sterblichen Überreste in einer Klinik in Mûsil (Mosul), wo eine Obduktion die genaue Todesursache feststellen soll.
Kerîm Hecî Şero © privat via RojNews
Der Ort, an dem sich der tödliche Drohnenangriff ereignete, befindet sich offiziell im Verwaltungsbereich der irakischen Zentralregierung. In Tatortnähe betreibt die irakische Armee sogar zwei größere Checkpoints. Der MXDŞ verurteilte den Angriff derweil als Kriegsverbrechen und forderte Bagdad zum Handeln auf, damit das „wahllose Töten“ von Ezidinnen und Eziden endlich beendet werde. Eine offizielle Erklärung der irakischen Regierung zu dem Angriff lag bis zum Abend nicht vor.
Türkischer Staatsterror gegen ezidische Bevölkerung
Şengal ist das letzte zusammenhängende Siedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft und liegt im Nordwesten des Irak. Unter dem Vorwand der „Bekämpfung der PKK“ kommt es dort seit 2017 vermehrt zu Luftschlägen durch türkische Kampfflugzeuge und Drohnen. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Zivilpersonen, Einrichtungen des Verwaltungsgremiums MXDŞ oder die nach dem IS-Überfall von 2014 aufgebauten Selbstverteidigungsstrukturen. Bei den Todesopfern handelt es sich häufig um Überlebende des IS-Genozids. Die türkische Führung gibt vor, in Şengal ausschließlich gegen „PKK-Stellungen“ vorzugehen und beruft sich dabei auf das Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51 der UN-Charta. Zahlreiche Organisationen und Gremien, darunter auch der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags, weisen dagegen auf Verstöße der Türkei gegen das Gewaltverbot hin, da es gar keine Selbstverteidigungssituation gebe. Erst am 24. und 25. Oktober waren bei türkischen Luftangriffen sechs Kämpfer der Verteidigungskräfte YBŞ mit Kampfjets und Drohnen ermordet worden, vier weitere wurden verletzt. Neben Stellungen der Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) waren auch Wohnhäuser, heilige Stätten und Wassertanks der Bevölkerung gezielt bombardiert worden. Die internationale Gemeinschaft ignoriert den Terror der Türkei gegen die ezidische Bevölkerung.