Rojava-Auktion im Museum für Kunst in Rom

Rund 12.000 Euro sind bisher bei einer Versteigerung von Werken des Comiczeichners Zerocalcare für Vertriebene aus Efrîn zusammengekommen. Seine Bilder über den Widerstand in Kobanê, Cizîr und Sûr werden noch bis März im Museum MAXXI in Rom ausgestellt.

Noch bis zum 10. März zeigt das Museum für zeitgenössische Kunst Museo nazionale delle arti del XXI secolo (MAXXI) in Rom die Ausstellung „Gräben ausheben – Krokodile füttern“ (Scavare fossati – Nutrire coccodrilli) des Comiczeichners Zerocalcare. Die Ausstellung des Italieners Zerocalcare, (bürgerlich Michele Rech), der durch seine autobiografischen Alltagsgeschichten bekannt wurde und vor allem als Blogger große Beliebtheit genoss, bevor Verlage auf ihn aufmerksam wurden, erzählt die Geschichte des Künstlers entlang der Ereignisse, die ihn politisch geprägt haben. 2016 erschien sein autobiografischer Reisebericht „Kobane Calling“ über den kurdischen Widerstand, den er nach einem Besuch in der Region als Teil einer Soli-Gruppe verfasste. Mit seiner Erzählart führt Zerocalcare seine Leserschaft zu den Informationen über die kurdischen Gebiete und insbesondere der Situation der kurdischen Frauen: „Die tragende Rolle der Frauen, die gerechte Verteilung der Einkommen, das friedliche Zusammenleben zwischen Kultur und Religion: es schien uns, dass diese Revolution (in Rojava) unsere Sprache spricht. Es ist wichtig, sie zu unterstützen, und wir wollten hinzugehen, um etwas von ihnen zu lernen.“

Erlös für Vertriebene aus Efrîn

Im Rahmen der Ausstellung im MAXXI fand vor wenigen Tagen unter dem Motto „Gebt Rojava nicht auf“ eine Auktion mit Werken des 36-jährigen Comiczeichners statt. Als Auktionator half der Schauspieler Valerio Mastandrea aus. Bisher konnten sechs der insgesamt 21 Zeichnungen für den guten Zweck versteigert werden. Der gesamte Erlös wird den Vertriebenen aus der nordsyrischen Stadt Efrîn zugutekommen, die nach der türkischen Militärinvasion nach Şehba flüchten mussten. Die zur Verfügung gestellten Werke erzählen den Widerstand in Kobanê, den Kampf um Cizîr (Cizre), den die Menschen während der türkischen Militärbelagerung trotz Massakern an der Zivilbevölkerung zwischen Panzern der türkischen Armee weiterführten, und die Verteidigung von Sûr, dem Altstadtviertel von Amed (Diyarbakir). Auch zeichnete Zerocalcare die Begegnung kurdischer Kämpferinnen mit der Bevölkerung der Stadt Minbic (Manbidsch), nachdem diese von der Terrorherrschaft des sogenannten IS befreit wurde und die „Die Hölle von Diyarbakir“ (Zindana Amedê). In diesem Werk brachte Zerocalcare auf Papier, was für eine Bedeutung dieses Gefängnis für die PKK und die kurdische Befreiungsbewegung hat.

Solidarität mit Rojava darf nicht schwinden

In dem Militärgefängnis mit Kriegsrecht zu Zeiten der Junta erlangte die Anstalt, in der auch zahlreiche PKK-Gefangene inhaftiert waren, durch brutale Foltermethoden traurige Berühmtheit. Aus Protest gegen die unmenschlichen Bedingungen traten am 14. Juli 1982 einige von ihnen in ein Todesfasten und forderten das „Ende der Folter, der eingeforderten Militärdisziplin und der Einheitskleidung“. Mit dieser Aktion, die als erster Funke des Widerstands gilt, sollte jedoch nicht nur auf die Situation in den Gefängnissen hingewiesen werden, sondern auch ein revolutionäres Zeichen an die Menschen außerhalb der Gefängnismauern gesetzt werden, damit der Kampf gegen das türkische Unterdrückungsregime neu entfacht wird. 55 Tage nach Beginn des Todesfastens verlor der PKK-Kader Kemal Pir sein Leben. Die Gefangenen Mehmet Hayri Durmuş, Ali Çiçek und Akif Yılmaz starben ebenfalls im Verlauf der Aktion. Wenige Monate zuvor setzte der PKK-Mitbegründer Mazlum Doğan am 21. März 1982, dem Tag, an dem die Kurden ihr Newrozfest feiern und überall Newroz-Feuer angezündet werden, aus Protest gegen die türkische Regierung seine Zelle in Brand und erhängte sich.

„Gebt Rojava nicht auf“

„Das Motto der Veranstaltung hat nichts mit der Rückzugsentscheidung der USA aus Syrien zu tun“, sagte Zerocalcare in einer kurzen Ansprache. Eine gewisse Zeitlang sei Rojava in jedem Munde gewesen, mittlerweile hätten die meisten Menschen der Region ihren Rücken zugekehrt, kritisierte der Künstler. „Wir alle müssen uns Rojava wieder ins Gedächtnis rufen. Das demokratische Modell und der Kampf dort sind wichtig für die gesamte Menschheit. Es darf nicht aufgegeben werden“, sagte Zerocalcare. Seine Reise nach Rojava habe viel dazu beigetragen, die kurdische Befreiungsbewegung näher kennenzulernen. „Diesen Kampf kann man einfach nicht wie ein Buch angehen, lesen und wieder ins Regal stellen. Damit sich die Menschen den Widerstand dort immer wieder vor Augen führen, musste ein Treffen wie dieses organisiert werden. Denn dieses Volk setzt seinen Widerstand gegen die Bomben des türkischen Staates unter den schwierigsten Bedingungen fort. Die Solidarität darf nicht schwinden.“

Bisher haben rund 1000 Interessierte die Ausstellung besucht. 15 Werke des Künstlers können noch für den guten Zweck erworben werden.