Pervin Buldan: Die Mauern müssen einstürzen

„Die Gefangenen sind immer bei uns“, erklärte die HDP-Vorsitzende Pervin Buldan bei der Vorstellung des von ihrer Amtsvorgängerin Figen Yüksekdağ im Gefängnis verfassten Buches „Die Mauern werden einstürzen“ in Istanbul.

Im Istanbuler Stadtteil Kadiköy ist das von ehemaligen HDP-Vorsitzenden Figen Yüksekdağ im Gefängnis verfasste Buch „Die Mauern werden einstürzen“ vorgestellt worden. Die Veranstaltung des Frauenrats der Demokratischen Partei der Völker (HDP) wurde von der aktuellen Ko-Vorsitzenden Pervin Buldan, der HDK-Sprecherin Idil Uğurlu und weiteren Politikerinnen und Frauenorganisationen unterstützt.

Die Autorin selbst konnte an der Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Bildungsgewerkschaft Eğitim-Sen nicht teilnehmen, sie wird seit knapp vier Jahren als politische Geisel im Gefängnis in Kocaeli festgehalten. In ihrem Namen schrieb ihre Amtsnachfolgerin Pervin Buldan Widmungen in die Bücher. Die Istanbuler HDP-Vorsitzende Elif Bulut hielt eine Ansprache, in der sie auf den gemeinsamen organisierten Kampf einging. Figen Yüksekdağ sei verhaftet worden, weil die Machthaber in der Türkei ihren Kampf als Gefahr angesehen hätten, sagte Elif Bulut: „Viele unserer Freundinnen befinden sich im Gefängnis zwischen vier Wänden, aber wie man an diesem Buch sieht, lassen sie sich nicht gefangen nehmen.“

Anschließend wurden von Kulturschaffenden von BEKSAV Gedichte von Figen Yüksekdağ verlesen und kurdische und türkische Lieder gesungen. Pervin Buldan las einleitend zu ihrer Rede das Gedicht „Mutter Taybet“ vor, das Taybet Inan gewidmet ist, die während der Ausgangssperren in Silopiya vom türkischen Militär erschossen wurde. „Figen Yüksekdağ wird als politische Geisel im Gefängnis festgehalten“, sagte Pervin Buldan und fuhr fort: „Unsere Freundinnen im Gefängnis sind immer bei uns. Ihre Herzen und ihre Stifte sind jederzeit bei uns. Sie schreiben Geschichte, Romane oder – so wie jetzt – sind sie mit ihren Gedichten bei uns. Figen beschreibt in ihren Gedichten die Türkei und den in diesem Land bestehenden Schmerz. Jedes dieser Gedichte ist Ausdruck einer anderen Tragödie. Die Geschichte von Mutter Taybet, die der 33 Traumreisenden, die Beschreibungen des Schmerzes, den junge Menschen und Frauen in der Türkei erleben, sind bezeichnend für die Realität der Türkei. Sie haben stattgefunden, bevor Figen ins Gefängnis gekommen ist, aber auch seitdem ist das Leid nicht abgebrochen und setzt sich ohne Unterlass fort. Figen Yüksekdağ, Selahattin Demirtaş, Gülten Kışanak und Idris Baluken sind mit den von ihnen verfassten Büchern immer ein Teil des Kampfes gewesen. Andere schreiben keine Bücher, aber sie schicken uns Grüße und Vorschläge oder sie stärken uns durch ihre Kritik. Auch wenn sie im Gefängnis sind, leisten sie einen großen und wertvollen Beitrag zu unserem Kampf.“