PEN International unterstützt kurdische Schriftstellerinnen

PEN International ruft zum Handeln für die wegen ihrer Schriften in der Türkei verfolgten kurdischen Schriftstellerinnen Gulgeş Deryaspî und Meral Şimşek auf.

PEN International hat zum Frauentag am 8. März zur Unterstützung der kurdischen Schriftstellerinnen Gulgeş Deryaspî und Meral Şimşek in der Türkei aufgerufen. 2018 hatte PEN International ein Frauenmanifest veröffentlicht, eine Reihe von Grundsätzen, die darauf abzielen, die freie Meinungsäußerung zu schützen, indem sie die Unterdrückung von Frauen weltweit durch Zensur, Strafverfolgung, Verhaftung, Belästigung oder Gewalt bekämpfen und beseitigen. Das Manifest war für die PEN-Zentren und andere Organisationen ein Anhaltspunkt, um die Rechte von Frauen in den Bereichen Bildung, Verlagswesen und Literatur zu fördern.

Aufbauend auf dem Manifest hat PEN International am Frauentag 2022 auf den Fall zweier Frauen hingewiesen, „die wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung verfolgt werden“, und seine Mitglieder zum Handeln aufgerufen:

„Heute, am Internationalen Frauentag, feiern wir die anhaltenden Erfolge von Schriftstellerinnen weltweit. Doch so viele Frauen werden weiterhin zum Schweigen gebracht, wie die kurdischen Schriftstellerinnen Gulgeş Deryaspî und Meral Şimşek, die in der Türkei wegen ihrer Schriften zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. An diesem wichtigen Tag sind unsere Gedanken auch bei allen Frauen, die Opfer von Kriegen wurden, und bei allen, die in Konfliktsituationen gefangen sind. Die PEN-Gemeinschaft steht ihnen zur Seite“, erklärte Romana Cacchioli als geschäftsführende Direktorin von PEN International am Dienstag.

Gulgeş Deryaspî

Gulgeş Deryaspî (Gulgeç Akdeniz) ist eine kurdische Schriftstellerin aus der Türkei und Mitglied des kurdischen PEN. Sie ist die Autorin von drei Romanen in kurdischer Sprache: Tariya Bi Tav (Dunkelheit mit Sonnenschein), veröffentlicht 2010, Xezal (Gazelle), veröffentlicht 2013 und Ez Ne Ezim (Ich bin nicht, wer ich bin), veröffentlicht 2018.

Deryaspî wurde am 25. Juli 2019 bei gleichzeitigen Razzien in der Provinz Bedlîs (tr. Bitlis) festgenommen, bei denen auch acht weitere Personen in Gewahrsam genommen wurden. Am 29. Juli 2019 wurde sie formell wegen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" gemäß Artikel 314/2 des türkischen Strafgesetzbuchs angeklagt und in das geschlossene Gefängnis Bitlis E-Typ eingewiesen. Sie bestreitet jegliches Fehlverhalten.

Die Schriftstellerin wurde am 30. März 2020 aus der Untersuchungshaft entlassen, um Ausbrüche von COVID-19 in den überfüllten Gefängnissen des Landes einzudämmen. Sie wurde am 3. Dezember 2020 zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Ihre Verteidigung legte am 28. Februar 2021 Berufung ein. Ein Jahr später steht das Urteil über ihre Berufung noch aus.

PEN International ist der Ansicht, dass Deryaspî wegen ihrer Schriften, die die kurdische Sprache und Kultur fördern, verfolgt wird, und fordert die Aufhebung ihrer Verurteilung. Zur Lage der Meinungsfreiheit in der Türkei erklärt PEN International, dass „überzogene Anti-Terror-Gesetze zur Unterdrückung friedlicher Meinungsäußerung eingesetzt und die kurdische Kultur und Sprache weiterhin hart unterdrückt werden“.

Meral Şimşek

Meral Şimşek ist eine kurdische Schriftstellerin und Dichterin aus der Türkei und Mitglied des kurdischen PEN. Sie ist die preisgekrönte Autorin von drei Gedichtbänden - Mülteci Düşler (Flüchtlingsträume), Ateşe Bulut Yağdıran (Wolken im Feuer) und İncir Karası (Schwarze Feige).

Am 9. Dezember 2020 wurde Şimşek von der türkischen Anti-Terror-Polizei in der Provinz Meletî (Malatya) festgenommen. Am folgenden Tag wurde sie bis zur Verhandlung freigelassen und mit einem Reiseverbot belegt. Im Januar 2021 wurde Şimşek wegen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" gemäß Artikel 314/2 des türkischen Strafgesetzbuchs und „terroristischer Propaganda" gemäß Artikel 7/2 des Anti-Terror-Gesetzes Nr. 3713 angeklagt. In der Anklageschrift wird vor allem ihre Kurzgeschichte Arzela erwähnt, die in der Anthologie Kurdistan + 100 erschienen ist, in der sich zwölf zeitgenössische kurdische Schriftsteller:innen ein Land vorstellen, das sie im Jahr 2046 ihr Eigen nennen könnten.

Am 7. Oktober 2021 wurde Şimşek vom 2. Hohen Strafgericht von Malatya der „terroristischen Propaganda" für schuldig befunden und zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Vom Vorwurf der „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" wurde sie freigesprochen und ihr Reiseverbot wurde aufgehoben. Ihr Berufungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen.

In einem anderen Fall drohen Şimşek bis zu fünf Jahre Haft wegen „Betreten eines militärischen Sperrgebiets", nachdem sie im Juni 2021 nach Griechenland geflohen war und in die Türkei zurückgeschoben wurde.

PEN International ist der Ansicht, dass auch Meral Şimşek wegen ihrer Schriften verfolgt wird und fordert die türkischen Behörden auf, ihre Verurteilung aufzuheben und alle Anklagen gegen sie fallen zu lassen.

Handlungsmöglichkeiten

„Bitte richten Sie Appelle an die türkischen Behörden, in denen Sie fordern, dass die Verurteilung von Gulgeş Deryaspî und Meral Şimşek aufgehoben wird und alle Anklagen gegen Şimşek fallen gelassen werden“, fordert PEN International und benennt verschiedene Adressaten wie den türkischen Justizminister Bekir Bozdağ, die jeweiligen Botschaften der Türkei oder die Außenministerien der eigenen Länder.

Als weitere Handlungsmöglichkeiten schlägt PEN International Öffentlichkeitsarbeit in Form von Artikeln, Veranstaltungen, Pressekonferenzen, öffentliche Foren, Ausstellungen oder Demonstrationen vor. In den „Sozialen Medien“ kann eine Sensibilisierung für die Fälle von Gulgeş Deryaspî und Meral Şimşek unter Verwendung der Hashtags #GulgeşDeryaspî #MeralŞimşek #IWD2022 #BreakTheBias erfolgen.