Nivişta Gerîla: Die Geschichte hinter dem Lied

Bei der Guerilla gibt es viele Geschichten voller Hoffnung, Sehnsucht und Liebe. Eine dieser Geschichten wird in dem Stück „Nivişta Gerîla“ von Şêro Hindê und Mehmûd Berazî erzählt.

Nivişta Gerîla ist ein Lied, das ich seit knapp zwei Jahren immer wieder höre. Jedes Mal werde ich von einer Welle der Traurigkeit erfasst. Sie nimmt mich mit in die Ferne. Nach der Traurigkeit kommt Hoffnung in mir auf und breitet sich in der Mitte meines Lebens aus. Deshalb wollte ich mehr über die Macher Şêro Hindê und Mehmûd Berazî und die Geschichte dieses Stücks erfahren.

Als ich erneut nach Rojava gekommen bin, war es eines meiner ersten Anliegen, Şêro Hindê zu finden und mit ihm über sein Lied zu sprechen. Şêro Hindê ist einer der Gründer der Filmkommune von Rojava (Komîna Film a Rojava). Über das Lied berichtet er:

„Zwei junge Menschen aus Rojava interessieren sich füreinander. Ihren Wohnort und ihre Namen möchte ich nicht nennen, sie sollen ein Geheimnis bleiben. Ihre Geschichte steht für viele Menschen in einer ähnlichen Situation. Die beiden fangen an, sich miteinander zu treffen – ob mit oder ohne das Wissen ihrer Familien. Sie werden zu Geliebten, aber ihrer beide Herzen schlagen auch für den Guerillakampf in den Bergen Kurdistans. Sie entscheiden sich gemeinsam, sich der Guerilla anzuschließen.

Nach ihrer Grundausbildung werden sie an verschiedene Orte geschickt. Niemand weiß, dass sie sich lieben. Sie zeigen einen sehr reifen Umgang. Ihre Liebe zueinander wiegt so schwer wie die Liebe zu ihrem Land. Jahrelang sehen sie sich nicht. Im Befreiungskampf tragen sie einander in ihren Herzen mit zu allen Aktionen und Aufgaben.

Jahre später treffen sie sich zufällig in den Bergen. Sie können nur kurz miteinander sprechen, dann gehen beide in verschiedene Richtungen weiter. Sie gehen von einem Ort zum anderen und setzen ihren Kampf fort, aber bei diesem kurzen Treffen wird klar, dass ihre Herzen immer noch für ihr Land und füreinander schlagen.

Als die Revolution in Rojava beginnt, geht die Guerillakämpferin an ihren Geburtsort zurück, um sich dort an der Arbeit zu beteiligen. Nach einer Weile wird auch der Guerillakämpfer zur Verteidigung der Revolution nach Rojava geschickt. Noch vor seiner Ankunft fällt die Frau im Kampf gegen den IS. Ihr Freund sucht die Orte auf, an denen sie sich aufgehalten hat, und folgt ihren Spuren. Er kämpft dort, wo sie gekämpft hat: Şengal, Kobanê und Gire Spî. In einem dieser Gebiete setzt er auch heute noch seinen Kampf fort.“

Geschichten voller Hoffnung, Sehnsucht und Liebe

Şêro Hindê sagt, dass es bei der Guerilla viele solcher Geschichten voller Hoffnung, Sehnsucht und Liebe gibt. Zur Entstehung des Liedes erzählt er:

„Nachdem wir diese Geschichte gehört hatten, wollten wir sie mit einem Musikstück oder auf andere Weise bekannt machen. Das Lied ist eine Botschaft der Liebe und der Text handelt von zwei Menschen, deren Liebe zu ihrem Land und zueinander miteinander verflochten sind und sich gegenseitig ergänzen. Es geht um Traurigkeit und Sehnsucht, aber viel mehr noch um Hoffnung. Wir haben das Stück Nivişta Gerîla (Amulett oder Talisman der Guerilla) genannt.“

Nivişta Gerîla (Text: Şêro Hindê. Musik: Mehmûd Berazî. Vertonung: Şehrîban Guneş, Xalid Dêrik und Hacî Mûsa)

Nivişta Gerîla

Nav çiya û zinaran

Pey dilê kovî mame

Bûm bi bask (û) firîyam tevlî xeyalan

Deşta dûr pir dûr e

Li Rojava destara derdan e

Hêviya min dîtinek bû

Ji vê refê neqetiyam (û) tevlî wê firîyam

Wek(î) koçeran gerîyam (di) bin baranê de

Henasê (hilmê) min bi vedeng e

Gava min bê deng e

Mêwa giyanê min lal e

Siwar hatin ji zozanan

Girtin serkêşiya dîlanan

Desmala rengîn

Destana mijê û baranê

Dodmaman xwe hilba kirin

Pismaman çok nîvçok kirin

Desmal dane destê xalana

Pûkê û leylanê

Rê kor e û pir sar e

Heyv(hîv) li jora mat maye

Stêrk ji çavan rijyan lê ez mam

Hespê boz dijene

Ber bi jora jor ve

Ji nav ewrên giyanan de dinhêre

Destê min ji te nabe

Lê pir, pir dereng e

Ji te re malekî ji kevrokan ava dikim

Derîyê wê (ji) şilêr be

Banê wê (ji) morîk be

Çira wê pêjna te.