Langes Wochenende zum assyrischen Akitu-Fest
Am 1. April feiern die christlichen Suryoye-Völker ihr Neujahrsfest Akitu. Damit genug Zeit zum Feiern und Erholen bleibt, hat die Autonomieverwaltung für ein langes Wochenende gesorgt.
Am 1. April feiern die christlichen Suryoye-Völker ihr Neujahrsfest Akitu. Damit genug Zeit zum Feiern und Erholen bleibt, hat die Autonomieverwaltung für ein langes Wochenende gesorgt.
Auf einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag in diesem Jahr können sich die Menschen in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien freuen. Die Demokratische Selbstverwaltung (DAANES) hat den Sonntag vor dem assyrischen Frühlingsfest Akitu zu einem arbeits- und schulfreien Tag erklärt. Damit erhält die Bevölkerung Nord- und Ostsyriens ein langes Wochenende und genug Zeit zum Feiern und Erholen.
Das Akitu lässt sich auf eine jahrtausendalte Tradition zurückführen und gehört zu den ältesten Festen der Welt. Es hat seinen Ursprung in der antiken sumerischen Zivilisation des Zweistromlandes Mesopotamien. Akitu beginnt nach der Tagundnachtgleiche am 21. März und findet seinen Höhepunkt am 1. April. Dieser Tag markiert den Termin zur Gerstenaussaat. Noch bis ins späte zweite Jahrtausend v. Chr. wurden zwei Feste mit elftägigen Prozessionen und religiösen Ritualen begangen, nämlich zur Gerstenaussaat und später noch einmal zur Gerstenernte.
Das Wort Akitu ist Sumerisch und bedeutet nichts anderes als Fest. Bis vor 5.000 Jahren schloss es noch mit der wichtigsten Zeremonie, der Vollziehung der „Heiligen Hochzeit“ zwischen dem Stadtfürsten von Uruk und einer Hohepriesterin, sowie dem Segen aller Götter ab. Im Gilgamesch-Epos bricht der patriarchale Mann Gilgamesch diese Tradition und verweigert der Göttin Ishtar alias Inanna die Hochzeit, so bringt er großes Unglück über Uruk herab.
Traditionell ist Akitu auch eng mit der Schöpfungsgeschichte verbunden. Im Rahmen der Durchsetzung patriarchaler gesellschaftlicher Strukturen und staatlicher Zivilisation wurde aus der Muttergöttin Tiamat zu mittelbabylonischer Zeit ein Drache, der von ihrem eigenen Sohn bzw. Enkel Marduk getötet wurde und aus deren Körper die Welt geschaffen worden war. Dieser Kampf wurde während des Festes, das zu babylonischer Zeit Rêš-šattim hieß, immer wieder nachgestellt.
Heute hat das Akitu-Fest kaum noch religiöse, sondern vielmehr eine kulturelle und politische Bedeutung inne. Es gilt als Symbol der Auferstehung und des Beginns des neuen Jahres. Da Festtraditionen um Frühlingsbeginn und Aussaat insbesondere im Kontext der neolithischen Revolution und der damit beginnenden organisierten Landwirtschaft von Bedeutung sind, ist anzunehmen, dass Akitu noch weit älter ist und in der Frühzeit vom Göttinnen-Kult geprägt war.
In Nord- und Ostsyrien ist Akitu seit 2022 auf Beschluss der Autonomieverwaltung ein gesetzlicher Feiertag. Mit dem zusätzlichen arbeits- und schulfreien Tag am kommenden Sonntag bleiben die gesamte öffentliche Verwaltung, Schulen und Behörden somit vom 29. März bis zum 1. April geschlossen – in Syrien ist das Wochenende Freitag und Samstag. Allerdings gibt es Situationen, die das Arbeiten an diesen Tagen aus bestimmten Gründen erforderlich machen. Das betrifft etwa den Rettungsdienst, Restaurants, öffentliche Verkehrsmittel oder die Energie- und Wasserversorgung.
Große Feiern in Tirbespiyê, Til Temir und Dêrik
Die Vorbereitungen für den Höhepunkt des diesjährigen Akitu in Nord- und Ostsyrien laufen derweil auf Hochtouren. Fleißig wurden bereits die Siedlungsgebiete der christlichen Suryoye-Völker geschmückt für diesen bedeutenden Tag, der 2024 zum 6.774 Mal begangen wird. Große Feiern finden in diesem Jahr unter anderem in Girê Şeran in Tirbespiyê, in Tel Al-Ward (Tall Wardiyat) zwischen Til Temir und Hesekê sowie in Hikmiye bei Dêrik statt.
Foto: Akitu-Feier 2023 nahe der Marienkirche in Tel Al-Ward