Kulturangebote im kurdischen Verein Nav-Berlin

Die Kulturkommission im kurdischen Verein Nav-Berlin bietet Kurse in den Bereichen Tanz, Musik und Sprache an. Die kurdische Folklore hat regionale Unterschiede und spiegelt den Reichtum der Geschichte wider.

Die Kulturarbeit ist eine der wichtigsten Aufgaben der kurdischen Vereine in Europa. In der Freien Kurdischen Gemeinde e.V. (Navenda Kurdistaniyên Azad li Berlin - Nav-Berlin) in Berlin bietet die Kommission für Kultur und Kunst Kurse für verschiedene Altersgruppen in den Bereich Tanz, Musik und Sprache an. Die Frauentanzgruppe Koma Feraşîn tritt seit Jahren bei Veranstaltungen in Berlin auf. Mustafa Ergün arbeitet in der Kulturkommission von Nav-Berlin und hat sich im ANF-Interview zu dem aktuellen Angebot geäußert.

Welche Arbeit macht Ihr als Kulturkommission?

Wir bieten Kurse für Govend, Tembur und die kurdische Sprache an, außerdem gibt es einen Kinderchor. Es kommen jedes Jahr neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die alten Teilnehmenden setzen ihre Arbeit sowohl in Berlin als auch überregional in der Kulturbewegung TEV-ÇAND fort. Natürlich treten dabei auch Schwierigkeiten auf, es gibt Zeit- und Raumprobleme. Wir wollen unsere eigene Kultur mit Musik, Tanz, Bildern und anderen Ausdrucksweisen lebendig halten.

Du unterrichtest Govend, die kurdischen Volkstänze, die regionale Unterschiede aufweisen. Aus welcher Region Kurdistans kommt der Govend, den Du unterrichtest?

Ich komme aus der Region Hinis-Varto, aber ich tanze den Govend aus fast allen Regionen Kurdistans. Im Unterricht haben wir im letzten Jahr die Region Gimgim gezeigt und in diesem Jahr Koçgirî. Für uns ist der geschichtliche Hintergrund der Tänze wichtig. Ein Tanz entsteht nicht einfach so, alle Bewegungen haben eine Bedeutung, das kleine Tuch, das mit den Fingern gehalten wird, das Tanzen Schulter an Schulter, bei dem man sich an den Händen hält. Jahreszeiten, die tägliche Arbeit, Trauer, Freude, alles findet seinen Ausdruck. Die Folklore spiegelt den Reichtum unserer Geschichte wider.

Kannst Du ein Beispiel aus Gimgim nennen?

Aus der Region Gimgim gibt es zum Beispiel den Yarê-Govend, es ist ein Trauertanz. Bei anderen Tänzen zeigen wir normalerweise lachende Gesichter und Lebensfreude, aber beim Yarê blicken wir nach unten und machen langsame Bewegungen. Der Tanz erzählt die Geschichte zweier junger Menschen, die sich lieben, einer kommt aus einer reichen Familie und einer aus einer armen Familie. Sie können nicht zusammenkommen und einer von ihnen stirbt, das wird in dem Tanz betrauert.

Wer besucht Eure Kurse, wie alt sind die Teilnehmenden?

Wir haben momentan drei Govend-Gruppen für Kinder, Jugendliche und Fortgeschrittene. Die Fortgeschrittenen sind eine Frauengruppe, die seit etwa fünf Jahren kontinuierlich arbeitet und neuen Zulauf aus den anderen Gruppen bekommt. Sie treten häufig bei Veranstaltungen auf und motivieren damit auch andere, es ihnen gleichzutun.

Hast Du einen Aufruf an kurdische Jugendliche und Eltern in Berlin?

Sie sollen sich unbedingt an unserer Arbeit beteiligen, von kleinen Kindern bis zu Alten. Musik hat einen Einfluss auf die menschliche Entwicklung, Tanz ist eine Kunstform, die den Charakter eines Menschen beeinflusst und an Universitäten weltweit gelehrt wird. Tanzen gehört zu unserer Natur und wir müssen Methoden finden, das in unseren Alltag einzubauen. Es ist eine Methode, unsere Kultur an unsere Kinder weiterzugeben, von Generation zu Generation.